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Hohenstein


Das Renaissance-Schloss steht auf einer schon in der Antike besiedelten Terrasse. Wie Bodenfunde zeigen, haben hier bereits Kelten und Römer gesiedelt. Von einer 1162 und 1238 erwähnten Burg sind kaum noch Spuren vorhanden. Das gleiche gilt für einen 1356 genannten Wehrbau namens Hawenstein. 1538 erlaubte König Ferdinande I dem Vicedomamtsverwalter Hermann Kulmer von Rosenpichl unweit seines Schlosses einen Edelmannsitz zu errichten und ihn Hohenstein zu nennen. 1589 nahm Balthasar Kulmer eine Erweiterung vor, wie aus einer über dem Zugbrückentor eingemauerten Inschrifttafel hervorgeht. Er machte Hohenstein zu seinem Wohnsitz, während sein Bruder Bernhard weiterhin Rosenpichl bewohnte. Hohenstein blieb mehr als 100 Jahre im Besitz der Familie Kulmer. In der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts waren die Kulmer, wie die meisten Kärntner Adeligen, evangelisch. Die sog. Pfaffenstube der Burg wurde in dieser Zeit von einem lutherischen Prediger bewohnt. 1650 verkaufte Christoph Andrä von Kulmer die Herrschaft an den St. Veiter Bürger Karl Tallmann, der sie aber bereits drei Jahre später an Franz Freiherrn von Aschau veräußerte. Sein Sohn Franz Andrä war 1687 gezwungen, den Wehrbau zu verkaufen. Er gelangte in den Besitz der Brüder Franz Anton und Johann Siegmund Grotta von Grottenegg, die ihn bereits 1689 an den Propst Johann von Kraig verkauften. Nach dessen Tod erwarb Johann Peter Graf Goess das burgartige Schloss. Im 19. Jahrhundert war dieses ziemlich verwahrlost und diente als Lagerhaus. 1937 wurde Hohenstein von der Mutter des Freiherrn Eduard von Maltzahn erworben. Die Maltzahns sind ein uraltes Adelsgeschlecht aus Norddeutschland, doch war Eduard, der 1947 das Schloss übernahm, ein amerikanischer Offizier. Er ließ das bereits baufällige Gebäude umfassend restaurieren und stattete es mit einer alten, aus ganz Kärnten zusammen getragenen Innenausstattung aus. Hohenstein gehört nach wie vor der Familie Maltzahn. Da es von späteren unvorteilhaften Zu- und Umbauten verschont geblieben ist, macht das Schloss einen einheitlichen architektonischen Eindruck.

Das burgartige Schloss liegt auf einer niedrigen Hügelkuppe nahe der Bundesstraße Feldkirchen – St. Veit/Glan. Da es heute von einem Wäldchen umgeben ist, ist es von der Straße aus kaum zu sehen. Das zweigeschossige Hauptgebäude ist von einer hohen Wehrmauer und einem anschließenden breiten Zwinger umgeben. Es hat einen kreuzförmigen Grundriss. Kern der Anlage ist der Ost-/Westtrakt, der die Wohn- und Repräsentationsräume beherbergt. Er ist ca. 34 m lang und 9 m breit. Er wird an beiden Enden von wuchtigen halbrunden Turmbauten abgeschlossen. Die darin befindlichen Säle weisen Schießscharten und Fenster nach drei Seiten auf. Der Hauptbau wird in seiner Mitte von einem schmäleren und kürzeren Nord-/Südflügel geschnitten. Dieser Quertrakt enthält die Stiege und im ersten Stock eine große Halle mit einem offenen Kamin. An den westlichen apsidenartigen Turm schließt der Torbau an. Er ist über eine Rampe vom parkartigen Zwinger aus zugänglich. Die das Tor sichernde Zugbrücke gehört nach ihrer Restaurierung zu den wenigen in Österreich, die noch betriebsfähig sind. Die steinernen Gewichte sowie die Rollen und Ketten sind zum Teil noch original. Das mit 1589 bezeichnete rustizierte Tor konnte mittels Schießscharten und einem doppelten Gießerker im Ernstfall verteidigt werden.

Der durch die Kreuzform der Anlage gegebene Winkel im Südwesten wurde durch einen im Erdgeschoß von vier Steinsäulen gestützten Arkadengang und einen im Süden angebauten Turm in einen Hof umgestaltet. Im Obergeschoß des Arkadenganges tragen hölzerne Säulen das nach innen abgesetzte Dach. Am Querbau ist unter dem Dach eine originelle Sonnenuhr aus dem Jahr 1594 angebracht. Sie zeigt das Allianzwappen Kulmer-Staubach. Eine weitere große Sonnenuhr aus dem Jahr 1626 schmückt den Südtrakt. Die Erdgeschoßräume weisen meist Kreuzrippengewölbe auf. Hier befinden sich die Küche sowie einige Vorratsräume. Über dem Stiegenbogen verkündet eine Inschrift des 18. Jahrhunderts: „Wer Kunst und Waffen liebt, ist willkumb hier zu Haus, das sinnenarme G’sind bleib mir viel lieber drauß!“. In den Zimmern des Obergeschosses wurden einige Holzdecken aus anderen Kärntner Schlössern eingezogen. Auch die alten Kachelöfen standen einst in anderen Bauten der Region. Die meisten Fenster und Türen des Schlosses sind noch spätgotisch profiliert. Lediglich im südlichen Mitteltrakt ist ein schönes gekuppeltes Renaissancefenster zu sehen. Die Tore waren mit Malereien geschmückt, doch sind diese nicht gut erhalten. Die Kapelle befindet sich im vorspringenden Südturm. Ihre Decke ist mit einfachen Stukkaturen aus dem 17. Jahrhundert geschmückt. Über eine Wendeltreppe ist die über der Kapelle liegende Pfaffenstube zu erreichen. Unterhalb des Schlosses, aber noch innerhalb des Mauerringes, liegt ein mit Sgraffitomalereien verziertes Wirtschaftsgebäude aus dem 16. Jahrhundert. Dieser ehemalige Meierhof diente im 20. Jahrhundert den Schlossherren als Winterquartier.

Lage: knapp südlich von Liebenfels

Besichtigung: nicht erwünscht


Weitere Literatur:


06.11.2014