ARCHIV


Gefährdete Objekte

Schlosshotels

Personenverzeichnis






Leopoldskron


Leopoldskron ist der schönste profane Rokokobau Salzburgs. Es ist aber auch das am wenigsten bekannte der Salzburger Schlösser, obwohl es seinerzeit sogar die 1.000-Schilling Banknote zierte. Wie alle größeren Objekte der Stadt verdankt es sein Entstehen einem Erzbischof. Bauherr war Leopold Anton Graf Firmian (1679 – 1744). Unter ihm erlebte die Gegenreformation in Salzburg ihren Höhepunkt. Auf ihn geht die Ausweisung von mehr als zwanzigtausend Salzburgern zurück, die dem Protestantismus nicht abschwören wollten. Er gab 1736 den Auftrag, an Stelle des bisherigen „Radl- oder Niederleghofes“ mit dem Bau eines Wohnsitzes für seine Familie zu beginnen, den er sofort in einen neu errichteten Fideikommiß einbrachte. Die Bezeichnung Leopoldskron setzt sich offenbar aus dem Vornamen des Erzbischofs und der Verkürzung des Namens seines Schlosses Cronmetz in Südtirol zusammen. Als Architekt des Bauwerks gilt der Mathematiker Pater Bernard Stuart aus dem Regensburger Schottenkloster St. Jakob, wenn auch manche Historiker den Italiener Antonio Solari für den eigentlichen Planverfasser halten. Wegen des sumpfigen Geländes hatte der Rohbau riesige Summen verschlungen. Das Gebäude war 1740 im wesentlichen fertiggestellt.. Die den Heiligen Rupert und Leopold gewidmete Kapelle wurde aber erst 1744 eingeweiht. Als Erzbischof Firmian im gleichen Jahr starb, wurde er wie üblich, im Salzburger Dom bestattet, sein Herz aber wurde in der Leopoldskroner Schlosskapelle beigesetzt. Leopoldskron hatte er aber noch zu seinen Lebzeiten seinem Neffen, dem Obersthofmeister der Salzburger Erzbischöfe, Laktanz Graf Firmian geschenkt, unter dem es seine erste Blütezeit erlebte. Er war einer der bedeutendsten Kunstsammler seiner Zeit. Seine Gemäldegalerie galt als eine der größten des 18. Jahrhunderts. Unter den etwa 700 Bildern, die das Schloss schmückten, befanden sich Werke von Rembrand, Rubens, Tizian, Breughel und Canaletto. Außerdem besaß Laktanz bedeutende Sammlungen von Porzellan und römischen Münzen, sowie eine große Bibliothek.

Mit seinen Nachfolgern begann der Abstieg des Schlosses. 1812 wurde der Fideikommiß aufgehoben. 1828 erbte Karl Graf Wolkenstein-Trostburg den Besitz, verkaufte ihn aber 1837 an den Salzburger Schießstättenwirt Georg Zierer. Er war eine ausgesprochene Kunstbanause, verschleuderte die Gemälde per Stück um vier Gulden und verkaufte alles, sogar die Parkettböden. Der neue Besitzer, Heinrich Ritter von Mertens, versuchte die ärgsten Schäden zu beheben, veräußerte aber 1851 Leopoldskron an den Exkönig Ludwig I von Bayern. Dieser hielt sich zwar nur selten hier auf, das Schloss erlebte aber eine neuerliche aristokratische Epoche. Zu seinen Besuchern zählten Kaiser Franz Josef und Napoleon III. Nach Ludwigs Tod wurde Leopoldskron 1869 an den Notar Alexander Julius Schindler verkauft, der unter dem Namen Julius von der Traun als Schriftsteller tätig war. Seine Nichte, Alma Mahler-Werfel, verbrachte hier einen Teil ihrer Jugend. Nun wechselten die Besitzer recht häufig. 1918 erwarb der große Regisseur und Mitbegründer der Salzburger Festspiele Max Reinhardt den bereits heruntergekommenen Bau. Er investierte einen Großteil seiner beträchtlichen Einkünfte in die Ausgestaltung von Schloss und Park. Leopoldskron erlebte seine zweite Blütezeit, die die erste noch übertraf. Es war Treffpunkt vieler berühmter Persönlichkeiten aus dem Bereich des Theaters und der Musik. Im Venezianischen Zimmer fand Reinhardts Commedia-dell’arte Bilder- und Figurensammlung ihren Platz. Zur Unterbringung seiner vielen Bücher wurde eine Bibliothek in der Art der Klosterbibliothek von St. Gallen nachgebaut. Der Park wurde mit Zwergenfiguren aus dem Zwerglgarten von Schloss Mirabell und barocken Steinplastiken aus Schloss Thürntal am Wagram bereichert. Als 1923 und 1924 die Salzburger Festspiele wegen der schlechten Wirtschaftslage ausfielen, beschloss Reinhardt sein Schloss und den Park zur Bühne zu machen. In der Folge fanden hier mehrere Theateraufführungen und –feste für ein ausgesuchtes Publikum statt. Zu diesem Zweck wurde 1931 ein eigenes Gartentheater errichtet, das aber später wieder verfiel. Max Reinhardt emigrierte 1937 nach Hollywood. Leopoldskron wurde ein Jahr später enteignet und als Gästehaus des Gauleiters benützt. Trotz eines Bombenschadens am Ostflügel überstand das Schloss die Kriegs- und Nachkriegszeit recht gut. Leopoldskron wurde an die Erben Max Reinhardts, Helene Thimig und zwei Söhne aus erster Ehe, zurückgegeben, die sich um das Erbe einen langwierigen Rechtsstreit lieferten. 1947 mietete das „Salzburg Seminar in American Studies“ das Schloss, das zwischenzeitlich dem Bertelsmann-Konzern und der Stadt Salzburg gehörte. 1958 kaufte diese private Hochschule, deren Aufgabe das Studium der verschiedensten Aspekte der amerikanischen Gesellschaft ist, das Gebäude. 1973 wurde auch der benachbarte Meierhof erworben.

Das Schloss liegt am Nordufer eines langgestreckten Teiches im flachen „Leopoldskroner Moos“. Es steht in einem von einer hohen Mauer umgebenen Park, der auch den dazugehörigen Meierhof einschließt. Ursprünglich wies das Gebäude über dem noch bestehenden Sims ein Mansardendach mit einem oktogonalen Turm über dem Mittelteil auf, doch wurden gegen Ende des 18. Jh. die Mansarden zu einem regulären dritten Stock ausgebaut. Dies wirkte sich auf die Proportionen nachteilig aus und gibt dem Rokokopalast ein etwas kastenartiges Aussehen. An der Nordfront ist dem Schloss eine große offene Eingangshalle mit darüber liegender Altane vorgebaut. Über dem Dachgeschoß des Mittelrisalites wölbt sich ein wappenverzierter Giebelaufbau. Das mit reichem Gewölbestuck versehene Treppenhaus geht durch alle Stockwerke. Von der großen Halle im Erdgeschoß führt eine Marmortür in die Schlosskapelle. Sie reicht durch zwei Geschosse und ist mit Stuckmarmor, Stukkaturen und Gemälden aufwändig ausgestattet. In ihrem Marmorboden ist in eingelegten Messingbuchstaben der Name des Erbauers zu lesen. Der Altar stammt aus der Zeit um 1740. Herzstück des Schlosses ist der zweigeschossige Marmorsaal im ersten Stock. Er ist eine große Halle mit je einem Marmorkamin an den Längswänden. Die darüber hängenden monumentalen Gemälde zeigen die Übergabe der Schenkungsurkunde des Schlosses durch Erzbischof Leopold Firmian an seinen Neffen Laktanz und diesen als Beschützer der Künste. Die qualitätvollen Stuckarbeiten im Stil des frühen Rokokos an der Decke sind ein Werk von Johann Kleber. Sie nehmen auf die Interessen des Erbauers Bezug: Baukunst, Musik, Astronomie und Malerei. In vier Kartuschen erscheinen die vier Erdteile. Das Deckengemälde von Franz Anton Ebner (1744) zeigt die Hochzeit der Atlanta. In der Höhe des zweiten Stocks laufen rund um den Saal Verbindungsgänge zu den rechts und links liegenden Wohntrakten. Nach Süden öffnen sich drei Torbögen auf eine Terrasse zum Park. Eine Besonderheit von Leopoldskron sind seine schönen Kachelöfen, die sich überall im Schloss finden und von Johann Georg Braun aus Wessobrunn und Johann Lindenthaler aus Salzburg stammen.

Lage: Salzburg/Stadt Salzburg – Leopoldskronstraße 66

Besichtigung: nicht möglich

Homepage: www.schloss-leopoldskron.com


Weitere Literatur:


05.01.2003