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Graz - Palais Prokesch-Osten


Der Grazer Kaffeesieder Josef Strohmeyer ließ sich in den Jahren 1853 bis 1855 im heutigen Grazer Stadtteil St. Leonhard vom hier vielbeschäftigten Baumeister Franz Hauberrisser ein freistehendes Haus errichten. Es liegt an der Ecke Elisabethstraße 38/Merangasse 11, ist aber längst nicht mehr freistehend sondern ein Eckhaus. Im Erdgeschoß richtete er sein Kaffeehaus ein. Dieses Gebäude wurde 1859 von Anton Freiherr von Prokesch-Osten, einem bedeutenden Orientalisten und seiner Gattin Irene erworben. Er hatte beim Militär Karriere gemacht und diese als Feldzeugmeister der österreichischen Armee beendet. Als erfolgreicher Diplomat wurde er 1871 in den Grafenstand erhoben. Zuvor war er Botschafter in Konstantinopel sowie Gesandter in Berlin und Athen. Prokesch-Osten ließ 1864 das Haus des Kaffeesieders unter der Bauleitung von Theophil Hansen durch einen dreiachsigen Zubau erweitern und neu fassadieren. 1865 erwähnt Theophil Hansen in einem Brief an den Bauherrn eine in Arbeit befindliche Kapelle. Sie ist heute aber nicht mehr erhalten. Prokesch-Osten starb 1876. Bereits 1872 ließ er sich am Grazer St. Leonhard-Friedhof von Theophil Hansen eine Grabkapelle errichten, die zu den bedeutendsten historistischen Grabmälern der Stadt zählt. Das junge Grafengeschlecht der Prokesch-Osten erlosch bereits 1906. Wie die meisten Stadtpalais wurde auch dieses Palais später in ein Büro- und Wohnhaus umgewandelt. Heute beherbergt es u. a. das Netzwerk Psychotherapie Steiermark.

Das Palais ist ein zweigeschossiges Gebäude dessen Fassaden größtenteils recht einfach gehalten sind. Lediglich der von Theophil Hansen erst später angebaute, leicht vortretende Seitenrisalit in der Elisabethstraße ist aufwändiger gehalten. Hier befindet sich das hohe steingerahmte Rundbogenportal, über dem ein dreiteiliges Fenster mit Dreiecksgiebel dem Gebäude einen klassizistischen Anstrich gibt. Dazu trägt auch die Attikabalustrade des Risalits bei. Die rundbogigen Fenster des Erdgeschosses weisen keine Verdachungen auf, während die hohen rechteckigen Fenster im Obergeschoß schlichte gerade Verdachungen tragen. Erdgeschoß und Obergeschoß sind durch ein breites umlaufendes Gesims, in dem die Parapete der Fenster eingearbeitet sind, getrennt. An der Gartenfront hat sich ein Balkon mit einem Gusseisengitter aus der Bauzeit erhalten. Das Innere weist deutlicher auf den Stil des Historismus hin. Vor allem im Salon über der Durchfahrt ist die Aussstattung von 1865 noch weitgehend erhalten. Die Zimmertür ist von Pilastern gerahmt und mit einem Gebälk versehen. Die Zimmerdecke und der Wandfries zeigen historistische Malereien. Bemerkenswert ist ein glasierter Fayence-Ofen, der mit Löwenköpfen und dem Wappen des Feldzeugmeisters geschmückt ist. Auch die bereits 1853/55 im Stiegenhaus eingebaute freitragende halbrunde Treppe mit ihrem Gusseisengeländer ist interessant. Das freistehende zweigeschossige Nebengebäude wurde 1874 von Carl Follius als Stall und Remise errichtet.

Lage: Steiermark/Graz 2 - Elisabethstraße 38

Besichtigung: nur von außen möglich


Weitere Literatur:


09.05.2014