ARCHIV


Gefährdete Objekte

Schlosshotels

Personenverzeichnis






Mödling - Thonetschlössl


Bis in das 17. Jahrhundert hinein standen an der Stelle des heutigen Thonetschlössls zwei einfache Bürgerhäuser. Diese wurden vom österreichischen Hofvizekanzler Johann Baptist Graf Verdenberg abgerissen. Als Beitrag zur Gegenreformation gründete er an ihrer Stelle 1631 ein Kapuzinerkloster. 1683 wurde es durch die Türken, die Mödling niederbrannten, schwer beschädigt, aber bereits im folgenden Jahr wiederhergestellt. 1785 erfolgte durch Kaiser Joseph II die Aufhebung des Klosters. Das vorhandene Vermögen wurde der Spitalkirche in der der Brühler Straße übertragen. Doch schon im nächsten Jahr gelangte das Gebäude in den Besitz des Giacomo Cagliano, der in den leer stehenden Räumen eine Seidentuchfabrik einrichtete. Das Unternehmen florierte. Um 1800 waren hier über hundert Personen beschäftigt. Dennoch wurde 1805 die Produktion nach Wien verlegt. Cagliano nützte das frei gewordene Gebäude als chemische Bleicherei. Sein Sohn Antonio betrieb hier zwischen 1823 und 1836 ein Theater, das ca. 300 Zuschauer fasste. Er wollte die Entwicklung Mödlings zum Sommerfrischeort der Wiener nutzen. 1833 ersteigerte Ernst Heger das ehemalige Kloster und brachte in ihm seine umfangreiche Insektensammlung unter. 1845 folgte als Eigentümer Josef von Demel und danach Karl Rudolph sowie die Familie Hainisch. Als bald danach Altgräfin Elise von Salm, eine geborene Liechtenstein, den Bau erwarb, ließ sie ihn schlossähnlich ausbauen und gab ihm seine heutige klassizistische Fassade. Im Inneren blieb aber viel Bausubstanz des Kapuzinerklosters erhalten. 1889 kam das Schlössl mit der Familie Thonet wieder in bürgerlichen Besitz. Sie ließ den hinter dem Gebäude liegenden Garten anlegen. 1931 erwarb die Sparkasse der Stadt Mödling das ansprechende Schlösschen und stellte es für die Unterbringung des Bezirksmuseums zur Verfügung. Dieses existierte aber vorerst nur bis 1938. Es musste geschlossen werden, da die Deutsche Wehrmacht Bedarf angemeldet hatte. Wie üblich wurde es daher 1945 als Deutsches Eigentum von der russischen Besatzungsmacht requiriert. Nach seiner Freigabe diente es bis 1955 als Polizeikommissariat. 1958 erwarb die Stadtgemeinde Mödling den bereits etwas vernachlässigten Bau. Er wurde renoviert und umgebaut. Seit 1965 dient er wieder als Bezirksmuseum.

Das Thonetschlössl ist ein elfachsiges zweigeschossiges Gebäude, wobei der dreiachsige Mittelbau um ein Geschoß höher ist. Die einzelnen Gebäudeteile sind mit Walmdächern gedeckt. Die platzseitige Hauptfassade weist eine aufgeputzte gequaderte Sockelzone auf. Der leicht vortretende Mittelrisalit wird in den Obergeschossen durch Riesenpilaster gegliedert. Die längsrechteckigen Fenster zeigen einfache Umrahmungen sowie gerade Verdachungen. Die zweiachsigen Seitenflügel treten hinter dem Hauptbau leicht zurück. Die Gartenfassade wurde um die Mitte des 19. Jahrhunderts ebenfalls neu gestaltet. Am abgetreppten Giebel erkennt man das Allianzwappen der Familien Salm und Liechtenstein. Im Inneren des erhöhten Mittelteiles hat sich das im Kern barocke Langhaus der Kirche des Kapuzinerklosters erhalten. Der ehemalige Triumphbogen ist Teil der Rückwand des Hauses. Chor und Dachreiter wurden beim Umbau abgetragen. Der spätere Festsaal nimmt den Oberteil des einstigen Kirchenschiffes ein. Seine Decke ist stichkappentonnengewölbt und zeigt das ehemalige Kirchengewölbe. Der Stuckdekor ist allerdings neobarock und stammt aus dem dritten Viertel des 19. Jahrhunderts. Die meisten Räume beherbergen jetzt archäologische Funde aus dem Raum Mödling sowie historische und naturkundliche Sammlungen. Der ehemalige Schlossgarten ist heute eine öffentliche Parkanlage. Hier steht das Fragment einer einst 14 m hohen gotischen Säule. Sie wurde 1683 auf ihrem Platz an der Hauptstraße 5 von den Türken zerstört und ihr Rest gegen Ende des 20. Jahrhunderts hier aufgestellt.

Ort/Adresse: 2340 Mödling, Josef Deutsch Platz 2

Besichtigung: Öffnungszeiten des Museums: Mo – Do 09 – 13, Sa 10 – 14, So und Fei 14 – 18

Homepage: museummödling.at.tf


Weitere Literatur:


10.02.2014