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Graz - Palais Dietrichstein


Die ältesten Bauteile des Palais stammen aus der Mitte des 16. Jahrhunderts. Zu Beginn des 17. Jahrhunderts standen an der Stelle des Palais Dietrichstein drei aneinander grenzende Häuser. Sie gehörten den Freiherren von Galler. Darunter befand sich auch ein Herberstein’sches Freihaus. 1637 erwarb Sigmund Ludwig Graf Dietrichstein, Freiherr von Hollenburg zwei dieser Häuser. 1642 kaufte er auch das dritte. Bereits 1637 hatte Kaiser Ferdinand seinem Hofkammerpräsidenten ein angrenzendes Grundstück überlassen, auf dem der Pferdestall des Grafen errichtet wurde. Ein Jahr später erhielt dieser auch den Nutzgenuss des in unmittelbarer Nähe liegenden Basteigartens. 1647 brachte Graf Dietrichstein sein Wohnhaus in einen Fideikommiss ein. Seine Witwe Anna Maria geb. Gräfin von Meggau und sein Sohn Georg Seifried Reichsgraf von Dietrichstein ließen es barock ausgestalten und mit zahlreichen Gemälden schmücken. Darunter befanden sich Werke von Dürer, Cranach, Tintoretto und Veronese. Um 1760/65 ließ Ludwig Graf Dietrichstein einen spätbarocken Um- und Ausbau vornehmen. Die Pläne stammten vermutlich vom Baumeister Joseph Hueber. Auch der Zimmermeister Matthias Fusberger und der Hofsteinmetz Joseph Carlon waren hier tätig. 1798 erwarb Franz Xaver von Fraidenegg das Palais. Zwanzig Jahre später wurden Teile des Gebäudes an den Akademischen Musikverein vermietet. Das Palais blieb bis 1827 im Besitz der Fraidenegg’schen Erben. Ein 1853 geplanter Umbau der Fassade im frühhistorischen Stil kam nicht zustande. 1879 gelangte das Palais Dietrichstein an die Familie Conrad. 1944 wurde es durch Fliegerbomben schwer beschädigt. Nach dem Zweiten Weltkrieg und der erforderlichen Behebung der Kriegsschäden benützte die benachbarte Kammer für Handel, Gewerbe und Industrie auch das Palais Dietrichstein. Das Gebäude gehört heute dem Land Steiermark, das es 1976 dem Amt der Steiermärkischen Landesregierung zur Verfügung gestellt hat.

Das langgestreckte, dreigeschossige Palais besteht aus mehreren Baukörpern. Die weitgehend ungegliederte Fassade ist zwölfachsig. Ihre beiden südlichen Achsen mussten nach den Bombenschäden 1951 erneuert werden. Zwischen der fünften und siebenten Achse zeichnet sich sowohl im profilierten Traufgesims, als auch im Satteldach ein deutlicher Knick ab. Die Fenster der Obergeschosse weisen profilierte Sohlbänke und gerade Verdachungen auf. Sie stammen vermutlich vom Anfang des 18. Jahrhunderts. Der Prunksaaltrakt im ehemaligen Herberstein’schen Freihaus zeigt an der südöstlichen Hoffront mehrere steinerne Frührenaissance-Fensterrahmen mit Rhomben- und Rosettenverzierungen aus dem dritten Viertel des 16. Jahrhunderts. Ein Teil der vorspringenden Hofflügel wurde bei der Errichtung der Häuser am Burgring 1861 abgebrochen. An der Hofwand des Hauses Burgring 8 ist eine Steinkartusche mit dem Allianzwappen Dietrichstein-Meggau von 1660/70 eingemauert. Joseph Hueber schuf das großzügig geplante, spätbarocke Treppenhaus, das heute vom Innenhof aus zugänglich ist, da die straßenseitige Eingangshalle 1864 für ein Geschäft abgemauert wurde. Der Stuckplafond sowie das Treppengitter zeigen den Übergang vom Rokoko zum Klassizismus.

Sowohl der Keller als auch das Erdgeschoß weisen noch Kreuzgrat- und Tonnengewölbe der Vorgängerbauten aus dem 16. Jahrhundert auf. Der Prunksaaltrakt zeigt im Erdgeschoß eine von vier schlanken Pfeilern gestützte gewölbte Halle aus dem dritten Viertel des 16. Jahrhunderts. Das Kreuzgratgewölbe des ersten Stocks ist aus der gleichen Zeit. Das tonnengewölbte zweite Obergeschoß wurde 1670 als Prunksaal adaptiert. Ein Vorraum sowie drei straßenseitige Räume weisen Stuckdecken auf. Der rechteckige Prunksaal liegt an drei Seiten frei. Er wird an jeder Front von drei Fenstern in flachbogigen Nischen beleuchtet. Sein Tonnengewölbe ist mit einem stark plastischen Schmuck versehen, der den neun Bildfeldern als Rahmen dient. Die Stukkaturen werden Matthias Camin zugeschrieben. Sie wurden in den Jahren um 1665/70 angefertigt. Die Seccomalereien schuf Franz Steinpichler um 1670. Die Themen der Bilder sind zum Großteil den Metamorphosen des Ovids entnommen. Im Mittelspiegel der Stuckdecke wird das Haus Dietrichstein-Meggau verherrlicht. Die Kartusche über dem Eingang zeigt das Wappen der Meggau. Das gegenüberliegende Wappen war ursprünglich jenes der Dietrichstein. Es wurde aber wie auch jenes des Mittelbildes um 1800 durch das Wappen der Fraidenegg ersetzt.

Ort/Adresse: 8010 Graz, Burggasse 9

Besichtigung: derzeit nur von außen möglich


Weitere Literatur:


31.10.2014