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Graz - Minoritenschlössl


Der landschaftliche Sekretär Stefan Speidl begann in den Jahren 1596/97 auf dem ihm gehörenden Grundstück am Rosenberg (heute Quellengasse/Panoramagasse) mit der Errichtung eines Ansitzes. Die Bauarbeiten wurden erst 1603 durch seinen Bruder Sebastian beendet. Der Edelsitz wurde vorerst nach den Bauherren Speidlegg genannt. Er dürfte recht repräsentativ gewesen sein, da er von Bischof Georg Stobäus von Palmburg, der ihn von 1603 bis 1618 besaß, überschwenglich gelobt wurde. Wenige Jahre später setzte sich bereits der Name Rosegg durch. 1637 gelangte das Schlösschen in den Besitz des Grazer Minoritenkonvents, der es bis zu seiner Aufhebung 1789 behielt und ihm in dieser Zeit seine heutige Form gab. Dann bekam es bürgerliche Eigentümer. Um die Mitte des 19. Jahrhunderts diente der ehemalige Edelsitz als Kaffeehaus. 1883 erwarb ihn der Grazer Rechtshistoriker Arnold Luschin von Ebengreuth. Er ließ das Gebäude umfassend restaurieren und stattete es mit interessanten Bauteilen abgebrochener Grazer Häuser aus. So fand an seiner Ostseite das spätbarocke, mit Voluten verzierte Steinportal des Gasthauses „Zur goldenen Sonne“ aus der Grazer Mariahilferstraße eine neue Verwendung. Es wird Joseph Hueber zugeschrieben und stammt aus den Jahren um 1770. Das Renaissance-Doppelfenster am Westgiebel schmückte einst das abgerissene Dominikanerinnenkloster am Tummelplatz. Das Minoritenschlössl gehört auch heute noch der Familie Luschin.

Es ist ein quadratischer zweigeschossiger Bau mit schräg gestellten, giebelgekrönten Ecktürmchen unter einem steilen Walmdach. Ursprünglich waren die Eckerker durch einen hölzernen Umgang verbunden. Der Nordseite ist eine Terrasse vorgelagert, deren Balustrade von einem schmiedeeisernen Korbgeländer begrenzt wird. Die hier befindlichen vier Porträtbüsten aus Sandstein stellen Philosophen und Herrscher dar. Weitere Sandsteinfiguren bereichern den großen gepflegten Garten. Sie dürften von Anton Kakon (um 1806) stammen und stellen die Götter Fortuna, Merkur und Vulkan dar. Außerdem stehen hier zwei steinerne Rocaillevasen aus dem dritten Viertel des 18. Jahrhunderts. Auf einer Anhöhe des Gartens wurde in der Biedermeierzeit ein offenes Lusthaus in der Form eines Tempels errichtet. Es ist mit Dreiecksgiebeln und ionischen Terrakottasäulen ausgestattet. Die Umfassungsmauer des Gartens wird von drei Toren durchbrochen. Eines davon ist ein josephinisch-klassizistisches Steinportal (um 1780/90) mit einem schmiedeeisernen Oberlichtgitter. Die Innenräume des Ansitzes zeigen noch die Kreuzgrat- und mit Stichkappen versehenen Tonnengewölbe sowie mehrere profilierte Holzbalkendecken aus der Bauzeit. Auch eine steinerne Spätrenaissance-Türrahmung aus dem zweiten Viertel des 16. Jahrhunderts ist erhalten. In der Halle des Erdgeschosses befindet sich eine reich verzierte Kamineinfassung mit stuckierten Putten und einem Wappenrelief aus der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts. Der Zugang zu den Wohnräumen erfolgt zum Teil durch barocke Türen, bei denen sich die originalen Beschläge erhalten haben. Die historistischen Wandmalereien zeigen u. a. den Bischof von Lavant Georg Stobäus von Palmburg. Die von Luschin-Ebengreuth gesammelten Kunstgegenstände befinden sich zum Teil jetzt im Landesmuseum Joanneum. Darunter befindet sich eine Marmorfigur der Fortuna aus dem dritten Viertel des 16. Jahrhunderts.

Ort/Adresse: 8010 Graz, Quellengasse 4

Besichtigung: nur von außen möglich


Weitere Literatur:


21.01.2014