ARCHIV


Gefährdete Objekte

Schlosshotels

Personenverzeichnis






Söllheim


Ob das heutige Schloss tatsächlich bereits im 12. Jahrhundert einen Vorgängerbau hatte, der damals der Adelheid de Saldersheime gehörte, ist fraglich. Im 14. Jahrhundert war er jedenfalls im Besitz der Familie Tanner, von der er gegen Ende des Jahrhunderts an das Erzbistum Salzburg gelangte. Dieses gab ihn an Friedrich Gauchsperger weiter. 1455 erwarb Hans I Prätzl den Sitz zu Selheim. 1539 belehnte Kardinal Matthäus Lang den Richter der Dompropstei Jakob Strasser mit dem Wohnturm, den dieser zuvor von den Erben des Hans III Prätzl erworben hatte. 1576 gaben die Kuratoren des Mattheus Strasser den Ansitz dem Salzburger Erzbischof zur Abdeckung von Schulden zurück. 1650 kaufte ihn der Fleischhauer Matthias Reizamer. Seine Witwe veräußerte das immer noch mittelalterliche Gebäude und den beträchtlichen Grundbesitz 1684 an den aus Meran stammenden Tuchhändler Johann Kaufmann. Dieser war durch eine Spekulation zu großem Vermögen gekommen. Er hatte in Venedig billig die Besitzrechte an einem verschollenen Handelsschiff erworben und nicht vergessen den hl. Antonius von Padua um seine Hilfe zu bitten. Im Erfolgsfall hatte er ihm die Errichtung einer Kapelle versprochen. Das Wunder geschah. Das voll mit Gewürzen beladene „Pfefferschiff“ traf wohlbehalten im Hafen von Venedig ein und der ohnehin nicht gerade arme Tuchhändler war über Nacht zum Millionär geworden.

Kaufmann ließ den alten Ansitz in Söllheim in ein ansehnliches Barockschloss umbauen, wobei er ihm seine heutige Gestalt gab. Gleichzeitig ließ er in Erfüllung seines Gelübdes in unmittelbarer Nähe des Schlosses eine dem hl. Antonius von Padua geweihte Votivkapelle errichten. 1694 wurden Johann und sein Bruder Dominikus Kaufmann durch Kaiser Leopold I in den erblichen Adelsstand erhoben. Sie durften nunmehr das Prädikat „von Saalheimb“ (Söllheim) führen. Als Johann Kaufmann 1711 starb, erbten seine Enkeln Johann Christoph Kajetan und Johann Josef Chrysogon Pauernfeind von Eyß sein riesiges Vermögen. Johann Kaufmann hatte noch kurz vor seinem Tod Schloss Söllheim als freies Eigen erworben und in einen Fideikommiss eingebracht. Dieser wurde 1812 von der bayerischen Regierung aufgehoben. Mit Franz Schwarzacher erhielt Söllheim 1832 einen neuen Besitzer. Allerdings hatte dieser finanzielle Schwierigkeiten, so dass es sieben Jahre später zu einer Konkursversteigerung kam. Bei dieser war Georg Weikl erfolgreich. 1843 übernahm Marie Gräfin von Thun-Hohenstein die Herrschaft. Im Erbweg fiel diese 1964 an den stellvertretenden Landesamtsdirektor von Salzburg Dr. Karl Ledochowski-Thun, der das Schloss 1968 seiner Tochter Eleonore Gruchmann-Bernau übergab. Söllheim befindet sich nach wie vor im Besitz der Familie Gruchmann.

Das Schloss liegt unmittelbar an der Salzburger Stadtgrenze auf dem Gebiet der Gemeinde Hallwang. Zum Ensemble gehören neben dem von Resten eines einst wesentlich größeren Parks umgebenen Barockschloss, der einstige Meierhof sowie die Antoniuskapelle mit dem daneben liegenden Mesnerhaus. Das Schloss selbst hat einen rechteckigen Grundriss. Über seinem Sockelgeschoß erheben sich zwei Hauptgeschoße. Ein Mansardendach schließt das Gebäude ab. Das Sockelgeschoß zeigt vergitterte quadratische Fenster. Die beiden marmorgerahmten Portale an der Ost- und der Westfront sind im Inneren durch einen gewölbten Mittelgang verbunden. Die schlichten Fassaden werden durch horizontale Faschen gegliedert. Die Fenster sind von Putzrahmen umgeben. Aus Symmetriegründen sind ein Teil der Fenster an der Gebäuderückseite sowie an den Schmalseiten als Blindfenster gestaltet. Im Inneren sind einige einfache Stuckdecken vorhanden. Im westlichen Schlossteil haben sich Bauteile des mittelalterlichen Vorgängerbaues erhalten. Eine große Marmortafel im Park zeigt das Wappen des Erzbischofes Johann Ernst Graf Thun sowie eine Inschrift und die Jahreszahl 1704. Sie stammt von einem Salzburger Stadttor und wurde nach dessen 1894 erfolgten Abbruch hier aufgestellt. Die ehemalige Meierei ist eine umfangreiche Anlage um einen Hof. Sie dient heute als Wohnhaus. Die beiden Seitenfronten im Norden und Süden sind mit Wandmalereien geschmückt. Die Antoniuskapelle wurde 1685/86 durch Gaspar Zugalli erbaut. Bald danach entwickelte sich um die Kapelle und einer daneben liegenden Mineralquelle ein geschäftiger Wallfahrts- und Kurbetrieb. Die ovale Kuppel wird von einem Dachreiter mit Laterne überragt. Über dem Marmorportal ist eine Wappenkartusche des Bauherrn eingemauert. Unweit davon liegt das zweigeschossige Mesnerhaus. Wie die Kapelle weist auch dieser Bau einen Dachreiter und eine Wappentafel auf. Das Mesnerhaus beherbergt heute das „Pfefferschiff“, ein beliebtes Hauben-Restaurant.

Ort/Adresse: 5300 Hallwang bei Salzburg, Berg 1 - 3

Besichtigung: nur von außen möglich


Weitere Literatur:


27.07.2014