ARCHIV


Gefährdete Objekte

Schlosshotels

Personenverzeichnis






Krems - Herzogshof


Während der zweiten Stadterweiterung von Krems in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts wurde südlich der ersten Stadtmauer eine neue Wehrmauer errichtet. In ihrer Südwestecke, aber außerhalb der Stadtbefestigung, legte man an der Hauptangriffsseite der Stadt den sog. Herzogshof, der auch Babenberger- oder Schlüsselhof genannt wurde, als dritte landesfürstliche Burg an. Die Anlage hatte aber keinen ausgesprochenen Wehrcharakter. Als Erbauer wird Herzog Heinrich II Jasomirgott vermutet. Die Babenberger residierten aber nur zeitweilig hier. Im Hof wurde die erste österreichische Münzstätte eingerichtet, in der der „Kremser Pfennig“ geprägt wurde. Ansonsten wurden vom Herzogshof aus die herzoglichen Weingüter der Wachau verwaltet. Vermutlich war der Herzogshof auch Gerichtssitz wenn die Landesfürsten in Krems ihre Gerichtstage abhielten. Da der Hof damals direkt an einem Donauarm lag, diente er auch als Mautstelle. Nach den Aussterben der Babenberger übernahm König Przemysl Ottokar II von Böhmen den Herzogshof. Ob hier zwischen 1260 und 1266 dessen verstoßene Gattin Margarethe lebte, wie es in einer Reimchronik verbreitet wurde, ist nicht zu verifizieren. Nach 1278 gehörte der Herzogshof den Habsburgern. Im 13. Jahrhundert kam er im Zuge einer Stadterweiterung hinter die neue Stadtmauer zu liegen. Nachdem die Habsburger die repräsentativere Gozzoburg erworben hatten, verkaufte Herzog Albrecht III den Hof an das Stift Lilienfeld. 1436 gelangte er an das Bürgerspital. Dieses behielt nur die Kapelle und verkaufte den Rest 1476 dem Stift Garsten. 1758 richtete man in den bereits etwas herabgekommenen Gebäuden ein Waisenhaus ein. Seit 1799 wurden sie es als Zinshäuser genutzt. Damals wurde auch die zwischen 1703 und 1710 barockisierte Kapelle profaniert. Sie diente nun als Wohnung und Werkstätte. In den Jahren vor 1913 war sie ein protestantisches Bethaus.

Vom ehemaligen Herzogshof haben sich drei Gebäude erhalten, die einst den Innenhof umstanden. An der Adresse Hafnerplatz 3 steht ein 21 x 11 m großer dreigeschossiger Saalbau. Das an drei Seiten freistehende Gebäude dürfte der einstige Palas gewesen sein. Darauf weist im ersten Stock der Westseite ein großer säulengeschmückter Hocheinstieg hin. Dieses heute vermauerte frühgotische Portal weist einen breiten Spitzbogen auf. Es dürfte nach 1300 entstanden sein. Vermutlich war es vom Innenhof aus über eine Freitreppe zugänglich. Dahinter lag wohl der große Palassaal. Spuren gemalter Fensterrahmungen und Ortsteine weisen jedenfalls auf eine repräsentative Verwendung hin. Die lediglich zweiachsige Giebelfront ist dem Hafnerplatz zugewendet. Dieses stattliche, aus groben kleinteiligen Bruchsteinen errichtete Gebäude wurde bereits nach 1500 als Schüttkasten adaptiert. Nachdem es zuletzt als Lagerraum verwendet worden war, steht es derzeit leer und harrt seiner Restaurierung. Dem hohen, bereits schön restaurierten Barockbau an der gegenüber liegenden Seite des ehemaligen Innenhofes (Hafnerplatz 5) sieht man es nicht an, dass er aus der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts stammt. Es handelt sich dabei um die dem Hl. Andreas geweihte Burgkapelle, die an beiden Längsseiten von je drei massiven Strebepfeilern gestützt wird. Die schmalen und hohen spitzbogigen Fenster waren bis zur letzten Restaurierung 1969 vermauert, sind aber nun wieder geöffnet. An der Nordseite zeigt die ehemalige Kapelle einen polygonalen Chorabschluss. Hier hat sich ein romanisches Fenster erhalten. Langhaus und Chor sind durch einen massigen Triumphbogen getrennt. Das von einem auf kapitellförmigen Konsolen ruhende Kreuzrippengewölbe überspannte Innere ist an Firmen und Private vermietet. Der anschließende, einst 5 Stock hohe quadratische Turm weist eine Seitenlänge von 10,5 m sowie ein steiles Walmdach auf. Er war vermutlich in die südliche Stadtmauer integriert. Er ist dreiachsig. Seine beträchtlichen Mauerstärken deuten auf eine Verwendung als Wehrturm hin. Er wurde unter Herzog Heinrich II nach 1156 erbaut, wobei ein bereits bestehendes Bürgerhaus aufgestockt wurde. Nach der Stadterweiterung von 1300 übernahm der neu errichtete Reckturm seine militärische Aufgabe. Außen zeigt er eine Barockfassade. Im Inneren ist er durch eingebaute Wohnungen völlig verändert. An den Turm schließt ein dreigeschossiger neunachsiger Wohnbau an, der ebenfalls barockisiert ist. Möglicherweise war hier die Münzstätte eingerichtet.

Ort/Adresse: 3500 Krems an der Donau, Hafnerplatz 3 - 5

Besichtigung: nur von außen möglich


Weitere Literatur:


08.06.2014