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Tschakathurn (Schachenturm)


Der einstige Wohnturm wird 1299 erstmals urkundlich erwähnt. Bis in das 15. Jahrhundert hinein befand er sich im Besitz der ritterlichen Familie Schachner. Diese gehörte zu den Dienstmannen der Liechtensteiner. Vermutlich wurde der Ansitz auch von ihr errichtet. Folgerichtig wurde der Bau damals Schachenturm genannt, eine Bezeichnung, die auch heute noch verwendet wird. 1490 musste Niklas von Liechtenstein den Wehrbau an Kaiser Maximilian abtreten. Tschakathurn hatte die nach Kärnten führende Fernstraße zu überwachen. Es war, wie der Vischerstich von 1681 zeigt, ein schmuckloser dreigeschossiger Zweckbau ohne jeden Anspruch an Repräsentation oder Wohnlichkeit. Ab 1492 gelangte Tschakathurn als landesfürstliches Lehen an verschiedene steirische Adelige. So wurde es 1501 an Lorenz Hättinger verliehen. Von 1528 bis 1622 gehörte der Turm der Familie Herberstein, die ihn vom Kaiser käuflich erworben hatte. Sie ließen den Turm von Verwaltern betreuen. Im 17. und 18. Jahrhundert wechselten die Besitzer recht häufig. Zunächst wurde der Wehrbau von Gottfried Freiherr von Stadl übernommen. 1625 folgte Seyfried Büchler (Pichler) und 1687 Viktor Jakob Graf von Prandegg. Nach dessen Tod wurde Schachenturm 1697 wegen hoher Schulden unter Zwangsverwaltung gestellt und bald darauf an Johann Simon von Leuzendorf verkauft. 1709 wird der Bau als „Gschlößl Tschäkhäthürndl“ bezeichnet. Damals wurde es nach einer neuerlichen Zwangsverwaltung von Johann Sigmund von Wels erworben. 1740 kaufte es Joseph Adam Fürst Schwarzenberg. 1792 brannte der bis dahin von Dienstleuten bewohnte Turm aus und blieb bis heute Ruine. Die starken Bruchsteinmauern haben aber den Brand gut überstanden. Bei dem knapp unterhalb der Ruine liegendem Gehöft dürfte es sich um den einstigen Meierhof handeln. Der Schachenturm gehört derzeit den Grafen Revertera.

Die immer noch stattliche Burgruine liegt nur wenige Meter neben der vielbefahrenen Straße über den Neumarkter Sattel auf einem flachen Hügel, ist aber bei der erwachsenen Bevölkerung des Tales weitgehend unbekannt, da sie fast vollständig von einem Wäldchen mit dichtem Bewuchs umgeben ist. Wie die Schmierereien an den Wänden und Party-Überreste zeigen, ist sie aber der Jugend von Scheifling und St. Lorenzen durchaus ein Begriff. An der Südseite des Areals geht dieses fast eben in Ackerland über. Mangels eines natürlichen Schutzes dürfte hier ein Graben bestanden haben. Die Mauerwerksstruktur legt einen Ausbau nach 1400 nahe. Man vermutet, dass hier zuvor ein Holzbau existierte. Der Wohnturm besteht aus zwei durch eine Mittelmauer getrennten Trakten, die durch eine Quermauer unterteilt sind. Ein unterkellerter Anbau im Norden entstand wohl etwas später. Wie Mauerreste zeigen, dürfte es auch im Westen einen Zubau gegeben haben. Der Turm war einst drei- bis viergeschossig, wobei die unteren Etagen mit einfachen Holzdecken versehen waren. Die Balkenlöcher sind an den Innenseiten der Außenmauern noch zu sehen. Im Südteil gab es in den oberen Geschossen jedoch zum Teil steinerne Tonnengewölbe. Dass der Turm nicht nur eine Wehrfunktion hatte, sondern auch ganzjährig bewohnt war, zeigen die in der Mauerstärke hochgezogenen Kamine. Auch die später ausgebrochenen großen rechteckigen Fenster in ihren Flachbogennischen weisen darauf hin. Im Osttrakt haben sich ein Schulterbogenportal sowie eine weitere gotische Tür erhalten.

Lage: am südöstlichen Ortsende von St. Lorenzen (bei Scheifling), nahe der Eisenbahnbrücke

Besichtigung: jederzeit möglich


Weitere Literatur:


25.10.2014