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Obertrixen - Schloss


Im 16. Jahrhundert wurde der Familie Rauber, der die Burg Obertrixen als Pfandbesitz gehörte, diese zu klein und ungemütlich. Wie aus einer Bauinschrift über dem Tor des Osttraktes hervorgeht, ließ Felix Viktor Rauber daher 1605 am Fuß des Burgberges ein stattliches Renaissanceschloss errichten. Möglicherweise wurde ein bereits bestehender Meierhof ausgebaut. Die Burg wurde dem Verfall überlassen. 1629 verkaufte Alexander Ernst Rauber die Herrschaft an die Brüder Ludwig und Anton Grotta von Grottenegg. Ende des 17. Jahrhunderts gelangte sie durch Kauf an Sigmund Graf Welz. Dessen Sohn Wolfgang verkaufte sie etliche Jahre später an Theodor Graf Christallnigg. Wie ein Stich von Johann Weikhard Valvasor aus dem Jahr 1688 zeigt, war Obertrixen im dritten Viertel des 17. Jahrhunderts ein prächtiges, von Gärten und Gartenbauten umgebenes Schloss. Vorübergehend befand es sich im Besitz von Marianne Gräfin Goess, die eine geborene Gräfin Christallnigg war. 1802 verkaufte sie Obertrixen an den Grafen Dismas Christallnigg. Dieser übergab das Schloss 1832 seinem Sohn Karl. Im Wege einer Versteigerung erwarb Friedrich von Knappitsch 1847 die bereits schwer verschuldete Herrschaft. 1881 ist im Grundbuch Ludwig Edler von Ratzesberg-Wartenburg bzw. dessen Erben als Besitzer vermerkt. Im 19. Jahrhundert wurde das Schloss mit einigen architektonischen Details im Stil des Historismus bereichert. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wechselten die Eigentümer ziemlich rasch. 1907 kam Obertrixen an Eugen Tomas, auf den aber schon im nächsten Jahr die Geschwister Lusin und Franz Bartol folgten. Auch sie konnte das Gut nicht lange halten. 1910 war es bereits im Besitz von Julius Kargel. Erst Emil Kühnel bzw. dessen Familie die von 1914 bis in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts die Schlossherren stellten, brachten wieder etwas Stabilität in die Besitzgeschichte. Danach wurde das Schloss jahrzehntelang wenig gepflegt, worunter vor allem das Äußere litt. Erst in letzter Zeit erfolgte nach einem Besitzwechsel eine aufwändige Restaurierung. Sie steht kurz vor dem Abschluss. Sehr schön ist auch die Renovierung der bereits profanierten Schlosskapelle gelungen. Weniger schön ist allerdings, dass sie nun als Kaffeehaus und Galerie dienen soll.

Das Schloss besteht aus zwei langgestreckten zweigeschossigen Trakten, die parallel zueinander angeordnet sind. An der südlichen und nördlichen Schmalseite sind sie durch Zinnenmauern verbunden, wodurch ein langer rechteckiger Innenhof gebildet wird. Im nördlichen Bereich der beiden Gebäude haben sich spätgotische Fenster erhalten, die eine Errichtung um 1580 nahe legen. Der Westtrakt wurde im frühen 17. Jahrhundert umgebaut und erweitert. Die südliche Zinnenmauer und der daneben befindliche Pavillon sind historistische Zutaten aus dem 19. Jahrhundert. Ludwig Grotta von Grottenegg hat sich über dem Südportal mit einer steinernen Wappenkartusche verewigt. Am Osttrakt ist ein dreiteiliges Renaissancefenster zu sehen. Das mit 1605 bezeichnete Nordportal wurde 1956 verändert. Das frühbarocke Portal des Westtraktes weist einen gesprengten Giebel auf. Die hier befindlichen steinernen Fenstergewände zeigen gerade Verdachungen. Im Gegensatz zum relativ einfachen Äußeren haben sich im Inneren zahlreiche interessante Baudetails erhalten. So stammt die Decke des Stiegenhauses im Osttrakt mit ihren Rautenstukkaturen aus der Zeit um 1700. Möglicherweise wurden sie von Kilian Pittner geschaffen. Ein Raum an der Westseite zeigt plastischen Stuck an der Decke sowie über den Türen. Als Stukkateur wird Gabriel Wittini (letztes Viertel des 17. Jahrhunderts) vermutet. Über dem Kamin ist das Doppelwappen des Grafen Sigmund Welz und seiner Gattin Franziska Klara Grotta von Grottenegg angebracht. Das Deckenbild zeigt die Göttin Diana von Adam Claus (?). In einem Raum des Obergeschosses ist eine hölzerne Kassettendecke vom Anfang des 17. Jahrhunderts zu sehen. Einige andere Räume zeigen Balkendecken und Nussholztüren aus dem 17. Jahrhundert. Die dem hl. Erasmus geweihte Schlosskapelle liegt im Südwesten, knapp außerhalb des Schlosses. Der kleine Saalbau stammt aus dem 17. Jahrhundert. Über den drei Arkaden der Eingangsfront erhebt sich ein Fassadenturm mit Zwiebelhelm. Das Altarbild des Hochaltares aus der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts zeigt die Marter des hl. Erasmus.

Lage: Kärnten - nordwestlich von Völkermarkt

Besichtigung: derzeit nur von außen möglich


Weitere Literatur:


02.12.2014