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Ehrnau


Die Herren von Ehrenfels besaßen im 13. Jahrhundert in der Umgebung von Mautern zwei eher unwirtliche Burgen: Kammerstein und Ehrenfels. Zu Beginn des 14. Jahrhunderts errichteten sie im flachen Liesingtal eine Wasserburg, die wesentlich bequemer zu erreichen war.. Sie wird 1347 als „vest zu ernaw“ erstmals urkundlich erwähnt. 1370 hatte sie Wolfhart von Ehrenfels, der spätere Pfarrer von Kammern, in Besitz. Als die Ehrenfelser in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts ausstarben, gelangte der kleine Wehrbau an die mit ihnen verwandten Herren von Kraig. Jan von Kraig war oberster Kämmerer in Kärnten, aber er stellte 1447 auch in Ehrnau Urkunden aus. Wolfgang von Kraig verkaufte den Sitz an Hans Süßenheimer, der ihn samt den Herrschaften Ober- und Niederkammern (Kammerstein und Ehrenfels) 1451 an Kaiser Friedrich III weiterverkaufte. Dieser schenkte die kleine Herrschaft 1470 dem Benediktinerstift Admont. Zehn Jahre später verwüsteten türkische Streifscharen die Umgebung. Dabei wurde auch Ehrnau niedergebrannt, aber bald wieder aufgebaut. Nach 1520 wurde es unter Kaiser Maximilian I wieder landesfürstlich. Maximilian verpfändete die Herrschaft 1528 an Siegmund von Dietrichstein. Dieser investierte größere Beträge in den Ausbau des Schlosses und verlegte den Herrschaftssitz von Kammerstein hierher. Im Schlossteich wurde eine Fischzucht betrieben. Aus Angst vor einem neuerlichen Türkeneinfall war bereits 1532 in Ehrnau eine Kreidfeuerstation eingerichtet worden.

Nachdem Andreas Pögl um 1564 kurzfristig die Herrschaft besessen hatte, wurde sie 1568 an den Freiherrn Maximilian Breuner verpfändet. Unter seinen Nachkommen erhielt das Schloss 1673 seine heutige Gestalt. Obwohl sogar Kaiser Karl VI als Jagdgast des Landeshauptmannes Graf Carl Adam von Breuner samt Familie und Hofstaat im Jahr 1716 hier nächtigte, benutzte die Familie Breuner Ehrnau nur wenige Wochen im Jahr als Jagdschloss. Dennoch behielt sie die in einen Fideikomiß umgewandelte Herrschaft bis 1827. Gegen Ende des 18. Jahrhunderts wurde das Schloss auch „Liserhoffen“ genannt. Die nächsten Schlossbesitzer waren Leopold Graf Galler (1827 – 1852) und Anton Raimund Graf Lamberg (1852 – 1872). Im 19. Jahrhundert war Ehrnau Sitz des Bezirkskommissariates sowie des Grund- und Ortsgerichtes. Die Räume wurden zum Teil für Kanzleien, Beamtenwohnungen und Arrestzellen adaptiert. Natürlich befand sich hier auch die Verwaltung der in sieben Ämter unterteilten Herrschaft. Von 1872 bis 1882 gehörte Ehrnau dem Fürsten Franz Liechtenstein. 1882 erwarb Freiherr Franz Mayr-Melnhof den ausgedehnten Besitz. 1889 widmete er das Schloss in ein Siechenheim um, das später vom Land Steiermark als Landesfürsorgeheim weiter genutzt wurde. Als dieses in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhundert wieder geschlossen und in den Ort Mautern verlegt worden war, betrieb man hier drei Jahre lang eine Diskothek. Das Gebäude stand lange Zeit leer, bis es 2011 von Herrn Wilhelm Luttenberger erworben wurde, der es sanieren ließ und nun auch für Veranstaltungen zur Verfügung stellt.

Das ehemalige Wasserschloss liegt inmitten des breiten aber ursprünglich versumpften Talbodens der Liesing. Von seinen Wehreinrichtungen hat sich nichts erhalten. Anlässlich der Trockenlegung der Teiche und Sümpfe in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde auch der Wassergraben, der das Schloss umgab, aufgefüllt. Ebenfalls verschwunden ist der gewölbte Wehrgang über dem Tor. Das Schloss ist ein kompakter rechteckiger Bau. Zwei langgestellte dreigeschossige Flügel sind durch zwei kurze Zwischentrakte verbunden. Ein noch vor 1613 errichteter fünfstöckiger Turm musste bald wegen Baufälligkeit abgetragen werden. Aus Kostengründen wurde er nicht mehr neu errichtet. Die nach Nordwesten gerichtete und deutlich vortretende dreiachsige Schauseite des Gebäudes ist barock gestaltet. Die Seitenfronten im Süden und Norden sind recht einfach gehalten. Im hinteren Bereich liegt der Wirtschaftstrakt. Der viereckige Innenhof war einst von Arkaden umgeben, doch wurden diese teilweise vermauert bzw. durch Glasfenster verschlossen. Die Arkadenbögen werden von Pfeilern gestützt. Das Innere wurde wegen der späteren Verwendung als Gerichtsgebäude und Siechenheim mehrfach verändert. So hat man die einstigen 25 Zimmer unterteilt und verkleinert. Die Kapelle ist mit zierlichen Rokoko-Stuckaturen geschmückt. Ihr Altar stammt aus dem 18. Jahrhundert. Sein Altarbild wurde im Gang vor der Empore angebracht. Dem Schloss gegenüber erstreckt sich ein ausgedehnter Meierhof, der wie das Schloss leer steht.

Lage: ca. 2 km westlich von Mauern

Ort/Adresse: 8774 Mautern in Steiermark

Besichtigung: nur von außen möglich


Weitere Literatur:


19.07.2014