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Weyer an der Enns - Egererschlössl


Das sog. Egererschlössl liegt etwas erhöht am Nordostende des Marktplatzes von Weyer. Es ist ein typisches Renaissancegebäude, das zwar noch wehrhafte Elemente zeigt, aber nicht wirklich für eine ernsthafte Abwehr kriegerischer Angriffe eingerichtet war. An seiner Stelle befand sich ein wehrhafter Vorgängerbau, der aber 1532 bei einem schweren Angriff türkischer Streifscharen auf Weyer zerstört worden war. Der Hammerherr Wolf Egerer ließ auf seinen Ruinen um die Mitte des 16. Jahrhunderts in zwei Etappen das heutige Schloss errichten. Die reiche Gewerkenfamilie Egerer besaß den nach ihr benannten Ansitz bis um die Mitte des 17. Jahrhunderts. Vor allem Lorenz Egerer, der Bruder des Bauherrn, hatte hier längere Zeit gelebt. 1683 kamen neuerlich kriegerische Zeiten für die Herrschaft, als 300 Tartaren die Umgebung von Weyer verwüsteten. Danach war hier bis 1848 das Pfleggericht der Herrschaft Garsten bzw. nach 1787, als das Kloster Garsten aufgehoben worden war, des Religionsfonds als Besitznachfolger untergebracht. Außerdem diente das Egererschlössl als Sitz der Herrschaftsverwaltung. Nach 1848 wechselten die Schlossbesitzer recht häufig, was dazu führte, dass das Gebäude 1979 bereits recht baufällig war. Daran änderte auch eine um die Mitte des 19. Jahrhunderts versuchte, aber zum Teil missglückte Behübschung im historistischen Stil der Zeit nichts. Die Rettung erfolgte durch die Marktgemeinde Weyer, die das Schlössl von den privaten Eigentümern erwarb und eine umfangreiche Renovierung durchführen ließ. Seit 1981 ist hier die Musikschule des Ortes untergebracht. Die übrigen Gebäudeteile werden von der Gemeinde als Veranstaltungszentrum genutzt oder sind vermietet.

Die recht imposant wirkende zweigeschossige Anlage besteht aus zwei Teilen. Der straßenseitige schmälere Bau aus der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts zeigt zwei mit Spitzdächern versehene runde Eckerker, doch dürften die beiden Türmchen möglicherweise erst 1749 angefügt worden sein, um den Ansitz stattlicher erscheinen zu lassen. Das anschließende quadratische Gebäude wurde um einen kleinen fünfeckigen Arkadenhof errichtet. An seiner Rückseite ist ein großer spätgotischer, auf Konsolen ruhender Flacherker zu sehen, der ein profiliertes Fenster sowie zwei „Spione“ aufweist. Am Erker ist die Jahreszahl 1561 angebracht, die vermutlich auf das Ende der Bauarbeiten hinweist. Die Räume im Erdgeschoß zeigen weite Tonnengewölbe, während jene im Obergeschoß zierliche Kreuzgratgewölbe besitzen. Über dem daneben befindlichen breiten profilierten Rundbogenportal erkennt man ein kleineres verstäbtes spätgotisches Fenster. Der Wohlstand des Bauherrn wird durch die aus Aflenzer Rotmarmor hergestellten Portal- und Fenstereinfassungen dokumentiert.

Lage: ca. 17 km südwestlich von Waidhofen/Ybbs

Ort/Adresse: 3335 Weyer, Oberösterreich

Besichtigung: nach Voranmeldung im Gemeindeamt möglich


Weitere Literatur:


05.01.2014