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Wiesenreith


Bereits um 1182/90 gibt es die ersten Hinweise auf Wiesenreith. Damals wird in einer Schenkungsurkunde des Stiftes Göttweig ein Ulrich de Wiesenrut als Zeuge genannt. Danach allerdings schweigen die Urkunden, doch weiß man, dass seit Beginn des 14. Jahrhunderts die auf Rapottenstein sitzenden Herren von Starhemberg die Lehenshoheit über das kleine Gut hatten. Als Lehensnehmer trat 1324 Heinrich von Nondorf auf. Ruger von Starhemberg verkaufte sein Lehensrecht 1380 an Heidenreich von Maissau. Lehensträger war zu diesem Zeitpunkt Hans der Eytzinger. Bald danach dürfte Wiesenreith landesfürstlich geworden sein, denn 1413 belehnte Herzog Albrecht V den Otto Eytzinger mit einigen Gütern, zu denen auch Wiesenreith gehörte. Auf Grund des unregelmäßigen Zwickelmauerwerks, bei dem reichlich Ziegeln verwendet wurde, nimmt man an, dass der alte Wehrbau im 16. Jahrhundert zu einem schlossartigen Ansitz ausgebaut wurde. Als Bauherren kommen die Eytzinger oder die Lagelberger von Nondorf in Frage, die ab 1538 auch auf Wiesenreith saßen. Dieses wird damals als Rittersitz bezeichnet. Leo Lagelberger ließ 1558 (Nieder)-Nondorf und das unweit davon gelegene Wiesenreith verwaltungstechnisch zusammenlegen. 1636 erwarb Oberstleutnant Adolf von Issen das Gut. 1656 übernahm sein Sohn Heinrich Siegmund die Herrschaft. Durch die Heirat seiner Tochter Johanna Judith gelangte Wiesenreith 1662 an Franz Siegmund von Henion. In der Folge wechselten die Besitzer recht häufig. Die letzten größeren Baumaßnahmen erfolgten um 1690. Aus dieser Zeit dürften die bemerkenswert großen Fensteröffnungen stammen. Aus einem Urbar des Jahres 1748 geht hervor, dass Wiesenreith damals ein stattliches Schloss mit fünf Türmen und 20 gewölbten und stuckierten Wohnräumen war. Ab 1755 verwaltete Freiherr Josef von Bartenstein das Gut bis er es 1775 käuflich erwerben konnte. Leider brannte das Schloss bereits vier Jahre später ab und wurde nicht mehr wiederhergestellt. Der Schritt zur Ruine war nur noch eine Frage der Zeit. Seine endgültige Zerstörung erfolgte aber erst in den Jahren nach 1945.

Die Ruine liegt auf dem Gelände eines umfangreichen landwirtschaftlichen Anwesens, das aus dem ehemaligen Meierhof des Schlosses hervorging. Von diesem stehen die aus Bruchsteinen und Ziegeln erbauten Mauern teilweise noch aufrecht, während die Decken und Gewölbe längst eingestürzt sind. Das Schloss war ein rechteckiger Vierflügelbau um einen kleinen Innenhof. Die Mauerreste sind zum Teil noch dreigeschossig, doch zeigt der Vischer-Stich von 1672 noch ein einstöckiges Herrenhaus. Der repräsentative Ausbau erfolgte ja erst etwa 20 Jahre später. Die aufgeputzte Ortsteinquaderung an den Mauerkanten ist recht gut erhalten. Die Erdgeschoßräume waren vermutlich alle gewölbt. Die in einem Urbar von 1748 erwähnte Schlosskapelle lag im Obergeschoß des Westflügels. Die dortigen Gewölbereste deuten darauf hin. Reste eines Wendeltreppenturmes befinden sich in der Nordwestecke des Hofes. Die Wasserversorgung wurde durch einen Brunnen im Hof sichergestellt. Angeblich konnte man einst durch eine unterirdische Verbindung vom Brunnen nach außen gelangen. Ob dieser Fluchtweg zutrifft oder in den Bereich der Legenden zu verweisen ist, lässt sich heute nicht mehr feststellen. Im Südwesten sowie im Nordosten war das Schloss von einem Park umgeben, von dem sich nur noch wenige Bäume erhalten haben. Von der niedrigen Umfassungsmauer des Schlossareals sind noch große Teile vorhanden. Der ehemalige Meierhof liegt im Südosten. Hinter ihm steht ein mit einem Walmdach versehener zweigeschossiger Schüttkasten aus dem 18. Jahrhundert.

Lage: ca. 12 km südöstlich von Zwettl inmitten des kleinen Ortes Wiesenreith (Wiesenreith Nr. 11)

Besichtigung: im Einvernehmen mit dem Grundeigentümer möglich


Weitere Literatur:


13.08.2014