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Mödling - Toppelhof


Der im Kern romanische Toppelhof liegt knapp unterhalb der Mödlinger Wehrkirche, also in unmittelbarer Nachbarschaft der alten Hausberg-Burganlage. Er befand sich seit seiner Errichtung im Besitz der Mödlinger Herzoge, die zur Familie der Babenberger gehörten. Er diente ihnen als Gutshof. Ursprünglich war er wesentlich größer und nahm das Gebiet zwischen Pfarrgasse und Brühler Straße ein. Die im 19. Jahrhundert aufgekommene Bezeichnung Templerhof ist falsch, da in Mödling, wie in ganz Österreich keine Tempelritter ansässig gewesen sind. Die erste urkundliche Erwähnung des Hofes erfolgte im 15. Jahrhundert. Seit damals ist er auch in den Mödlinger Grundbüchern nachweisbar. Der Toppelhof ist aber wesentlich älter. In der heutigen Anlage ist ein romanisches „Festes Haus“ aus der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts erhalten. An dieses wurde zu Beginn des 13. Jahrhunderts im Osten ein Längstrakt angebaut. Der schmale gotische Westtrakt stammt erst vom Anfang des 15. Jahrhunderts. Er wurde bereits von Dietrich von der Mauer erbaut, nachdem der Toppelhof bis dahin landesfürstlich war. 1512 gehörte er dem Pfandherrn der Burg Mödling, Georg Rottal Freiherr zu Thalberg. Ihm wurde von Kaiser Maximilian I der Besitz als Freihof bestätigt, was für den Eigentümer die Steuerfreiheit bedeutete. In den nächsten 200 Jahren wechselten sich bürgerliche Eigentümer im Besitz des Hofes ab. 1715 gelangte er an das Wiener Nonnenkloster St. Laurenz. Nach dessen Auflösung durch Kaiser Josef II wurde er vom staatlichen Religionsfonds übernommen, aber bald wieder bürgerlichen Interessenten übergeben. Im 19. Jahrhundert kam es durch Umbauten zu baulichen Veränderungen. In den 80er Jahren des 20. Jahrhunderts wurden die Hoffassaden restauriert. Sie sind weiß gefärbelt und an den Ecken mit einer aufgemalten Ortsteinquaderung versehen.

Die zweigeschossige Anlage hat einen durch den Verlauf der Kirchengasse leicht verschobenen U-förmigen Grundriss. Die Außenfassaden sind schlicht und unscheinbar, während jene des Hofes interessant und durch Vor- und Rücksprünge stark gegliedert sind. Der älteste Bauteil ist der Nordtrakt mit dem „Festen Haus“. Dieses ist zwar in die übrigen Bauten eingebunden, aber noch in drei Geschossen bis zur Dachhöhe vorhanden. Der rechteckige Bau hat Ausmaße von 27,3 x 9,2 m. Die geböschten Außenmauern sind ca. 1,3 Meter stark, die übrigen Mauern knapp einen Meter. Von den einst nach außen gerichteten sieben Schießscharten haben sich zwei im Keller erhalten. Die übrigen wurden vermutlich im 19. Jahrhundert zu Fenstern erweitert. In den tonnengewölbten Kellerräumen wurde zur Wasserversorgung des Wehrbaues ein Brunnen angelegt. Dem „Festen Haus“ war ein Graben vorgelagert, von dem an der Nordseite noch Spuren vorhanden sind. An der Südseite stand einst ein Turm, der aber heute völlig verschwunden ist. Erhalten sind im Erdgeschoß zwei hohe Schlitzfenster mit einer derben Steingewänderahmung. Unter einem von Konsolen gestützten spätgotischen Erker liegt ein tonnengewölbter Kellerabgang mit dem Rest eines Steingewändeportals. Die in der Nordwestecke angebrachte Jahreszahl (1)582 dürfte von einer Renovierung stammen. Sowohl im „Festen Haus“ als auch in dem nur wenig später erbauten Osttrakt befand sich je eine Rauchküche. Das Untergeschoß des letzteren ist vollständig gewölbt. Im Dachboden sind noch gotische Gewölbeansätze zu sehen. Die Fenster des Osttraktes stammen aus der Renaissance- und der Barockzeit. Seine letzten beiden Fensterachsen wurden erst im 18. Jahrhundert angebaut. 1939/40 wurde dieser Bauteil aufgestockt. Hofseitig ist unter einem Baldachin eine steinerne Marienstatue eingemauert, die aus der Zeit stammt, als der Toppelhof dem Kloster St. Laurenz gehörte. Am Südende des Westtraktes befindet sich ein großes Tor, dessen spätmittelalterliche Torgewände zum Teil freigelegt werden konnten.

Ort/Adresse: 2340 Mödling, Kirchengasse 8

Besichtigung: nur von außen möglich


Weitere Literatur:


05.03.2014