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Zwölfaxing


Das Stift Göttweig hatte bereits 1083 von Bischof Altmann von Passau Grundstücke an der Schwechat erhalten. 1120/22 bekam es von Ekkerich II von Kuffern ein weiteres Gut hinzu. Sowohl Pellendorf als auch das benachbarte Zwölfaxing lagen auf Göttweiger Gebiet. Beide Orte trat das Stift an König Przemysl Ottokar ab. 1326 befand sich hier ein befestigter Hof, vermutlich ein Vorläufer des späteren Schlosses. Er gehörte einem Leopold Fuez, der sich nach Zwölfaxing nannte. Um 1479 erwarb die Familie Danickler diesen Hof. 1559 war er im Besitz von Tobias Weiß. Zehn Jahre später wurde er als freieigener Edelsitz bezeichnet. Er gehörte damals dem Freiherrn Johann Petheo zu Gerze, der ihn an Franz von Poppendorf verkaufte. Dieser bezeichnete sich stolz als „oberster Zeugmeister in allen kaiserlichen Landen und oberster Kommissär für die Befestigung der Grenzgebiete gegen die Türken“. 1570 begann er hier ein Schloss zu errichten. Zwei Jahre später versuchte er den wohl noch unfertigen Bau dem Kaiser zu verkaufen, der aber ablehnte. 1579 erwarb die Familie Taxis Schloss Zwölfaxing, auf die 1609 Veit Sieß und 1639 Johann Georg Puecher von Meggenhausen folgten. Ab 1674 waren die Ritter von Gatterburg die Schlossherren. Nach den Verwüstungen der Türken, die diese auf ihrem Vormarsch nach Wien angerichtet hatten, ließ Maximilian Servatius von Gatterburg den Bau 1692 wieder herstellen. Bei dieser Gelegenheit wurde auch ein Turm angebaut. Das Schloss blieb nun bis in die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts hinein im Eigentum der Familie Gatterburg. 1936 wurde es verpachtet. In unmittelbarer Nähe von Zwölfaxing lag ein Flugfeld der Deutschen Luftwaffe. Dieses wurde 1945 von englischen Kampfflugzeugen bombardiert, wobei auch der barocke Hauptbau des Schlosses zerstört wurde. An seiner Stelle wurden nach dem Krieg Wohnhäuser errichtet. 1948 erwarb die Familie Kafka die verbliebenen Bauten. Sie besitzt auch heute noch den umfangreichen Gutsbetrieb.

Das Schloss liegt in einem Park östlich der Schwechat am Ortsrand von Zwölfaxing. Erhalten ist neben der einst herrschaftlichen Mühle, die noch auf das Mittelalter zurückgeht und dem ehemaligen Brauhaus aus dem 17. Jahrhundert vor allem das sog. Alte Schloss. Dieses wurde nach der Zerstörung des Hauptgebäudes für Wohnzwecke der Eigentümer ausgebaut. Die hufeisenförmige zweigeschossige Anlage diente zuvor als Vorschloss vor allem wirtschaftlichen Zwecken. Seine Flügel umfassen einen nach Westen gelegenen Hof, der sich gegen die Bauten des ausgedehnten Gutshofes öffnet. Diese stammen meist aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Die zehnachsige Schauseite des Alten Schlosses wendet sich dem ehemaligen Hauptschloss zu. Dessen Areal ist heute vom Schlosspark durch eine Mauer getrennt und mit Siedlungshäuser bebaut. Die beiden Geschosse, von denen nur das obere bewohnt wird, sind an der neuen Hauptfassade durch einen erst in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts aufgedeckten Sgraffito-Fries optisch getrennt. Die im Obergeschoß gelegenen und mit geraden Verdachungen versehenen Fenster sind meist steingerahmt. Das Rundbogenportal, die ehemalige Durchfahrt, ist asymmetrisch angeordnet. An der Fassade ist ein prächtig gearbeiteter Wappenstein des Maximilian Ernst von Gatterburg aus dem Jahr 1675 eingemauert. Zwei steinerne Inschrifttafeln weisen darauf hin, dass Franz von Poppendorf 1570 die Fundamente des Schlosses legen und dass Maximilian von Gatterburg das Gebäude 1692 umfassend restaurieren ließ. Die Räume sind kreuzgratgewölbt. Im Obergeschoß haben sich zum Teil noch Stuckdecken aus dem 18. Jahrhundert erhalten. Vom 1672 von Georg Matthäus Vischer gezeichneten Hauptschloss hat sich nichts erhalten. Möglicherweise stammen aber die genannten Inschrifttafeln und der Wappenstein von diesem Bau.

Lage: ca. 4 km südlich von Schwechat

Besichtigung: meist nicht möglich


Weitere Literatur:


22.04.2014