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Bruck/Mur - Pöglhof


Das Gebiet um den heutigen Pöglhof kam vermutlich um das Jahr 1000 durch eine Schenkung Kaiser Ottos III an die Eppensteiner, die hier eine dem hl. Georg geweihte Kirche und das Gut Lomnicha gründeten. Zur Verteidigung von Kirche und Gut entstand ein kleiner Wehrbau, der um 1060 im Besitz Markwards von Eppenstein war. Er ließ den befestigten Hof von einem seiner Gefolgsleute verwalten. Als das Stift St. Lambrecht von den Eppensteinern gegründet wurde, schenkte Herzog Heinrich von Kärnten 1103 die Georgskirche und das Gut dem Stift. Auf dem Hof saßen nun bis in das 14. Jahrhundert hinein Dienstmannen des Stiftes. Durch die Erbauung der Stadt Bruck und die Errichtung der Burg Landskron durch den Landesfürsten hatte der Hof Lomnicha seine strategische Bedeutung verloren. Er scheint in der Folge auch nur mehr selten urkundlich auf. 1360 gab es hier einen unteren und einen oberen Hof. Das Stift verlieh beide Höfe an steirische Kleinadelige, zuerst an Ortolf von Kapfenberg und dann an Kunz den Chrel. Nach dem Tod des letzteren wurden beide Güter zur Nutzung an lokale Bauern vergeben. Der dem Stift abzuliefernde Zehent wurde zum Bau der neuen Kirche von St. Lambrecht bestimmt. Gegen Ende des 15. Jahrhunderts verkaufte das Stift den heutigen Pöglhof an das Nonnenstift Goess von dem es an die reiche Brucker Patrizierfamilie der Kornmess gelangte. Die Leobener Bürgerin Margarete Gabelhofen war mit den Kornmess verwandt. Sie übernahm den Hof und verpfändete ihn 1504 an Sebald Pögl d. Ä.

Das nun Pitishof genannte Gut wurde zwar zurückgelöst und kam an den mit den Kornmess verschwägerten Hans Holzapfel, doch wurde es von Sebald Pögl d. J. 1531 endgültig erworben. Der Hammerherr war einer der reichsten steirischen Geschäftsleute des 16. Jahrhunderts. Er betrieb u. a. in Thörl bei Aflenz eine Waffenschmiede, in der während der Türkenkriege dringend benötigte Büchsen, Geschütze und Kanonenkugeln hergestellt wurden. Außerdem besaß er mehrere Burgen und Herrschaften, wie Reifenstein, Schachenstein, Schrattenberg, Hohenberg und Araburg. Der 1530 von König Ferdinand in den Reichsfreiherrenstand erhobene Sebald Pögl ließ auch seinen neu erworbenen Hof in Bruck aufwändig ausbauen und gab ihm seinen Namen. Es entstand ein bequemer Herrensitz. Dieser wurde im 16. Jahrhundert zu einem Stützpunkt des Protestantismus in der Obersteiermark. Nach dem Aussterben der Familie Pögl fiel das Erbe 1575 an die mit ihr verwandten Stubenberger. 1603 kam der niederösterreichische Kammerrat Peter Khugelmann, Freiherr von Edenfels in den Besitz des bereits schlossartig ausgebauten Hofes. Dieser wurde aber bald wieder bäuerlich genützt. Die Erben des Hans Kaspar von Khugelmann verkauften den Pöglhof 1680 an die Freiherren von Falbenhaupt. Wenige Jahre später veräußerten ihn diese an Franz Sebastian von Haydegg. Danach wechselte das Gut mehrfach seine meist bürgerlichen oder bäuerlichen Besitzer bis ihn 1872 die Gewerkenfamilie Peintinger erstand. Heute ist der Pöglhof wieder ein großes, landwirtschaftlich genutztes Gut.

Obwohl der Pöglhof auf einer Terrasse oberhalb der etwas tiefer liegenden, nach Kapfenberg führenden Bundesstraße liegt, ist die Zufahrt für einen Ortsunkundigen gar nicht so leicht zu finden. Die unmittelbar neben ihm liegende gotische St. Georgs Kirche ist wesentlich bekannter als das Schloss selbst. Dieses weist nur an seiner der Kirche zugewendeten Südfront ein herrschaftliches Gepräge auf, während die anderen Seiten und vor allem der große Hof die jahrhundertelange landwirtschaftliche Nutzung nicht verleugnen. Ein Schwibbogen verbindet das Wohnhaus mit dem stattlichen Wirtschaftsgebäude. Die hofseitige Front des Wohngebäudes weist fünf Arkadenbögen auf. Die alten Wehranlagen sind längst verschwunden. Lediglich an der Südostecke des Wohngebäudes hat sich ein starker viereckiger Turm aus dem 11. Jahrhundert erhalten. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde das Schloss unter Einbeziehung dieses mittelalterlichen Turmes historistisch umgebaut, wodurch vor allem die Südfront aufgewertet wurde. Der bis 1531 mehrfach genannte untere Hof ist völlig verschwunden. Bemerkenswert ist die vor dem Schloss stehende St. Georgs Kirche. Sie wird bereits 1066 als romanische Eigenkirche Markwards von Eppenstein genannt. Der heutige Bau stammt vom Ende des 15. Jahrhunderts. Sowohl das Sternrippengewölbe des dreijochigen Langhauses als auch das Netzrippengewölbe des zweijochigen Chores und die Wände sind mit qualitativ hochwertigen spätgotischen Malereien überzogen. Neben dichter Rankenmalerei erkennt man die vier Evangelisten. Die Rippen in Chor und Langhaus sind farbig gefasst. An der Orgelempore sind Inschriften mit Schilderungen von Zeitereignissen zu sehen. Die Fresken der 14 Nothelfer an der Südwand wurden um 1500 gemalt.

Lage: am nordöstlichen Ortsende der Stadt

Ort/Adresse: 8600 Bruck an der Mur

Besichtigung: Das Schloss ist nur von außen zu besichtigen, der Schlüssel zur Kirche kann im Schloss ausgeborgt werden


Weitere Literatur:


06.12.2014