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Graz - Palais Kees


Im zweiten Viertel des 19. Jahrhunderts gehörte der bis dahin unverbaute sog. Breunergrund Joseph Claudius Pittoni Ritter von Dannenfeldt. Er ließ das ausgedehnte Areal um 1841 parzellieren und schuf die nach St. Leonhard führende Elisabethstraße. Ein Grundstück wurde 1843 vom Grazer Immobilieninvestor Johann Christoph Kees erworben, der hier durch den aus Bayern stammenden Baumeister Georg Lindner ein monumentales Zinspalais im Stil des Spätklassizismus errichten ließ. Lindner war bei der Verbauung des Breunergrundes als Architekt führend tätig, beim Palais Kees trat er aber nur als ausführender Baumeister auf. Die Pläne stammten von Josef Haslinger, einem Ingenieur der k. k. Landesbaudirektion. In der einschlägigen Literatur wird immer wieder Georg Hauberrisser d. Ä. als Architekt genannt, doch gibt es keine archivalischen Quellen, die dies belegen würden. Auch stilistische Gründe sprechen dagegen. Das Palais wurde bereits 1845 fertig gestellt. Es gehört zu den bedeutendsten spätklassizistischen Bauten der Stadt. Bereits 1851 ging es in den Besitz des Grazer Bürgermeisters Moritz Ritter von Franck über. 1878 konnte mit dem Militär ein geeigneter langfristiger Mieter für den riesigen Bau gefunden werden. Zuerst war hier das Generalkommando für Steiermark, Kärnten und Krain untergebracht. Zwischen 1938 und 1945 befanden sich im Gebäude mehrere Dienststellen der Deutschen Wehrmacht. Von 1955 bis 2000 residierte im Palais Kees das Militärkommando der Steiermark. Die Bombenschäden des Zweiten Weltkrieges waren inzwischen behoben worden. Danach wurde es von der Österreichischen Jungarbeiterbewegung übernommen, die das Gebäude 2009/10 renovieren und für ihre Zwecke adaptieren ließ. Seither dient es als Studentenwohnheim.

Das Palais wendet seine repräsentative fünfzehnachsige Schauseite dem Glacis zu, während die Nebenfront in der Elisabethstraße acht Fensterachsen aufweist. Das Gebäude ist viergeschossig. Die untersten beiden Etagen bilden eine gequaderte Sockelzone, die durch ein durchlaufendes Gesims unterteilt ist. Im Erdgeschoß der Glacisfront liegen zwei rechteckige Portale, die von einfachen Pilastern begrenzt sind und von einem Triglyphengebälk abgeschlossen werden. Ihre verzierten Torflügel stammen noch aus der Bauzeit. Durch sie gelangt man in zwei mit Arkaden versehene Durchfahrten. Die anschließenden Vier-Pfeiler-Treppenhäuser erschließen die oberen Stockwerke. Die Hauptfassade wird von einem neunachsigen Mittelrisalit dominiert, der in den beiden Obergeschossen mit sieben Achsen hinter sechs mächtigen kannelierten korinthischen Säulen etwas zurückweicht und eine lange aber schmale Loggia bildet. Diese wird von einer steinernen Balustrade begrenzt. Die zahlreichen Fenster des Gebäudes sind unterschiedlich gestaltet. In der Beletage sind sie mit Dreiecksgiebeln und Balustraden geschmückt, während sie sowohl im darunter als auch im darüber liegenden Stockwerk lediglich steingerahmt sind. Die von quadratischen Steinplatten umrandeten Fenster des Erdgeschosses sind rundbogig.

Ort/Adresse: 8010 Graz, Glacisstraße 39 - 41

Besichtigung: teilweise möglich


Weitere Literatur:


12.04.2014