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Gobelsburg


Wie Ausgrabungen ergaben, war der Schlossberg schon in prähistorischer Zeit besiedelt. Beim Aushub von Kellern konnten Spuren von Gräbern und Behausungen aus der mittleren Bronzezeit, aber auch Reste von Tongeschirr aus der Hallstattzeit (6. Jh. v. Chr.) gefunden werden. Dem heutigen Barockschloss sieht man es nicht an, dass es aus der alten Kuenringerburg „Gobartsburg“ entstanden ist. Um 1074 wird ein Azzo de Gobatsburich in einem Schenkungsvertrag als Zeuge genannt, doch ist diese Urkunde umstritten. Manche Burgenforscher nehmen aber an, dass es sich bei ihm um einen der frühesten Kuenringer gehandelt hat. Die erste gesicherte Erwähnung folgte 1114 mit Odelricus de Chobatispurc. Seine Familie blieb bis zum Ende des 12. Jahrhunderts im Besitz der damaligen Feste, dann ging sie durch Heirat an die Herren von Feldsberg-Seefeld über. Eine Wehranlage wird hier 1214 erstmals urkundlich erwähnt. Von einem Schloss wird erst im 16. Jahrhundert gesprochen. 1306 wird von einer Fehde zwischen den Brüdern Hadmar und Rapoto von Falkenberg mit Ulrich von Wallsee berichtet, bei der es um das Haus Gobolzpurch ging. 1355 fiel das Erbe der Falkenberger ohnehin an die Wallseer. 1429 kaufte Otto IV von Maissau den Besitz und vermachte ihn 1440 Herzog Albrecht V. Dieser verpfändete Gobelsburg an Ulrich von Eitzing. Kaiser Maximilian I verkaufte die Herrschaft 1495 an Heinrich Prüschenk Freiherrn von Stettenberg. Im 16. Jahrhundert erfolgte ein Neubau im Sinne der Renaissance. Von 1587 bis 1593 war Salomon Pfefferkorn von Ottobach der Inhaber von Gobelsburg. Obwohl er Protestant war, befindet sich sein Grabstein an der Nordseite der Gobelsburger Pfarrkirche.

In der Folge wechselten sich zahlreiche Adelsfamilien im Besitz des Schlosses ab, bis es 1693 von Otto Ferdinand Freiherrn von Hohenfeld durch Erbschaft übernommen wurde. Otto Achaz Ehrenreich Graf Hohenfeld ließ das Gebäude 1725 umbauen und barockisieren, wobei er sich im Inneren vor allem auf den ersten Stock und das Stiegenhaus konzentrierte. Außen blieb vom Vorgängerbau nicht viel mehr als ein nur vom Dachboden aus sichtbarer Rauchfang mit ornamentalen Sgraffitti aus dem 15. Jahrhundert unverändert. Das Schloss war damals auch unter dem Namen „Ehrenreichsburg“ bekannt. Es war wohl als Jagdschloss gedacht, worauf die häufige Verwendung von Jagdmotiven in den Stuckarbeiten und Deckengemälden sowie an den Kachelöfen hinweist. Sein Sohn Heinrich trat in das Zisterzienserstift Zwettl ein und verkaufte ihm 1746 die bereits schwer verschuldete Herrschaft. Abt Melchior ließ daraufhin sein Wappen über dem Tor anbringen. Als 1784 der Gutshof Kammern, der bis dahin als Verwaltungssitz des Stiftes für seine Weingärten diente, abbrannte, wurde dieser nach Gobelsburg verlegt, das nun als Wirtschaftshof diente. Die Inneneinrichtung des Schlosses wurde in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts weitgehend erneuert. In der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg wurde im Gebäude ein Lehrlingsheim eingerichtet. Während des Zweiten Weltkrieges waren französische Kriegsgefangene in Schloss Gobelsburg einquartiert. Mangels Heizmaterial wurden die Fußböden verheizt und die Innenräume devastiert. Nach 1958 wurde es unter Pater Bertrand Baumann, der mit der Leitung des Gutes betraut war, gründlich renoviert. Ab 1966 diente es jahrzehntelang als Außenstelle des Österreichischen Volkskundemuseums, das hier seine Majolika-Sammlung zeigte. Noch vor dem Jahr 2000 wurde die Zusammenarbeit beendet. Gobelsburg wurde nun vornehmlich als Weingut des Stiftes Zwettl und für seinen ausgezeichneten „Messwein“ bekannt. Seit 1996 ist das Weingut verpachtet. Ein Teil des Gebäudes ist in Wohnungen aufgeteilt.

Schloss und Kirche liegen auf dem Burgberg, einem kleinen Hügel über dem Ort. Sie stellten einst verteidigungsmäßig eine Einheit dar. Das Schloss ist von einer Gartenmauer aus grau verputztem Backstein mit Wachtürmchen an den Ecken umgeben. Diese grauen Ziertürmchen mit ihren Schießscharten hatten aber schon zur Zeit ihrer Errichtung nur symbolischen Charakter. Die beiden Steinlöwen, die den Zugang bewachen, wurden erst 1868 aufgestellt. Sie wurden vom Bildhauer Franz Melnitzky geschaffen und standen ursprünglich an der Wiener Aspernbrücke. Das daneben stehende Bertrand-Kreuz ist ein Tabernakelbildstock aus der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts. Es stand ursprünglich in Groß-Riedental. Das gelb/weiß gefärbelte Schloss ist eine barocke zweigeschossige Vierflügelanlage mit einem mächtigen Mansarddach und einem hohen, das nach Norden ansteigende Niveau ausgleichenden Sockel. Die 13-achsige Hauptfassade ist nach Süden gerichtet. Sie wird durch Lisenen gegliedert und durch einen 5-achsigen Mittelrisalit betont. Unter den Fensterverdachungen und in den Parapetfeldern ist reicher Bandelwerkstuck zu sehen. Die Erdgeschoßfenster sind mit barocken Fensterkörben versehen. Die Portalachse wird durch ein reich gestaltetes, von Putten flankiertes Doppelwappen im Dreiecksgiebel, der den gesamten Mittelrisalit überspannt, bekrönt. Das breite Portal, das als Hofzufahrt dient, wird von Pilastern flankiert. Im Scheitel ist eine Kartusche mit dem Zwettler Stiftswappen angebracht. Auch die Hoffassaden sind durch Lisenen gegliedert. Nord- und südseitig sind im Erdgeschoß noch die rundbogigen Arkaden mit ihren Kreuzgratgewölben aus dem 16. Jahrhundert erhalten. Das Ambiente des quadratischen Hofes wird durch den der Einfahrt gegenüberliegenden Mittelpavillon bestimmt. Er ist um ein halbes Geschoß höher als die anschließenden Trakte. Der in ihm befindliche Saal wird sowohl hof- als auch außenseitig durch je drei große Rundbogenfenster und darüber liegende querovale Ochsenaugen beleuchtet. Sowohl die Rundbogenfenster als auch die Okuli weisen geschwungene Verdachungen auf. Sie ruhen auf korinthischen Pilastern bzw. stehenden Voluten. Über dem Mittelfenster ist eine Sonnenuhr aus dem Jahr 1743 angebracht. Das Tor im Mittelrisalit hat seine Beschläge aus der Mitte des 18. Jahrhunderts bewahrt.

Die Erdgeschoßräume sind mit zum Teil noch aus dem 16. Jahrhundert stammenden Kreuzgratgewölben und Stichkappentonnen gedeckt. Im Südosten führt eine dreiläufige Treppe mit einem Schmiedeeisengitter aus der Mitte des 18. Jahrhunderts in das Obergeschoß. Das Stiegenhaus ist mit dem Deckengemälde „Allegorie des Wetters“ aus dem Jahr 1730 geschmückt. Man erkennt Poseidon, Zeus und einige Sturmgötter. Als Schlosskapelle fungiert ein 1769 umgewidmeter quadratischer Raum mit stuckierter Wand- und Deckenverkleidung in der Südwestecke.. Er weist eine Flachdecke mit dem Deckengemälde „Christi Geburt“ von Martin Johann Schmidt auf. An der Stelle eines früheren Kamins steht ein hölzerner Altar mit vergoldeten Zieraten. Vom „Kremser Schmidt“ ist auch das Hochaltarbild, das den heiligen Bernhard von Clairvaux vor dem Kreuz zeigt. Die restliche Ausstattung der Kapelle gehört ebenfalls dem dritten Viertel des 18. Jahrhunderts an. Sechs Repräsentationsräume nehmen den Südtrakt ein. Sie liegen im Obergeschoß und sind meist nach ihren Stuckarbeiten und Deckengemälden benannt. Bemerkenswert sind vor allem die vier kolossalen Kachelöfen aus der Zeit zwischen 1748 und 1793, die teilweise mit vergoldetem Bandlwerkdekor verziert sind. Die Prälatur wurde vom Abt des Stiftes Zwettl während seiner Sommeraufenthalte bewohnt. Ihr barocker Intarsienfußboden ist aus Nußwurzel- und Ahornholz gefertigt. Im Venuszimmer, dessen Deckenstuck-Relief einen von zwei Tauben gezogenen Wagen zeigt, auf dem die von Amor begleitete Venus sitzt, steht ein weiß/goldener Ofen, mit einem Hund, der aus einer Vase trinkt. Eine Kartusche zeigt das Zwettler Stiftswappen. Im Artemis-Zimmer zeigt ein Ölgemälde in der Stuckdecke Artemis (Diana), wie sie im Bad von Aktäon belauscht wird. In einer Ecke steht ein grünglasierter Kachelofen.

An der Decke des Apollo-Zimmers ist Apollo zu sehen, dessen Wagen von Pferden über die Wolken gezogen wird. Die Rösser hängen dabei fast vollplastisch aus der Decke. Spielende Putten beleben die stuckierten Supraporten. In einer Ecke steht ein brauner Kachelofen mit weißen Ornamenten. Das Zwettler Wappen wird von zwei Putten gehalten, darüber ist ein schwarzer Adler angebracht. Ein Ölbild an der Stuckdecke des Aktäon-Zimmers zeigt den wegen seiner Neugier von Diana in einen Hirsch verwandelten Aktäon, wie er von den Hunden der Göttin zerrissen wird. Ein grüner Kachelofen in diesem Raum ist mit einer unglasierten Tonfigur verziert, die Diana darstellt. Schließlich gibt es noch das Ajax-Zimmer, an dessen Stuckrelief der Decke man den vom Wahnsinn befallenen Ajax erkennen kann, wie er sich vor Troja in sein Schwert stürzt. Die Stuckmedaillons in den Ecken zeigen Allegorien der vier Elemente Erde, Luft, Wasser und Feuer. Ein weiß glasierter Ofen wird von einem Löwen bekrönt. Das angebrachte Monogramm O. A. E. G. V. H. weist auf Otto Achaz Ehrenreich Graf von Hohenfels hin. An der gegenüberliegenden Hofseite liegt der eher schmucklose dreiachsige Festsaal. Er ist eine Nachbildung des Steinernen Saales von Stift Altenburg. Die gemalte Mittelrosette der Decke wurde vermutlich erst im 19. Jahrhundert angebracht. Sie täuscht eine Steinschnitzerei vor. Unter dem Mittelsaal befindet sich die Sala terrena, ein tonnengewölbter Raum mit Stichkappe. Inmitten breiter reliefartiger Ornamente thronen hier Gerechtigkeit, Stärke und Beständigkeit – einige der Kardinaltugenden. Die Prunkräume weisen noch intarsierte Möbel aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts sowie Gemälde von Johann Georg Sagmüller und anderen Malern des 18. Jahrhunderts auf.

Lage: Waldviertel – ca. 8 km nordöstlich von Krems

Besichtigung: derzeit nur von außen möglich

Homepage: www.gobelsburg.at


Weitere Literatur:


10.01.2014