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Graz - Moserhofschlössl


Der Vorläufer des heutigen Moserhofschlössls wurde von einem landesfürstlichen Dienstmann neben der nach Süden führenden mittelalterlichen Straße errichtet. 1368 wird als Lehensnehmer Pilgram der Wolfstaler genannt. Gegen Ende des ersten Viertels des 15. Jahrhunderts gelangte der Hof vermutlich im Erbweg an Ruprecht Windischgrätz, einem Verwandten der Wolfstaler. Einige andere Familienmitglieder wandten sich mit ihren Ansprüchen an den Landesfürsten, doch wurde der Hof vorerst dem Ruprecht Windischgrätz zugesprochen. 1426 lösten ihm Balthasar von Teufenbach und Wolfgang Perner das Lehen ab. 1466 wird das Gebäude in einer Urkunde „Hof am Münzgraben“ genannt. Zwei Jahre später wurde es von Kaiser Friedrich III erworben, der es dem Thomas Wolfstaler verkaufte, aber sich das Kaufrecht vorbehielt. Als Thomas 1474 starb, wurde Andrä Span mit dem Hof belehnt. Der nun Spanhof genannte Bau blieb im Ungarnkrieg unbeschädigt. Auch beim Türkeneinfall von 1532 dürfte er kaum gelitten haben. Über Felicitas von Neuhaus gelangte er 1578 an ihren Gatten, dem niederösterreichischen Regimentsrat Ludwig Camillo Suardo, einem höheren landesfürstlichen Beamten. Dieser baute den Hof zum Schloss aus und gab ihm im Wesentlichen seine heutige Gestalt. Erzherzog Ferdinand verzichtete 1598 auf das ihm zustehende Kaufrecht und verband mit dem Schloss einen Burgfrieden, wodurch Suardo auch die Gerichtsbarkeit über seine Untertanen bekam, die nun nicht mehr der Stadt Graz unterstanden.

Suardo nannte sich nun mit Genehmigung des Landesherrn „Suardo von Münzgraben“. 1608 starben er und seine Frau an der Pest. Wenige Wochen später erlag auch der Sohn Maximilian dieser Seuche. Der Hof blieb in der Familie. Christof Suardo verkaufte jedoch im nächsten Jahr den gesamten Besitz dem reichen Grazer Handelsmann Matthias Moser, der ebenfalls bald geadelt wurde. Es folgte eine Zeit des wirtschaftlichen Niederganges, so dass Teile des Gutes verkauft werden mussten. An der Stelle eines abgestoßenen Ziegelstadls entstand später der Hilmteich. Vorübergehend wurde die Herrschaft sogar verpfändet, konnte aber rückgelöst werden. Zu den nun rasch wechselnden Besitzern gehörten Johann Peter Passarollen und 1692 Franz Anton Freiherr von Jauerburg. 1801 erwarb Sigmund Freiherr von Gabelkhoven Schloss Münzgraben, oder wie es nun genannt wurde, den Moserhof. Seine Erben verkauften ihn 1828 an den Theaterdirektor Josef Althaller. Unter seinem Künstlernamen Stöger leitete er mehrere Grazer Bühnen. Zur Herrschaft gehörten damals 117 zinspflichtige Häuser in 18 Gemeinden. Der Moserhof blieb nun bei der Familie Althaller bis ihn die Stadtgemeinde Graz zwischen den beiden Weltkriegen erwarb und in ihm ein Jugendheim einrichtete. Danach lebten hier verschiedene Mietparteien. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Schlösschen durch Bomben schwer beschädigt, aber 1959/60 wiederhergestellt. Als 1964 die Grazer Südost-Messe-Genossenschaft das Gebäude erworben hatte, richtete sie darin eine Gaststätte ein. Derzeit ist es im Besitz der Grazer Wechselseitigen Versicherung, die es 2010/11 restaurierte und in ein Bürogebäude umwandelte.

Das Moserhofschlössl liegt im Süden von Graz am Rand einer steil abfallenden Murterrasse, wo es ursprünglich einen Eckpunkt der Vorfeldbefestigung der Stadt bildete. Der heutige viereckige Bau ist zweigeschossig. Seine Südostecke sowie der Westflügel wurden durch kleine vorspringende Türme verstärkt. Nachdem diese um ein Geschoß gekürzt wurden, wirken sie nun wie Eckrisalite. Das im Lauf seiner Geschichte mehrfach umgebaute Gebäude macht heute mit seinen glatten Fassaden einen ziemlich nüchternen Eindruck, ist aber noch als Spätrenaissancebau deutlich zu erkennen. Seine Schauseite ist nach Süden gerichtet. In ihrer Mitte springt ein von Konsolen gestützter Flacherker vor. Hier befindet sich das breite steingefasste Rundbogenportal, über dem eine Sandsteinkartusche mit dem Doppelwappen der Freiherren von Jauerburg (Franz Anton und Johann Ignaz Freiherr von Jauerburg) aus der Zeit um 1730/40 angebracht ist. Leider ist das Portal durch einen bei der letzten Restaurierung angebrachten modernen Vorbau schwer beeinträchtigt. Der schmale Torturm ist mit einem Pyramidendach versehen. In seinem Obergeschoß befand sich die ehemalige Kapelle. Ihre Lage ist an den schmalen Spitzbogenfenstern erkenntlich. Sie ist längst profaniert, doch hat sich ihr spätgotisches Sterngewölbe aus gratigen Rippen erhalten. In den Eckräumen des Nordflügels sind noch die profilierten Holzbalkendecken vom Ende des 16. Jahrhunderts zu sehen. An der Nord- und der Westseite des quadratischen Innenhofes wurden in der Renaissancezeit platzlgewölbte Erdgeschoßarkaden den Fassaden vorgelegt. Jene an der Ost- und der Südseite stammen erst aus dem 20. Jahrhundert. Die Säulenarkaden des Obergeschosses gehen ebenfalls auf das Ende des 16. Jahrhunderts zurück. Bei der letzten umfassenden Generalrestaurierung wurden die Arkaden verglast, was nicht zu ihrem optischen Vorteil geschah. Der Hof wurde mit einem Glasdach versehen.

Ort/Adresse: 8020 Graz, Münzgrabenstraße 94

Besichtigung: nur von außen möglich


Weitere Literatur:


18.06.2014