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Gut am Steg


Die bescheidene Siedlung „Gut am Steg“ ist heute ein am südwestlichen Ortsrand von Spitz/Donau gelegener Ortsteil der Marktgemeinde. Der einzige historisch interessante Bau ist das beim Spitzer Bach liegende Haus Nr. 10. Knapp daneben zweigt die zum Jauerling führenden Straße von der über Ottenschlag nach Zwettl führenden Fernstraße ab. Die Vermutung, dass es sich dabei um den Rest eines Sperrwerkes dieses mittelalterlichen Verkehrsweges aus dem 13. oder 14. Jahrhundert handelt, dürfte daher durchaus ihre Berechtigung haben. Hingegen ist die Überlieferung, dass es einst einen unterirdischen Gang von der Burg Hinterhaus oberhalb von Spitz bis zum Gut am Steg gab, in den Bereich der Sage zu verweisen. Die erste urkundliche Erwähnung eines kleinen Ansitzes stammt aus einer Handschrift des bayrischen Klosters Niederaltaich, die mit 1247 datiert ist. In ihr werden die an die Spitzer Kirche zu leistenden Abgaben festgehalten. Als Bewohner wird ein Heinrich von St. Veit genannt. 1372 wird ein „Oberwein datz dem Steg“ erwähnt, der gemeinsam mit seiner Frau Christine der Pfarrkirche von Spitz eine Widmung machte. Ansonsten gibt es für diesen Ansitz keine mittelalterliche urkundliche Nennung mehr. Man vermutet, dass der heutige Bau im 14. Jahrhundert errichtet wurde. Leider ist er nicht mehr vollständig erhalten, da er beim Ausbau der Straße teilweise abgetragen wurde. Er ist heute ein Wohnhaus, das von seinen Mietern gepflegt wird.

Die heute stark umgebaute, bzw. erneuerte Anlage bestand ursprünglich aus zwei wuchtigen, aber niedrigen Türmen, die durch ein dazwischen liegendes Tor, mit dem man die Straße sperren konnte, verbunden waren. Die Türme waren vermutlich nur zweigeschossig und zweiachsig. Sie waren mit spitzen Pyramidendächern gedeckt. Diese Bauteile wurden später zum heutigen Gebäude ausgebaut und mit einem gemeinsamen Schopfwalmdach versehen. Ein Knick in der Hauptfassade geht offenbar noch auf die alte Sperre zurück. Die Südostecke wird durch einen mächtigen Stützpfeiler gesichert. An der Südfront treten einige unverputzte Mauerteile aus der Baulinie vor. Hier schlossen jene Gebäudeteile an, die dem späteren Straßenbau geopfert werden mussten. Blickfang der Westseite ist ein hoher Pyramidenhelm, der einst der Kamin einer Rauchküche war. Diese war der Mitte der Straßenfront vorgebaut. Bei einem halbrunden Bauteil im Süden könnte es sich um den Rest eines Treppenturmes handeln. Die relativ kleinen Tür- und Fensteröffnungen des Gebäudes machen zwar meist einen sehr alten Eindruck, dürften aber, sofern es sich nicht überhaupt um moderne Fenster handelt, erst beim Umbau des Hauses eingebaut worden sein. Jene im ersten Obergeschoß der Süd- und der Ostseite deuten darauf hin, dass sich dahinter ein repräsentativer Wohnraum befunden haben könnte. Die dortigen Fenster sind zum Teil mit rot-weißen Dreiecken gerahmt. Diese Dekormalerei ist auch als Ortsteinsgraffitomalerei an den Gebäudekanten zu finden, wo sie aber stark restauriert ist. Das gegenüberliegende Haus Gut am Steg Nr. 11 ist mit 1683 bezeichnet, dürfte aber wesentlich älter sein. Es gehörte ebenfalls zur mittelalterlichen Straßensperre. Der eingeschossige Bau ist aus Bruchsteinen errichtet. Auch er verfügt über eine Rauchküche. Seine Ecken zeigen ebenfalls Ortsteindekor. Beide Häuser bilden zusammen eine malerische Gebäudegruppe.

Lage: Niederösterreich/Wachau - Gut am Steg Nr. 10

Besichtigung: nur von außen möglich


Weitere Literatur:


29.06.2014