ARCHIV


Gefährdete Objekte

Schlosshotels

Personenverzeichnis






Hohenwerfen


Hohenwerfen ist nach Hohensalzburg die zweitgrößte Burg des Landes. Ihre Geschichte ist mit der des Landes Salzburg untrennbar verbunden. Ihre Aufgabe war es, das wichtige Salzachtal zu sperren und die 40 km nördlich gelegene Stadt Salzburg vor Angriffen aus dem Süden zu schützen. Dennoch war die Feste nur in wenige kriegerische Auseinandersetzungen direkt verwickelt. Durch ihre Mächtigkeit und ihre geographische Lage bedingt, spielte sie eher eine präventive Rolle. Daneben diente sie als zweite Residenz und Jagdschloss der Fürsterzbischöfe. Der Zeitpunkt ihrer Erbauung ist urkundlich nicht gesichert, doch wird vermutet, dass sie 1077 im Laufe des Investiturstreites zwischen König Heinrich IV und Papst Gregor VII entstanden ist. Der das Erzbistum Salzburg regierende Erzbischof Gebhart war ursprünglich ein Parteigänger des deutschen Königs. Er stellte sich erst nach der Verhängung des Kirchenbannes über Heinrich auf die Seite des Papstes. Gebhart nützte die hervorragende strategische Lage seines Landes durch die Errichtung der Festen Friesach, Hohenwerfen und Hohensalzburg. Die Burghut von Hohenwerfen wurde dem Ministerialen Ernst von Guetrat übertragen. Es mag sein, dass Erzbischof Gebhard von Salzburg durch die Errichtung der Burg die Rückkehr Heinrichs aus Italien über Salzburger Territorium verhindern wollte. Dieser wählte dann tatsächlich eine andere Reiseroute. Wenn diese Theorie stimmt, so müsste Hohenwerfen damals wegen der kurzen möglichen Bauzeit ein einfacher hölzerner Wehrbau gewesen sein. Vermutlich bestand die Burg damals jedoch bereits und wurden während des Investiturstreites lediglich ausgebaut. Aus 1077 stammt jedenfalls ihre erste urkundliche Erwähnung. Erzbischof Gebhard starb übrigens, nach neunjährigem Exil in Schweden und Sachsen 1088 auf Hohenwerfen. Bestattet wurde er im Stift Admont.

Erzbischof Konrad I Graf Abensberg (1106 – 1147) ließ die Wehranlagen weiter ausbauen und zusätzlich den Pass Lueg befestigen. Dadurch wurde ein weiteres, fast unüberwindliches Hindernis an der wichtigen Nord/Süd-Verbindung geschaffen. Zu Beginn des 15. Jahrhunderts sah sich Erzbischof Eberhard III (1403 – 1427) gezwungen, die Wehreinrichtungen der Festung der neu aufgekommenen Artillerie anzupassen. Er stattete Hohenwerfen auch mit einem Pfleggericht aus. Beim Bauernaufstand von 1462 wurde die Burg erfolglos belagert. Im Bauernkrieg von 1525/26 hingegen konnten die rasch vorrückenden Aufständischen die Burg, die nur über eine minimale Besatzung verfügte, kampflos einnehmen. Sie verwüsteten sie gründlich und richteten große Schäden an der Bausubstanz an. Nach der Niederschlagung der Revolte verfügte Erzbischof Matthäus Lang von Wellenburg den massiven Ausbau, zu dem die Bauern des Werfener Gerichtes bis 1538 durch verstärkte Robotleistungen herangezogen wurden. Damals wurde der zweite Sperrbogen, die kleine Bastei mit dem Wallerturm und die verdeckte Stiege erbaut. Die im Osten immer weiter vordringenden Türken ließen eine neuerliche Modernisierung der Verteidigungseinrichtungen geboten erscheinen. Unter Erzbischof Johann Jakob von Khuen-Belasy (1560 – 1586) wurden die Ausbauarbeiten 1563 von italienischen Spezialisten der Festungsbaukunst fortgesetzt und abgeschlossen. Sie wurden vom Salzburger Hofbaumeister Jörg Vischer geleitet. Wegen des Umfanges der Bauarbeiten gilt Johann Jakob von Khuen-Belasy auch als zweiter Erbauer von Hohenwerfen. Um angreifenden Feinden keine Deckung zu geben, wurde der gesamte Burgberg von Baum- und Strauchwuchs freigehalten. 1573/74 dürfte der große Palas in seiner heutigen Form errichtet worden sein. Der Innenausbau erfolgte aber erst unter den nächsten Erzbischöfen. 1601 wurden von Hans Neumayr, einem Tischler aus St. Johann, die Täfelungen der Fürstenzimmer neu angefertigt.

Während des Dreißigjährigen Krieges, der Salzburg unbehelligt ließ, wurde unter Erzbischof Paris-Lodron 1624 der große Pulverturm und 1632 die prächtige Zisterne aus rotem Adneter Marmor errichtet. Letztere ist ein Werk des Salzburger Dombaumeisters Santino Solari. 1632 ließ Kurfürst Maximilian von Bayern seine Schätze auf Hohenwerfen in Sicherheit bringen. Im 17. Jahrhundert wurde der Getreidekasten großteils in ein Zeughaus umgewandelt. Lediglich eine Etage wurde ihrem Zweck entsprechend verwendet. In der Burg lebten damals etwa 50 bis 60 Soldaten mit ihren Familien, so dass an die Ringmauer hölzerne Wohnstätten für sie angebaut werden mussten. Für die Kinder der Söldner wurde sogar ein eigener Schulmeister bestellt. Um 1650 entstand noch ein Wohntrakt für den Zeugwart. Danach kam es zu keinen größeren baulichen Veränderungen mehr. Hohenwerfen war jahrhundertelang als Staatsgefängnis für hochgestellte Personen in Verwendung. So musste schon 1198 Erzbischof Adalbert III zwei Wochen hier verbringen. 1253 waren Graf Albert von Friesach, 1263 Meinhard von Görz und 1293 der Kärntner Herzogssohn Ludwig Gefangene in der Burg. Albert und Meinhard waren Söhne des Grafen von Görz, die dieser dem Salzburger Erzbischof Philipp von Sponheim als Geiseln stellen musste. Der Schmied von Hüttau schmachtete sieben Jahre lang im 10 m tiefen Verlies des Fallturms weil er Waffen für die Bauern hergestellt hatte. Als Revanche warfen 1525 die Bauern den Landeshauptmann der Steiermark, Siegmund von Dietrichstein, den sie in der Schlacht am Mandling-Pass gefangen genommen hatten, hinein. Er musste hier allerdings nur drei Monate verbringen. Prominentester Häftling war aber wohl Erzbischof Wolf Dietrich von Raitenau, der im November 1611 hier festgehalten wurde, bevor er in die Festung Hohensalzburg verlegt wurde. Er verbrachte seine Haft aber nicht im Fallturm sondern standesgemäß in einem der Fürstenzimmer.

Der Niedergang der Burg begann mit dem 19. Jahrhundert. Während der Franzosenkriege wurden im Jahre 1800 alle Geschütze abgebaut und anderen Militäreinheiten übergeben. Nachdem 1804 die Besatzung abgezogen worden war und keinerlei Instandsetzungsarbeiten mehr erfolgten, konnte nur mehr Kaiser Franz I den Abbruch durch ein kaiserliches Handschreiben verhindern. 1809 war es Tiroler Schützen unter Pater Haspinger gelungen, die Festung durch List einzunehmen. Von 1809 bis 1816, als Salzburg zu Bayern gehörte, überließ man Hohenwerfen dem Verfall. Nachdem 1822 auch das komplette Inventar versteigert worden war, glich die einst stolze Feste fast einer Ruine. Wenige Jahre später setzte sich aber Erzherzog Johann dafür ein, dass die militärisch längst nutzlos gewordene Festung zwischen 1824 und 1833 mit beträchtlichen Mitteln wiederhergestellt werden konnte. 1876 wurde Hohenwerfen als militärisches Objekt endgültig aufgelassen und an Graf Oswald Thun verkauft, der es – als etwas groß geratenes - Jagdschloss benutzte. Als Erzherzog Eugen 1898 die Burg erwarb, war sie bereits wieder in einem schlechten Zustand. Er ließ sie unter der Leitung von Anton Weber renovieren. Dann machte er sie zu seiner Residenz und brachte seine bedeutenden Kunstsammlungen hier unter. Erzherzog Eugen war der letzte Habsburger, der das Amt eines Deutschmeisters des Deutschen Ritterordens inne hatte. Im Ersten Weltkrieg war er Kommandant der Südwestfront. 1931 brach im Palas ein Brand aus, dem nicht nur den Südtrakt mit den Fürstenzimmern sondern auch unschätzbare Kunstwerke zum Opfer fielen. Der Erzherzog ließ die Bauschäden bis 1932 beheben, doch mussten, um die Kosten des Wiederaufbaues zu decken, zahlreiche Kunstschätze verkauft werden. Sechs Jahre später ging die Festung in den Besitz des damaligen Gaues Salzburg über. Während des Zweiten Weltkrieges wurde sie als Gauschulungsburg der NSDAP verwendet. Von 1945 bis 1987 war Hohenwerfen Ausbildungsstätte der Österreichischen Bundesgendarmerie. 1992 ließ das Land Salzburg den Wallerturm renovieren und die darin befindlichen Räumlichkeiten für Ausstellungszwecke adaptieren. Heute ist die gepflegte Burg eine touristische Attraktion Salzburgs. Vor allem im Sommer finden hier Konzerte, Burgfeste und ähnliche Veranstaltungen statt. Der Wallerturm wird vorwiegend für Sonderausstellungen genutzt. Neben dem Burgmuseum sind vor allem die Greifvögel-Flugvorführungen des Salzburger Landesfalkenhofes bei den Besuchern sehr beliebt.

Die Burg hat eine hervorragende strategische Lage. Von ihrem 155 m hohen Felskegel aus beherrschte sie das Salzachtal und kontrollierte damit den ganzen nördlichen Pongau. Der Zugang erfolgt über einen steilen Weg und eine ehemalige Zugbrücke durch das flachbogige Haupttor zum ersten Sperrbogengebäude, dessen Tor zusätzlich durch ein Fallgatter gesichert war. Über dem Haupttor ist das Wappen des Erzbischofs Paris Lodron von 1641 angebracht. Hat man die nun folgende erste Vorburg durchquert, steht man vor dem zweiten Sperrbogen und dem anschließenden runden Wallerturm. Über dem Tor des zweiten Sperrbogengebäudes weist das Wappen von Erzbischof Kardinal Matthäus Lang aus dem Jahr 1535 auf seinen Erbauer hin. Der Wallerturm wurde 1560 bis 1564 errichtet und diente einst altgedienten Landsknechten als Wohnung. Daher wurde er auch als Invalidenstöckl bezeichnet. Dahinter liegt der riesige zweite Vorhof, in dem die Greifvögelvorführungen gezeigt werden.. Eine gedeckte Stiege mit 219 Stufen, der sog. Riemergang, verläuft von hier an der Innenseite der zur Kapellenbastei empor führenden Wehrmauer entlang bis zur Hauptburg. Das Dach wurde der Stiege nicht aus Bequemlichkeitsgründen aufgesetzt. Es sollte das Ausspähen von Truppenbewegungen verhindern, da ja die umliegenden Berge wesentlich höher als der Burghügel sind. Von den Geschützen der zinnengekrönten Kapellenbastei konnten Angreifer von Süden und Osten unter Feuer genommen werden. Die dritte Vorburg ist durch einen weiteren Sperrbogen mit dem Frauen- oder Marientor von 1567 gesichert. Nun gelangt man über weitere 102 Stufen der Weinstiege am ehemaligen Zeughaus und der Marmorzisterne vorbei endlich in die Hauptburg. Der Innere Burghof teilt sich in den tiefer gelegenen Küchenhof und den größeren Haupt- oder Glockenhof. Am höchsten Punkt des Felsens steht der ursprünglich romanische Palas mit seinem 28 m langen Saalbau. Er wurde nach dem Brand von 1931 nach altem Vorbild neu errichtet.

An seiner südlichen Schmalseite liegt in der Südostecke der Hochburg die ebenfalls früher romanisch gewesene Burgkapelle mit einem auf Steinkonsolen vorkragenden Runderker. Sie ist dem hl. Siegmund geweiht. Ihre romanische Bausubstanz ist noch gut erkennbar. Bei Bauarbeiten wurden 1908 mehrfach romanische Baufragmente im Schutt gefunden. Die Kapelle stand ursprünglich frei, hatte drei Schiffe und war deutlich höher. Beim Bau der vorgelagerten Kapellenbastei musste 1565/66 das Seitenschiff abgetragen werden, da die Fundamente ins Rutschen kamen. Die große westliche Empore nimmt die ganze Breite der Kapelle ein. Ihre drei Segmentbögen werden von zwei spätgotischen Säulen getragen. Bemerkenswert sind die acht romanischen Zwergsäulchen der Emporenbrüstung aus rotem Marmor. Ihre Würfelkapitelle sind im lombardischen Stil gehalten. An der Nordmauer der Kapelle ist eine weitere Empore angebaut. Auch sie zeigt romanische Zwergsäulchen mit zweireihigen Knorpelkapitellen. Als Auflager für die Empore dienen stattliche Renaissancekonsolen. Die Altäre stammen aus dem 17. Jahrhundert, wurden aber im 18. Jahrhundert überarbeitet. Der Hochaltar wurde um 1650 vom Tischler Konrad Schwarz aus Werfen gefertigt. In seinem Zentrum steht eine Holzplastik der Muttergottes mit dem Jesuskind aus der Zeit um 1480. Die seitlichen Figuren stellen den hl. Oswald und den hl. Siegmund dar. Sie wurden erst 1758 von Dominikus Plasiganig geschnitzt. Unmittelbar neben dem Hochaltar befinden sich die beiden Seitenaltäre, auf denen der hl. Beno sowie Christus auf dem Ölberg dargestellt ist. Oberhalb der neu eingewölbten Kapelle wurden dann die Fürstenzimmer eingerichtet. Seither ist der Kapellenbau von außen kaum noch als solcher zu erkennen. Im Gang vor der Kapelle wurden 1985 bei Renovierungsarbeiten Fresken aus der Zeit um 1160 freigelegt. Der rechteckige Bergfried der Altburg in der Südwestecke wurde im 16. Jahrhundert um etwa fünf Meter gekürzt und in einen runden Glockenturm umgestaltet. In ihm hängt die „Schlossahndl“, eine mächtige Glocke, die 1565 von Christoph Löffler in Innsbruck gegossen wurde. Unterhalb des großen Glockenturmes liegt der spitz zulaufende Pfauenschweifzwinger mit dem runden zweigeschossigen Pfauenschweifturm (1585). An der Nordostseite des Palas ist der Fall- oder Faulturm mit dem Verlies angebaut. Auf Grund des Brandes von 1931 haben sich im Inneren der Burg außer vereinzelter Kachelöfen und Renaissancetüren nur wenige alte Details erhalten.

Lage: ca. 40 km südlich der Stadt Salzburg

Ort/Adresse: 5450 Werfen

Besichtigung: April, Oktober, November 09.30 – 16.00 (im April Montag Ruhetag), Mai, Juni, September 09.00 – 17.00, Juli, August 09.00 – 18.00 Um den steilen Burgweg zu vermeiden ist Hohenwerfen jetzt auch mittels eines Liftes zugänglich

Homepage: www.salzburg-burgen.at/hohenwerfen.html


Weitere Literatur:


10.12.2013