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Pflindsberg


Der Name „Phlinsperc“ wird erstmals in der Reimchronik Ottokars von Steiermark erwähnt. Später kommt er in den verschiedensten Varianten vor. Er ist leicht erklärt. „Flins“ bedeutet im Mittelhochdeutschen soviel wie Fels oder Stein. Die Burg wurde 1250/55 im Auftrag des Salzburger Erzbischofs Philipp von Sponheim des Erwählten errichtet, der seit 1248 das Ennstal bis Rottenmann besetzt hielt. Der Erzbischof hatte durchaus weltliche Vorstellungen. Nach dem Tod Friedrichs II hatte er versucht, einen Teil des vakanten Babenberger-Erbes an sich zu bringen. Die Saline von Altaussee wäre eine bedeutende Einnahmequelle für ihn gewesen. Der Friede von Ofen (1254) zwang ihn jedoch, sich aus der Steiermark zurückzuziehen. In der Literatur wird als Begründung für den Burgenbau, die Sicherung vor möglichen Einfällen der Ungarn angegeben. Dies ist auf Grund der abseitigen Lage hoch in den Ausseer Bergen wenig glaubhaft. Als Stützpunkt für militärische Operationen wäre Pflindsberg wohl auch zu klein gewesen. Wesentlich wahrscheinlicher ist, dass es von Anfang an zum Schutz der benachbarten Salzbergwerke bzw. der Saumpfade, über die der Salzhandel abgewickelt wurde, diente. Die Straße über den Pötschenpass gab es ja noch nicht. 1265 wurde die Burg Vlinsperch erweitert. Sie war nun Verwaltungsmittelpunkt einer ausgedehnten, in 11 Ämter unterteilten Herrschaft, die vom landesfürstlichen Besitz Grauscharn-Pürgg abgetrennt wurde. Vorerst erhielt sie aber nur die niedere Gerichtsbarkeit. Pflindsberg war wie der Markt Aussee nie im Eigenbesitz eines Adeligen sondern stets landesfürstlich.

Die Burg spielte als Wohnsitz keine Rolle, wenn auch gegen Ende des 14. Jahrhunderts die Pfleger der Herrschaft und der Saline hier hausten. 1431 hatte Wolfgang Praun Pflindsberg in Pflege. 1470 wird Wolf Metschacher als Verweser genannt. Zwischen 1460 und 1490 wurde das Gäugericht Aussee vom Landgericht Ennstal getrennt und später „Landgericht Aussee-Pflindsberg“ genannt. Dadurch erhielt die Herrschaft die hohe Gerichtsbarleit. Der Bergfried wurde ab 1495 zum Gefängnis. Gelegentliche Hinrichtungen wurden in der unmittelbaren Umgebung durchgeführt. Die auf Pflindsberg sitzenden Burgpfleger waren zugleich Landrichter. Erzherzog Karl II von Steiermark ließ 1574/75 die bereits ziemlich verfallene Burg wieder instand setzen, um dem Bergmeister, der zugleich Kerkermeister war, wieder eine menschenwürdige Unterkunft zu bieten. Damals musste der Bergfried teilweise erneuert werden. Die Bergmeister mussten sich dennoch auf zwei kleine Räume beschränken. Die Pfleger, die im 17. und 18. Jahrhundert auch Verweser des Hallamtes Aussee waren, lebten längst nicht mehr auf der Burg, sondern waren bereits im 16. Jahrhundert aus Bequemlichkeitsgründen in das heutige Bad Aussee gezogen, wohin der Amtssitz der Saline bereits 1395 verlegt worden war. Um die Mitte des 18. Jahrhunderts wurde die Pfandherrschaft Pflindsberg durch das Salinenärar verwaltet. Die Herrschaft ging schließlich im Hallamt Aussee auf, wohin auch das Gericht übersiedelte. Nachdem auch der Bergmeister Hans Preßl 1755 ausgezogen war, stand die Burg nun leer und war 1780 bereits gänzlich verfallen. Seit 1972 bemüht sich ein örtlicher Burgenverein um die Erhaltung der Ruine, die immer noch „landesfürstlich“ ist und den Österreichischen Bundesforsten gehört.

Die Burg lag nordwestlich von Altaussee auf einer heute bewaldeten Hügelkuppe. Sie war der einzige größere Wehrbau des Ausseerlandes. Pflindsberg war ein zweistöckiger, fast quadratischer Bau um einen schmalen Innenhof. Er war mit einem viereckigen Bergfried und einem vorgesetzten zweistöckigen Torturm bewehrt. An drei Seiten bestand ein natürlicher Schutz durch steil abfallende Felsen. An der westlichen Zugangsseite wurde ein tiefer Halsgraben teilweise in den Fels gehauen, über den eine Brücke führte. Von der nie sehr großen Anlage haben sich nur spärliche Reste erhalten, da große Mauerteile die steilen Hänge hinab gerutscht sind. Die Ruine war bis vor etlichen Jahren weitgehend von der Vegetation überwuchert. Auch nach der Freilegung kann man sich nur schwer ein klares Bild von der einstigen Burg machen. Die ältesten Teile waren der vierstöckige Bergfried sowie das fast quadratische Wohngebäude. Der Bergfried auf der Angriffsseite hatte ursprünglich die Form eines gleichschenkeligen Dreiecks mit ca. 12 m Seitenlänge und 2 m Wandstärke, wobei sich eine Kante gegen die Angriffsrichtung stellte. Bei der Sanierung 1574, als der Turm nur noch als Gefängnis diente, wurde die ca. 60 Grad spitze Kante gekappt und durch eine kurze, vierte Seite ersetzt. Der Haupttrakt der Burg befand sich hinter dem Bergfried und bestand aus zwei schmalen Gebäuden im Norden und Süden. Der Verfall ist im 20. Jahrhundert besonders stark eingetreten. Fotos aus der Zeit nach 1900 zeigen noch eine große zweigeschossige Wand, die heute völlig abgekommen ist. Vom Bergfried hat sich noch eine Ecke erhalten, vom Palas fast nichts. Nach Westen hin entstand später die Vorburg. Unglücklicherweise hat man vor einigen Jahren einen hölzernen Aussichtsturm mitten in die Mauerreste gebaut, was für die Bausubstanz sicherlich nicht von Vorteil war. Vor einigen Jahren wurden von Schülern der HTBLA Hallstatt die noch vorhandenen Mauern freigelegt und gesäubert. Pläne zur Errichtung einer Zugbrücke wurden glücklicherweise nicht realisiert.

Lage: Steiermark/Salzkammergut – von Altaussee (Ortsteil Lichtersberg) in einer halbstündigen Wanderung zu erreichen

Besichtigung: ganzjährig frei zgänglich


Weitere Literatur:


03.07.2014