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Straßburg


1072 gründete Erzbischof Gebhard von Salzburg das Bistum Gurk. Die ersten Bischöfe waren von Salzburg abhängige Hilfsbischöfe mit eingeschränkten Befugnissen. Erst der vierte der Gurker Bischöfe schuf sich einen festen Sitz. Bischof Roman I (1131 – 1167), der auch den Bauauftrag zum Gurker Dom gab, errichtete kurz vor 1147 wenige Kilometer östlich von diesem auf einem talbeherrschenden Hügel an der Straße nach Friesach die Straßburg. Ihr Name ist etwas einfallslos aber als „Burg an der Straße“ selbsterklärend. Die Geschichte der Burg ist von wechselnden Phasen des Ausbaues und der Zerstörung geprägt. Ursprünglich bestand sie nur aus einem Festen Haus, das von einer Ringmauer umgeben war, wurde aber bald ausgebaut. Nach wenigen Jahren hatte die Burg bereits flächenmäßig ihre jetzige Ausdehnung erreicht, wenn man vom Kastengebäude im Nordwesten und dem Gesindebau im Südwesten absieht. Die Burg hatte mehrere Funktionen. In erster Linie war sie natürlich repräsentativer Wohnsitz der Gurker Bischöfe. Sie sollte aber auch deren Unabhängigkeitsbestrebungen gegenüber dem Erzbistum Salzburg zum Ausdruck bringen. Außerdem war sie Verwaltungssitz des umfangreichen Gurker Gutsbesitzes, der vor allem in der Südsteiermark und Krain lag. In den unruhigen Zeiten des 12. Jahrhunderts war sie natürlich auch als wehrhafte Schutzburg und Stützpunkt für militärische Aktionen wichtig. Die Zeit vom 12.bis zum 16. Jahrhundert war für die streitbaren Gurker Bischöfe recht turbulent und auch persönlich nicht ungefährlich. Im Bestreben, die Unabhängigkeit vom Erzbistum Salzburg zu sichern, schreckten sie auch vor dem Einsatz militärischer Mittel nicht zurück. Um ihre Ansprüche zu untermauern, ließen sie – wie damals weitgehend üblich – umfangreiche Urkundenfälschungen vornehmen. Die Wehrhaftigkeit der Burg kam jedoch nicht zum Tragen, als eine Bischofswahl zum zweijährigen blutigen Kampf zwischen den beiden Kandidaten führte. Der von den Gurker Domherren ohne Erlaubnis des Salzburger Erzbischofs als Bischof eingesetzte Graf Hermann von Ortenburg war ein Gegenbischof des von Salzburg unterstützten Dietrich I von Albeck (1179 – 1194). Er wurde 1179 in der bereits gut befestigten Anlage von den Truppen des Erzbischofs Konrad III belagert, denen es im folgenden Jahr gelang, den Wehrbau einzunehmen und anschließend zu schleifen. Das gleiche Schicksal erlitt die unterhalb der Burg gelegene Siedlung. Um neuerliche Zerstörungen zu unterbinden, ließ Bischof Walther von Vatz (1200 – 1213) den Ort mit einer Wehrmauer umgeben. Diese wurde im Laufe der Zeit mehrfach erhöht und verstärkt. 1214 wurde der Dompropst von Salzburg, Otto zum Bischof von Gurk erwählt. Er konnte sein Amt aber nicht antreten, da er der Legende nach kurz danach von den Gurkern, die mit der Entscheidung des Erzstiftes nicht einverstanden waren, vergiftet wurde.

Auf der mittelalterlichen Burg lebte neben dem Bischof auch eine Reihe von Ministerialen, die Hofämter, wie Marschall, Kämmerer und Truchseß ausübten. Der Hofamtmann war nicht nur Kellermeister sondern auch Landrichter im Gurktal. König Rudolf von Habsburg verlieh der Bischofsburg 1280 die Hohe Gerichtsbarkeit. Allerdings wurden ab 1494 Todesurteile nur mehr durch den kaiserlichen Bannrichter des Herzogtums Kärnten gefällt. Hinrichtungen wurden vom herzoglichen Freimann vollzogen. Die mit den Hofämtern betrauten Ministerialen wohnten im Faulturm, zum Teil aber auch im Ort Straßburg. Manche von ihnen führten das Prädikat „von Straßburg“. Die bedeutendsten Ministerialen des 13. Jahrhunderts waren die Buzzonen, die zeitweise mehrere Hofämter bekleideten. Sie hatten ihren Familiensitz im „Putzenhof“, einem Gebäude unterhalb der Burg. 1231 rebellierte Vizedom Hartwig von Buzzo gegen Bischof Ulrich I (1220 – 1231) und besetzte vorübergehend die Straßburg. Hartwigs Söhne Engelram und Engelbert lehnten sich 1247 neuerlich gegen den Gurker Bischof auf. Sie nahmen die Straßburg ein, raubten den Schatz des Bischofs und verwüsteten seine Güter. Der Streit zog sich lange hin und führte zu hohen Schulden des Bistums, so dass dieses sogar den Markt Straßburg an Rudolf von Ras verpfänden musste. Gegen Ende des 13. Jahrhunderts musste Bischof Hartnid von Lichtenstein-Offenberg seine Besitzungen gegen Ansprüche des Bistums Bamberg und der Herren von Metnitz militärisch verteidigen. Im Zuge der Auseinandersetzungen wurde sogar der Sekretär des Bischofs von den Metnitzern gefangen genommen und entmannt. Ruhe trat erst mit den Entscheidungen zweier Schiedsgerichte, der Erstürmung und Zerstörung der Burg der Metnitzer durch Albert von Zeiring sowie dem Aussterben der Buzzonen im 14. Jahrhundert ein. Bischof Gerold von Friesach (1326 – 1333) behob die Zerstörungen und baute die Anlage wieder auf. In der Folge setzten die Bischöfe meist Kärntner und steirische Adelige aus den Familien Liechtenstein, Saurau, Welzer und Khevenhüller ein. Schlimm erging es dem Gurker Bischof Konrad II von Salmansweiler (1337 – 1344), der auf einer Reise nach Avignon von weltlichen und geistlichen Wegelagerern überfallen, verletzt und ausgeraubt wurde. Er konnte erst nach einer siebenwöchigen Gefangenschaft flüchten.

Im 13. und 14. Jahrhundert erlaubten die Bischöfe etlichen Juden sich im 1380 zur Stadt erhobenen Ort Straßburg anzusiedeln, da sie als Geldverleiher nützlich waren, einer Tätigkeit, die den Katholiken damals nicht erlaubt war. Kurz vor 1368 vernichtete ein Brand große Teile der Burg, wobei auch das Archiv stark in Mitleidenschaft gezogen wurde. Da sich die Gurker Bischöfe in späterer Folge immer weniger auf der Straßburg aufhielten, weil sie ihr Amt mehrfach durch Gegenbischöfe bedroht sahen und ihre Güter gegen die Begehrlichkeit adeliger Nachbarn verteidigen mussten, verfiel die Burg allmählich. Konrad III von Hebenstreit war von 1402 bis 1411 Bischof von Gurk. Dann wurde er vom Papst zum Bischof von Freising berufen. Bereits im nächsten Jahr wurde er auf einer Dienstreise von seinen Dienern ermordet. Erst Bischof Ulrich IV von Sonnenberg ließ um die Mitte des 15. Jahrhunderts die Gebäude wieder aufbauen. Aus dieser Bauperiode dürften der Ost- und ein Teil des Westflügels stammen. Bischof Raimund Perandi (1491 – 1505) war als päpstlicher Ablassprediger oft lange Zeit nicht auf der Straßburg anwesend, so dass ihm ein Weihbischof zur Seite gestellt wurde. Sein Nachfolger war Matthäus Lang (1505 – 1522), der als Diplomat am Wiener Kaiserhof tätig war und schließlich zum Erzbischof von Salzburg berufen wurde. In der Renaissancezeit ließen die Bischöfe Anton Salamanca-Hoyos, Johann VI von Schönburg und Urban Sagstetter weitere Wiederherstellungs- und Ergänzungsarbeiten vornehmen. In dieser Zeit entstand die konzentrisch angelegte äußere Ringmauer, die im Osten und Norden je eine runde Bastei aufweist. Der bei seinen Untergebenen nicht sehr beliebte Bischof Anton Salamanca-Hoyos wurde übrigens 1551 ebenfalls von seinem Kammerdiener ermordet. Bischof Christoph Andreas Freiherr von Spaur berief gegen Ende des 16. Jahrhundert den italienischen Baumeister Johann Anton Verda, der zuvor das Klagenfurter Landhaus vollendet hatte, nach Straßburg. Er plante das dreigeschossige Stall- und Kastengebäude sowie den Verbindungstrakt zur Burg. Verda wurde vom Baumeister Andrea dell’Allio unterstützt. 1638 und 1650 kam es zu neuerlichen Bränden. Bischof Johannes VII Jakob von Lamberg ließ die Burgbauten um zwei Geschoße aufstocken und den zweistöckigen Südtrakt aufführen. Sein Nachfolger Sebastian Graf Lodron beauftragte den landschaftlichen Baumeister Kuepermeyer mit dem Bau eines Treppenturmes, der die Verbindung zwischen dem Südtrakt und dem Altbau herstellte. Die folgenden Bischöfe residierten nicht auf der Straßburg, was zu einer neuerlichen Verfallperiode führte. Erst Kardinal Johannes VIII Freiherr von Goess erwies sich als ihr Retter. Der Bildhauer Johann Payr aus St. Lambrecht vollendete den prächtigen Arkadengang im Hof. Er schuf auch 1685/86 nach Entwürfen von Gabriel Wittini die beiden Barockportale des ersten und zweiten Burgtores. Kardinal Goess ließ sich am Hauptportal mit einer Nischenstatue und einer Inschrift verewigen. Durch die Vereinheitlichung der einzelnen Gebäude war endgültig aus der Burg ein Schloss geworden, das sein Aussehen bis heute bewahrt hat.

Nach der kurzen Glanzzeit der Straßburg um die Wende vom 17. zum 18. Jahrhundert, als sich im Schloss sogar ein Barocktheater und eine Apotheke (1724) befanden, begann der neuerliche Verfall. Schuld daran war wieder die lange Abwesenheit der Gurker Bischöfe, die hohe Ämter am Wiener Kaiserhof ausübten, aber vor allem das schwere Erdbeben von 1767. 1783 zog Bischof Josef II Graf Auersperg in das neu erbaute Schloss Pöckstein. Die Straßburg, die zuvor 51 Gurker Bischöfen als Sitz gedient hatte, stand nun weitgehend leer. Nachdem Kardinal Franz II Xaver Graf Salm-Reifferscheidt-Krautheim den Bischofssitz nach Klagenfurt verlegte, wurden kaum mehr Instandhaltungsmaßnahmen durchgeführt. 1856 setzte ein Blitz das Dach in Brand und machte die Straßburg durch die Vernichtung des Dachstuhles endgültig zur Ruine. Zwar wurde bald ein Notdach errichtet, doch wurde der leerstehende Bau von der umliegenden Bevölkerung immer wieder geplündert und als Steinbruch benützt. 1864/65 erwog man in den desolaten Bauten eine Landesirrenanstalt einzurichten. 1904 führte ein neuerlicher Blitzschlag zu einem weiteren Brand. Nach dem Ersten Weltkrieg plante man hier ein großes Invalidenheim. Beide Vorschläge wurden nicht ausgeführt. 1911 stürzte der Südtrakt mit dem Palas ein. Noch 1954 konnte ein aus Sicherheitsgründen erlassener Demolierungsbescheid nur mit Mühe abgewendet werden. Ein Jahr später wurde in Klagenfurt der „Verein der Freunde der Straßburg“ gegründet, dem es gelang, das Bistum, das Land und den Staat für einen Wiederaufbau zu interessieren. In fast dreißigjähriger Arbeit konnten die ruinösen Trakte wiederhergestellt werden, wobei über 6.000 m² Dachfläche mit Naturschieferplatten neu gedeckt werden mussten. Der letzte Teil der Arbeiten, die Sanierung der Innenräume, ist noch immer nicht komplett abgeschlossen, doch kann sich das Schloss inzwischen wieder sehen lassen. Heute finden im Schloss zahlreiche kulturelle Veranstaltungen statt. Als ständige Einrichtung wurde ein Heimat- und Jagdmuseum geschaffen. Bemerkenswert sind die hier aufbewahrten fünf Fastentücher. Eine Gaststätte sorgt für das leibliche Wohl der Besucher. In den restaurierten Sälen finden kulturelle Veranstaltungen und Seminare statt. Das Schloss ist nach wie vor im Besitz des Bistums Gurk.

Die Straßburg zählt heute wieder zu den schönsten Wehranlagen Österreichs. Mit einer Länge von ca. 89 Meter und einer Breite von 60 Meter gehört sie auch zu den größten Burgen Kärntens. Ihre bis zu neun Meter hohe romanische Bruchsteinmauer ist als Außenbegrenzung teilweise noch gut erhalten. Mit Ausnahme der Südseite umzieht eine Zwingeranlage die gesamte Hauptburg. Nach Durchschreiten des ersten Tores, das heute nur mehr durch ein Eisengestell symbolisiert wird, gelangt man ansteigend zum zweiten Tor, einem mit Wappen, Säulen und einer Bischofsfigur geschmückten Portal. Daneben liegt ein kleines Mannloch. Entlang der Nordfront, vorbei an den mächtigen Zwingermauern und dem sechsgeschossigen Faulturm, der im 12. Jahrhundert vierstöckig erbaut und im 15. Jahrhundert um zwei Geschoße aufgestockt wurde, kommt man zum dritten Tor. Dieses musste 1995 erneuert werden. Über ihm sind zwei Inschriften angebracht, die auf den Stifter und den Baubeginn im Jahr 1583 hinweisen. Mit dem Namen „Faulturm“ wird der westliche Bergfried der Straßburg bezeichnet. Er war das erste Gebäude, das innerhalb der inneren Ringmauer entstanden ist. Er diente nicht nur als Wehr- sondern auch als Wohnturm. In seinem Untergeschoß befand sich das Verlies und im dritten Stock ein umlaufender hölzerner Wehrgang. Seine Pfostenlöcher waren bis zur letzten Restaurierung noch erkennbar. Die dazwischen liegenden Stockwerke wurden für Wohnzwecke genutzt, worauf die Reste von Doppelbogenfenster hinweisen. Sein rundbogiger Hocheinstieg lag an der Hofseite im zweiten Geschoß. Das dritte Tor wurde 1686 als Barockportal gestaltet. Es gibt Zugang zum riesigen Arkadenhof. Die Rundbögen der Arkaden ruhen im Erdgeschoß auf mächtigen Pfeilern während sie im darüber liegenden Geschoß von zierlichen Säulen getragen werden. Je zwei Bogen des Obergeschoßes entsprechen einem Bogen im Erdgeschoß. Obwohl die Arkaden erst in den Jahren 1682 bis 1689, also in der Barockzeit, geschaffen wurden, ist die Anlehnung an Renaissancemotive nicht zu verkennen. Die bereits weitgehend zerstörten Arkaden im Obergeschoß der Süd- und der Westseite wurden 1962 wiederhergestellt.

Im Süden liegt der 1959 wiederaufgebaute, zweistöckige Festsaaltrakt. In der Südostecke des Hofes befindet sich die dem hl. Mauritius geweihte Kapelle, deren Kern aus dem 12. Jahrhundert stammt. Bis 1680 wurde sie mehrfach umgebaut und eingewölbt, wodurch ihre Proportionen verändert wurden. Kardinal Goess ließ sie im Inneren neu ausstatten. Ihre Stuckreliefs stammen von Gabriel Wittini, ihre Wand- und Deckengemälde von Adam Claus. An der Wand des westlichen Kirchenschiffes hat sich ein spätgotisches Schulterbogenportal erhalten. Die Rundapsis der Kapelle springt deutlich außen aus dem Bering vor. Der dreimal aufgestockte Kapellenturm entstand über dem quadratischen Chor der Burgkapelle. Im Westtrakt befindet sich eine zweite Kapelle, deren Sternrippengewölbe 1967/68 erneuert wurde. Der Gebäudeflügel im Osten wurde in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts als zweigeschossiger Palas errichtet. Er war 30 Meter lang und 13 Meter breit. Im Spätmittelalter erfolgten Zubauten im Westen. 1959 wurde das mittlerweile eingestürzte Gebäude durch einen schmäleren Neubau ersetzt, wobei die noch erhaltene alte Bausubstanz einbezogen wurde. In der Nordostecke des Hofes liegt der ehemalige Rittersaal, der heute als Jagdmuseum dient. Außen, vor dem dritten Tor, liegt ein großer dreigeschossiger Getreidekasten von 1584. Er wurde im 17. Jahrhundert nach Westen zu verlängert und durch einen Arkadentrakt mit der Hauptburg verbunden. Seine siebenjochige dreischiffige Erdgeschoßhalle diente als Pferdestall. Hinter den Arkaden der Nordseite zieht sich der nördliche Burghof entlang, der von Basteibauten aus dem 16. Jahrhundert umschlossen wird. Im 14. und 15. Jahrhundert wurden außen an die dortige Ringmauer der West- und der Ostturm angebaut. Im Westturm haben sich zwei spätgotische Portale erhalten. Der Ostturm zeigt ein spätgotisches Kragsteinportal sowie ein korbbogiges Fenster aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts.

Lage: auf einem Hügel oberhalb der Stadt

Ort/Adresse: 9341 Straßburg, Kärnten

Besichtigung: Teile des Schlosses, wie der Innenhof, die Kapelle und das Museum können von Mai bis September täglich von 09.00 - 17.00 besichtigt werden. Anlässlich von Ausstellungen oder Konzerten sind weitere Räume zugänglich.


Weitere Literatur:


21.10.2014