ARCHIV


Gefährdete Objekte

Schlosshotels

Personenverzeichnis






Wien - Schönbrunn/Schloss


Schönbrunn ist ein imperiales Gesamtkunstwerk, das aus Schloss, Park und zahlreichen Nebengebäuden besteht. Der Anfang der späteren Kaiserresidenz war eine kleine Mühle am bescheidenen Wienfluss, der heute nur mehr bei Hochwasser seinen Namen rechtfertigt. Die hier liegende „Kattermühle“ gehörte zu Beginn des 14. Jahrhunderts dem Johann von Nussdorf, der sie mit dem zugehörigen Meierhof 1312 dem Stift Klosterneuburg verkaufte. 1437 wurde die Mühle an den Kellermeister Herzog Albrechts, Erhard Grießer, verliehen. 1467 vernichtete sie ein Brand. Der neue Besitzer Ehrenreich Khöppl ließ oberhalb von ihr ein kleines Schlösschen, das er Katterburg nannte, erbauen. Seine Enkel verkauften die Liegenschaft neuerlich dem Stift Klosterneuburg. Während der ersten Türkenbelagerung von 1529 wurden die Mühle und der Ansitz weitgehend zerstört. Der Mühlenbetrieb musste 1544 vorübergehend aufgegeben werden. Der spätere Wiener Bürgermeister Hermann Bayer erwarb 1548 den bereits verwahrlosten Besitz und ließ an der Stelle der alten Katterburg ein repräsentatives Herrenhaus errichten. Nach seinem Tod kaufte es 1559 der kaiserliche Rat und Oberstkämmerer Peter von Mollard, veräußerte es aber bereits zehn Jahre später an Kaiser Maximilian II. Laut Kaufvertrag gehörten zum Haus eine Mühle, ein Stall sowie ein Lust- und ein Obstgarten. Archäologische Grabungen haben 1994 gezeigt, dass sich die Katterburg bzw. das ihr nachfolgende Lustschlösschen unter dem Mittelteil des heutigen Schlosses befunden hat. Reste der Grundmauern sind in der Eingangshalle durch verglaste Gucklöcher im Boden zu sehen.

Maximilian, der in erster Linie an den dortigen Jagdmöglichkeiten interessiert war, baute das Herrenhaus in ein Jagdschloss um und ließ einen Lustgarten mit Teichen anlegen. Maximilian ließ die gesamte Anlage mit einer viereinhalb Kilometer langen Mauer umgeben. Sein Sohn und Nachfolger Rudolf II verlegte den kaiserlichen Hof nach Prag, sorgte aber weiterhin für die Erhaltung der Katterburg. Da sie vom Kaiser nicht benötigt wurde, wurde sie von 1592 bis 1598 dem Kriegszahlmeister Ägydius Gattermayer zur Nutzung übertragen. 1605 wurde das Gebäude von ungarischen Truppen unter Stephan Bocskay niedergebrannt. Die Wiederaufbauarbeiten zogen sich lange hin. Erst Kaiser Rudolfs II Bruder Matthias, ebenfalls ein leidenschaftlicher Jäger, ließ nach der Rückkehr des Hofes nach Wien die Katterburg teilweise erneuern. Der Legende nach soll er es gewesen sein, der dem Schloss seinen Namen gab, nachdem er 1612 bei einem Jagdausflug eine Quelle entdeckt hatte. Allerdings scheint der Name Schönbrunn erst 1642 erstmals auf. Kaiser Ferdinand II stellte das Schloss seiner zweiten Gemahlin, Eleonora von Mantua-Gonzaga, zur Verfügung. Es diente ihr später als Witwensitz, wo sie ein reges gesellschaftliches Leben entfaltete. Sie beauftragte vermutlich Giovanni Battista Carlone mit der Planung eines neuen Schlosses im italienischen Stil. Die Bauarbeiten wurden von Filiberto Lucchese geleitet. 1643 war der dreigeschossige Neubau vollendet. Er schloss unmittelbar an das L-förmige Herrenhaus an und war im Inneren prächtig ausgestattet. Seit damals wird die Katterburg nur mehr als Schloss Schönbrunn bezeichnet. Auch Marie Eleonore von Mantua, die dritte Gemahlin Kaiser Ferdinands III hielt als Witwe hier Hof. Der Park wurde in die Hoffeste einbezogen. So fand 1673 im Lustgarten das Ballett „Il Trionfator de Centauri“ statt. Mit dem neuerlichen Vordringen der Türken war es aber mit den frohen Festlichkeiten in Schönbrunn bald vorbei. Während der zweiten Belagerung Wiens 1683 wurde neben den kaiserlichen Sommerresidenzen Laxenburg und Favorita auch Schloss Schönbrunn neuerlich durch Brand zerstört.

Das Schloss wurde vorerst nur notdürftig wieder instand gesetzt. Erst 1695, als die Türkengefahr endgültig gebannt war, beauftragte Kaiser Leopold I den aus Graz stammenden, aber in Rom ausgebildeten Architekten Johann Bernhard Fischer mit der Gesamtplanung eines repräsentativen Sommerpalastes. Der erste Entwurf, der ein großartiges Schloss an der Stelle der Gloriette am Schönbrunner Berg vorsah, war jedoch so monumental und aufwändig, dass er vom Kaiser bald als undurchführbar erkannt wurde. Für die Fassaden waren 73 Fensterachsen geplant. Die Ausführung hätte die finanziellen Möglichkeiten des Kaiserhauses weit überschritten. Möglicherweise war der Vorschlag aber gar nicht zur Verwirklichung bestimmt und sollte lediglich als Beweis für Fischers Können dienen. Erst sein zweites, wesentlich bescheideneres Projekt wurde ausgeführt. Als Bauplatz wurde die Ruine des von den Türken zerstörten Schlosses am Wienfluss bestimmt. Aus Ersparnisgründen wurden die noch vorhandenen Fundamente und Mauern wieder verwendet. Das restliche Baumaterial wurde in den unweit gelegenen Steinbrüchen von Hietzing und Hetzendorf gebrochen. Die Bauaufsicht hatte der Obersthofmeister und ehemalige Ajo Josephs I, Carl Dietrich Otto Fürst von Salm übernommen. Das Schloss war für den Thronfolger Josef I bestimmt. 1696 wurde mit dem Bau begonnen. Als Fischer im gleichen Jahr mit dem Prädikat „von Erlach“ geadelt wurde, hatte dies sicherlich mit dem Bauvorhaben zu tun. 1697 entschloss man sich zu einer Erweiterung der erst im Bau befindlichen Anlage. Der Gartenarchitekt Jean Trehet reiste 1698 im Auftrag von Josef I nach Frankreich um seltene Blumen und Bäume einzukaufen, aber wohl auch, um sich mit dem neuesten Trend in der Schlossarchitektur vertraut zu machen. 1700 war der Mitteltrakt des Schlosses so weit fertiggestellt, dass er bewohnt werden konnte. Der Einzug des Hofes wurde mit einem glanzvollen Fest gefeiert. Der Ausbau der Seitenflügel kam jedoch durch den Spanischen Erbfolgekrieg und die damit verbundene Finanzknappheit ins Stocken. Anlässlich eines großen Festes zum Namenstag der Kaiserin Wilhelmine Amalie fand im Ehrenhof ein großes „Turnier“ statt. Bis zu seinem Tod im Jahr 1711 benützte Kaiser Joseph I Schönbrunn vor allem im Sommer und Herbst, wobei er es meist als Jagdstützpunkt nützte. Danach diente es Wilhelmine Amalie bis 1722 als repräsentativer Witwensitz. Für ihre Sicherheit sorgte eine Truppe von 45 Mann der Stadtguardia. 1728 überließ sie das Schloss Kaiser Karl VI, das er aber nur gelegentlich zur Fasanenjagd aufsuchte. Er nahm keine größeren Ausbauten vor. Wilhelmine Amalie zog sich in ein Kloster zurück. Zu den von ihr mitgenommen Einrichtungsstücken gehörte auch das Altarbild der Schlosskapelle.

Das Schloss war nach italienischem Vorbild mit einem Flachdach versehen, was aber für die Witterungsverhältnisse in Wien denkbar ungeeignet war. 1735 waren bereits zahlreiche Dippelbäume verfault, so dass ein Einstürzen der Decken zu befürchten war. Das Gebäude erhielt daher ein neues Walmdach. Sein heutiges Aussehen erhielt Schönbrunn aber erst unter der Tochter Karls VI, der Kaiserin Maria Theresia. Sie ließ den immer noch unfertigen Bau zu ihrer Sommerresidenz ausbauen. Der Umbau erfolgte in den Jahren 1744 bis 1749 durch den Hofarchitekten Nicolaus Pacassi. Die große Familie der Kaiserin und ihr umfangreicher Hofstaat bewog Pacassi, den Mittelbau um ein Mezzaningeschoß zu erhöhen. Immerhin mussten rund 1000 Bedienstete, Beamte, Hofdamen sowie 200 Leibgardisten, elf Priester, neun Ärzte, 140 Musikanten und zahlreiche Professionisten untergebracht werden. Das Schloss und seine Nebengebäude hatten schließlich an die 2.000 Wohnräume verschiedenster Qualität. Von den sechzehn Kindern der Kaiserin wurden nur zehn erwachsen. Die unverheirateten hatten Anspruch auf je fünf und die verheirateten auf je zehn Wohnräume. Da bereits jedes Kind von einem eigenen kleinen Hofstaat umgeben war, stieg auch die Anzahl der Diener und Lakaien stark an Die Regierungszeit der Monarchin bedeutete für Schönbrunn seine glanzvollste Epoche. Das ehemalige Jagdschloss hatte sich nun in ein repräsentatives Residenzschloss verwandelt, das von Maria Theresia und ihrem Hofstaat vom Frühjahr bis in den Spätherbst ständig bewohnt wurde. In dieser Zeit war es der Mittelpunkt des höfischen und politischen Leben Wiens. Dennoch war der Aufenthalt hier ungezwungener und familiärer als in der Wiener Hofburg. An der Hofseite des Hauptgebäudes entstand eine zweiarmige Freitreppe. Die Räume der Beletage erhielten ihre prächtige Stuck- und Freskoausstattung. Um bei Konferenzen oder privaten Gesprächen möglichst wenig gestört zu werden, wurde in einem Raum ein „Tischlein deck dich!“ eingerichtet, so dass ein im Untergeschoß komplett hergerichteter Speisetisch mittels Winden in den darüber liegenden Raum hinaufgezogen werden konnte. Die Kapelle wurde umgebaut und mit Emporen für den Hofstaat und die Musikkapelle versehen. Der Ehrenhof wurde mit dem Park durch eine großzügige Durchfahrtshalle im Erdgeschoß des Schlosses verbunden. Während Maria Theresia sich um die Neugestaltung und Ausstattung kümmerte, beschäftigte sich ihr Gatte Kaiser Franz Stephan mit der Ausgestaltung des Parks. Der spätere Staatskanzler Wenzel Fürst Kaunitz war von 1750 bis 1753 österreichischer Botschafter in Paris. Von ihm kamen wichtige Anregungen zur Ausgestaltung von Schloss und Park.

Nach dem Tod Maria Theresias 1780 hatte Kaiser Joseph II keine Verwendung für das riesige Gebäude. Er bevorzugte das wesentlich kleinere Schloss im Augarten. Schönbrunn blieb zunächst unbewohnt. Lediglich die bereits begonnenen Arbeiten wurden abgeschlossen und die erforderlichen Erhaltungsarbeiten durchgeführt. Kaiser Franz II (I) nutzte Laxenburg als Sommerresidenz, doch stellte er Schönbrunn seiner Tante und Schwiegermutter, Maria Karoline von Neapel, samt ihren fünf Kindern bis zu ihrer 1802 erfolgten Rückkehr nach Frankreich zur Verfügung. Erst danach wurde es neuerlich zur kaiserlichen Sommerresidenz erkoren, so dass hier wieder historische Ereignisse und festliche Veranstaltungen stattfanden. 1805 und 1809 residierten Napoleon und sein Stab in Schönbrunn. 1809 wurde im Schloss der Schönbrunner Friede besiegelt, der den Krieg Österreichs gegen Frankreich beendete und der der Habsburgermonarchie Gebietsverluste von ca. 100.000 km² sowie hohe finanzielle Einbußen bescherte. Im Zuge von Restaurierungsarbeiten ließ Kaiser Franz 1817 bis 1819 den reichen Rokoko-Fassadenschmuck Pacassis durch Josef Aman entfernen, wodurch Schönbrunn seine heutige, etwas nüchterne klassizistische Fassadengestaltung erhielt. Von diesem Umbau stammt auch das „Schönbrunnergelb“ als typisch österreichische Fassadenfarbe für Schlösser und öffentliche Gebäude. Damals erhielt das Schloss auch einen neuen Dachstuhl sowie die Freitreppe an der Gartenseite. Im Inneren wurde das bisherige Rokoko-Mobiliar teilweise durch Empire- und Biedermeier-Möbel ersetzt. 1821 waren die Umgestaltungsarbeiten beendet, so dass Kaiser Franz sich wieder häufiger hier aufhielt. Schönbrunn war zwar stets nur als Sommerresidenz gedacht, doch gab es hier natürlich auch Winterfeste zu Ehren ausländischer Staatsgäste. Besonders prächtige Festivitäten, an denen zahlreiche gekrönte Häupter und sonstige Politiker teilnahmen, fanden während des Wiener Kongresses in den Jahren 1814 und 1815, aber auch 1873 während der Wiener Weltausstellung statt. 1832 verstarb der Sohn Napoleons, der Herzog von Reichstadt im Schloss.

Kaiser Franz Joseph, der 1830 hier geboren wurde, hielt sich vorwiegend in seiner Lieblingsresidenz Schönbrunn auf, wo er 1916 als einziger kaiserlicher Bewohner auch verstarb. Im Gegensatz zum äußerst bescheidenen Kaiser legte Kaiserin Elisabeth wesentlich mehr Wert auf Wohnkultur. 1855 ließ sie in ihrem Appartement das erste Wasserklosett des Schlosses einrichten. Franz Joseph folgte erst 1898. Ihr standen auch ein Turnzimmer, eine Reithalle sowie ein Hundezwinger und eine Meierei zur Verfügung. Anlässlich der Umbauarbeiten, die zur Aufnahme von Staatsgästen anlässlich der Wiener Weltausstellung von 1873 erfolgten, wurde im Schloss die Gasbeleuchtung eingeführt. Die Elektrifizierung fand erst 1901 statt. Der letzte österreichische Kaiser, Karl I, bewohnte vorerst Schloss Hetzendorf und zog erst nach dem Tod Franz Josephs nach Schönbrunn. Am 11. November 1918 unterzeichnete er im Vieux-Laque-Zimmer jene Urkunde, mit der er auf jeden Anteil an den Staatsgeschäften verzichtete. Danach verließ er Schönbrunn und zog nach Schloss Eckartsau. Während der ersten Jahre der Ersten Republik brachte man Kriegsinvalide in den Seitentrakten unter. Auch die Organisation der Kinderfreunde war hier eingemietet. Die Repräsentationsräume des Haupttraktes wurden als Museum der Allgemeinheit geöffnet. Die ehemaligen Bedientenzimmer im Mezzaningeschoß wurden in Wohnungen umgewandelt. Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges fielen mehr als 270 Bomben auf das Areal von Schönbrunn. Am ärgsten wurde der Osttrakt des Hauptgebäudes getroffen. Der östliche Teil des farbenprächtigen Deckenfreskos in der Großen Galerie wurde zerstört. Auch die Gloriette und der Tiergarten erlitten schwere Schäden. Nach Kriegsende diente das Schloss den britischen Besatzungstruppen als Hauptquartier, was weitere Schäden verursachte. Sobald diese behoben waren, fanden wieder offizielle Feste statt, so 1955 anlässlich der Unterzeichnung des Staatsvertrages und 1961 beim historischen Treffen des amerikanischen Präsidenten Kennedy mit Nikita Chruschtschow. 1997 hat die UNESCO Schönbrunn in die Liste des Weltkulturerbes aufgenommen. Heute ist es das international wohl bekannteste österreichische Schloss und trägt mit weit über einer Million Besucher pro Jahr nicht unwesentlich zum Wiener Fremdenverkehrt bei. Die Schlossverwaltung lässt sich immer neue Attraktionen einfallen. So wurden zuletzt im Schloss zwei Suiten fertiggestellt, in denen sich betuchte Besucher als kaiserliche Gäste fühlen können.

Schloss und Park bieten auch heute noch das Bild einer kaiserlichen Residenz des 18. Jahrhunderts. Das Areal von Schönbrunn beträgt 185 ha und ist damit fast so groß, wie der erste Wiener Gemeindebezirk, die Innere Stadt. Zwei mit Adlern geschmückte Obelisken flankieren das Haupttor zum riesigen Ehrenhof des Schlosses. Er diente als Bühne für die auffahrenden Prunkkarossen, für Karussellspiele und für rauschende Feste. Gegenüber der Einfahrt zum Ehrenhof erstreckt sich das eigentliche Schloss, ein langgestreckter, mehrfach gegliederter Baukörper mit 39 Fensterachsen. Es besteht aus einem Erdgeschoß, das im wesentlichen untergeordneten Zwecken diente, dem Hauptgeschoß mit den kaiserlichen Repräsentations- und Wohnräumen und dem darüber liegenden Mezzaningeschoß, das die Wohnräume der Hofbediensteten enthielt und in dem heute Privatwohnungen untergebracht sind. Das Schloss ist zum überwiegenden Teil nicht unterkellert, was immer wieder zu Problemen mit der aufsteigenden Grundfeuchtigkeit geführt hat. Die beiden frei stehenden Gebäude, die den Ehrenhof seitlich begrenzen, waren von Fischer als Stallungen für 200 Pferde vorgesehen. Die Remisen sollten rechts und links des Haupteinganges errichtet werden. Pacassi verband die Stallungen jedoch durch Arkaden mit dem Schloss und baute sie zu sog. Kavalierstrakten um. Die Stallungen und Remisen wurden in Gebäuden im Nordwesten des Hofes verlegt.

Während das Äußere des Schlosses durch Barock und Klassizismus geprägt ist, herrscht im Inneren das Rokoko vor. Der Zutritt zu den kaiserlichen Gemächern erfolgte über zwei halbkreisförmige Freitreppen an der Hof- und Parkseite, die mit ihren schönen schmiedeeisernen Rokokogittern in die Beletage führten. Bemerkenswert ist das Fehlen einer monumentalen Prunktreppe im Inneren, wie sie ansonsten in jedem Wiener Adelspalais zu finden ist. Die „Blaue Stiege“, die den Zutritt zu den Repräsentationsräumen ermöglicht, ist trotz ihres Freskos von Sebastiano Ricci (1701/02) eher bescheiden gehalten. Hier befand sich einst ein Speisesaal, der um 1745 von Nicolaus Pacassi zu einem Stiegenhaus umgebaut wurde. Das Deckenfresko, das eine Verherrlichung Kaiser Josephs I zeigt, wurde beibehalten. Ansonsten gibt es nur noch die „Weiße Stiege“ sowie einige Dienertreppen. Die geräumige einstige Durchfahrtshalle wurde 1995 geschlossen und der Haupteingang in den Ostflügel verlegt. In dieser ehemaligen Durchfahrt stehen zwei große bronzene Herkulesplastiken von 1700. Von ihr aus ist die stimmungsvolle Schlosskapelle zugänglich. Der mehr als zwei Geschosse hohe gekuppelte Bau ist von außen kaum wahrnehmbar. Er ist nur 8 m breit, aber 18 m hoch. Seit der Zeit Kaiser Josefs I werden hier Messen gelesen. In ihrer heutigen Form wurde die Kirche von Nicolaus Pacassi und Johann Ferdinand Hetzendorf von Hohenberg gestaltet, doch geht sie noch auf das 17. Jahrhundert zurück. Die Kapelle war ursprünglich der Hl. Magdalena geweiht. Anlässlich der Neueinrichtung unter Kaiserin Maria Theresia wurde das Patrozinium auf die „Vermählung Marias“ geändert. Letztere ist am Altarbild des Hauptaltares dargestellt. Das Deckengemälde wurde 1744 von Daniel Gran geschaffen. Es zeigt Maria Magdalena sowie Allegorien der Kardinaltugenden Glaube, Liebe und Hoffnung. Der marmorne Hauptaltar wird von seitlichen Pilastern gerahmt. Franz Kohl schuf die vergoldete Dreifaltigkeitsgruppe, die den abschließenden Rundbogen des Altars krönt. Die Gemälde des Hauptaltares und der beiden Seitenaltäre sind Werke von Paul Troger. An der Tabernakeltür befindet sich eine kleine Pieta, die früher Georg Raphael Donner zugeschrieben wurde, aber wohl eher von Franz Kohl stammen dürfte, der ein Schüler Donners war. Chorgestühl und Beichtstuhlgitter sind mit dem Monogramm der Kaiserin Maria Theresia geschmückt.

Vier ebenerdige Gartenzimmer wurden vom Barockmaler Johann Bergl, einem Schüler Paul Trogers, in den Jahren 1768 bis 1777 mit exotischen Landschaften und Vögeln phantasiereich ausgemalt. Einst gab es hier auch als Baumstrünke getarnte Öfen sowie Spiegel, auf denen silberne Tauben von Weintrauben naschten. Ebenfalls im Erdgeschoß liegen die Gisela-Appartements, die nach der hier logierenden ältesten Tochter Kaiser Franz Josephs benannt sind. Sie wurden ursprünglich von der Kaiserin Maria Theresia bewohnt, die sich nach dem Tod ihres Gatten hierher zurückzog und die zuvor recht lebensfroh ausgeschmückten Räume grau übermalen ließ. 1891 wurden die farbenfrohen Wandmalereien wiederentdeckt. Die 40 repräsentativen Rokoko-Schauräume im ersten Stock nehmen eine Fläche von 3.600 m² ein. Am Beginn der Führung liegt das Billardzimmer. Hier hängen etliche großflächige Gemälde, die sich auf Ereignisse im Zusammenhang mit dem Maria-Theresien-Orden beziehen. Es folgt das Nussholzzimmer, dessen Name auf die kostbare Nussholzvertäfelung der Wände hinweist. Es diente Franz Joseph als Audienzraum. Danach kommt das einstige Schreibzimmer des Kaisers mit seinem einfachen Schreibtisch, an dem er bereits ab vier Uhr früh arbeitete. An dieses schließt das Schlafzimmer des Kaisers an, in dem er auch starb. Bezeichnend für seine persönliche Bescheidenheit sind das einfache eiserne Feldbett, der Betschemel und der Blechwaschtisch. Das dreifenstrige Spiegelzimmer ist in den Farben Rot, Weiß und Gold gehalten. Es stellt ein Meisterwerk des Rokoko dar und diente in erster Linie als Audienzsaal sowie im 19. Jahrhundert als Speisesaal. Wolfgang Amadeus Mozart gab hier 1762 sein erstes Konzert am Wiener Hof. Die drei benachbarten „Rosa-Zimmern“ sind nach dem Landschaftsmaler Josef Rosa benannt, der die hier in die Wände eingelassenen Monumentalbilder mit meist italienischen Landschaften geschaffen hat. Ein Gemälde zeigt die Ruine der Habsburg, des Stammsitzes der Habsburger in der Schweiz. Besonders schön ist das kleine chinesische Rundkabinett. Dunkle vieux-laque-Tafeln wechseln hier mit zierlichen Konsolen ab, die chinesische Vasen und kostbare Porzellanfiguren tragen. Hier gab es den bereits erwähnten, im Fußboden eingelassenen versenkbaren Tisch. Das anschließende Rösselzimmer ist mit Pferdebilder des Tiermalers Johann Georg von Hamilton ausgestattet. Der eindrucksvolle Zeremoniensaal wird von einem lebensgroßen Gemälde beherrscht, das die Kaiserin Maria Theresia darstellt und von Martin van Meytens stammt. In diesem Raum wurden vorwiegend familiäre Feste, wie Taufen oder Hochzeiten gefeiert.

Höhepunkte der Beletage sind jedoch die Große und die Kleine Galerie, die durch drei Bogengänge miteinander verbunden sind. Sie nehmen die gesamte Breite des Schlosses ein. Beide wurden von Pacassi an Stelle des einstigen Prunksaales geschaffen. Die Große Galerie ist mehr als 40 m lang, 10 m breit und 10 m hoch. Sie liegt an der Hofseite und ist von außen über eine repräsentative geschwungene Freitreppe erreichbar. Wie zur Zeit der Habsburger finden auch heute hier Empfänge und Konzertveranstaltungen statt. Zur Zeit Maria Theresias erleuchteten bei festlichen Veranstaltungen noch 4.000 Wachskerzen den Saal. Gregorio Guglielmi schuf 1761 das kolossale Deckenfresko. Es besteht aus drei, durch vergoldeten Deckenstuck getrennten Gemälden. Das mittlere zeigt die einzelnen österreichischen Provinzen mit ihren besten Erzeugnissen. Die Provinzen werden durch Frauengestalten repräsentiert, die der Kaiserin und ihren Gatten Franz Stephan huldigen. Die beiden anderen Bilder stellen die ebenfalls durch Mädchen symbolisierten Künste und Wissenschaften sowie den Krieg als gekrönten Heros dar, der von kaiserlichen Soldaten aller Waffengattungen umgeben ist. Der Parkettboden ist reich intarsiert. Der östliche Teil dieses Saales musste 1956 völlig erneuert und der dort befindliche Gemäldeteil nach Mikrofarbfilmen, die zu Beginn des Zweiten Weltkrieges angefertigt worden waren, neu gemalt werden. Die Kleine Galerie liegt an der Gartenfront. Vom ihr vorgebauten großen Balkon führen zwei Treppen in das Gartenparterre hinab. Das nach einem Entwurf von Isidor Canevale nach 1770 zu einer Gedenkstätte für den verstorbenen Franz Stephan umgestaltete Vieux-Laque-Zimmer ist eine Mischung aus ostasiatischer Raumkultur und wienerischem Rokoko. Zwischen kostbaren japanischen Lacktafeln mit Goldmalereien hängen an den dunkelbraunen Nussvertäfelungen Porträts von Kaiserin Maria Theresia und ihrem Gatten Franz Stephan von Lothringen.

Im Napoleonzimmer hängen seit 1873 Brüsseler Tapisserien nach Entwürfen von Hyacinthe de la Peigne aus dem 18. Jahrhundert. In diesem Raum starb Napoleons Sohn, der Herzog von Reichstadt, im Alter von 21 Jahren. Das Porzellanzimmer weist eine Wanddekoration aus blau-weiß lackiertem Holz auf, das Porzellan imitiert. In sie sind blaue Tuschzeichnungen eingefügt, die von Franz Stephan und einigen seiner Kinder angefertigt wurden. Der Luster und die Uhr sind aus Meißner Porzellan. Besonders beeindruckend ist das angrenzende Millionenzimmer. Es ist so kostbar eingerichtet, dass es während des Zweiten Weltkrieges komplett zerlegt und ausgelagert worden war. Es wird berichtet, dass Maria Theresia allein für die Ausstattung dieses Zimmers eine Million Gulden bezahlen musste. Die kunstvoll geschnitzten Ornamente aus chinesischem Feketin-Holz sind auf einer goldbraunen Täfelung aus Rosenholz montiert. In vergoldeten Rahmen sind 260 indo-persische Miniaturmalereien auf Pergament eingelassen, die das Leben am Mogulenhof darstellen. Die Vertäfelungen waren ursprünglich für das Schloss Belvedere bestimmt, wurden jedoch 1766 hier eingebaut. Als letzter Prunkraum wird der große Gobelinsalon gezeigt, dessen Wandteppiche von Pierre van der Borcht aus dem 18. Jahrhundert stammen. Sie stellen meist holländische Markt- und Hafenszenen dar. Die Sitzpolster und Rückenlehnen der im Raum stehenden sechs Stühle sind mit Gobelins bespannt. Sie zeigen Szenen aus dem Leben der Bauern im Jahresverlauf und stellen damit die zwölf Monate dar. An den Salon schließen sich die wesentlich einfacher gehaltenen Appartements der Eltern Franz Josephs – Franz Karl und Sophie von Bayern – an. Immerhin steht im sog. Reichen Zimmer das einzige erhaltene Paradebett der Hofburg. Es wurde 1736 erzeugt, aber nie zum Schlafen benützt.

Lage: 1120 und 1130 Wien – an der Schönbrunner Schlossstraße (Westeinfahrt Wiens), weitere Eingänge in den Park befinden sich in der Marxingstraße und in der Grünbergstraße

Ort/Adresse: 1120 Wien

Besichtigung: der Park ist ganzjährig frei zugänglich (meist bis Einbruch der Dunkelheit), Schlossführungen finden täglich ab 08.30 statt

Homepage: www.schoenbrunn.at


Weitere Literatur:


22.03.2014