ARCHIV


Gefährdete Objekte

Schlosshotels

Personenverzeichnis






Windern


Das heutige Schloss dürfte auf den Edelsitz Viecht zurück gehen. Der Ort „Windarin“ scheint zwar mit Gerloch von Viecht bereits 1185 urkundlich auf, doch ist erst 1395 mit Kolman den Windnär von einem landesfürstlichen Lehen die Rede. In der Zwischenzeit gehörte der Ansitz unter anderem dem Stift Admont (1187) und verschiedenen Kleinadeligen. 1417 wurde Hans der Frey mit dem Ansitz belehnt. Bald danach gelangte er durch Heirat in den Besitz von Kolman Grünthaler. Bei seinen Nachkommen blieb Windern bis 1605. Dann verkaufte Hans Joachim von Grünthal das Gut an Anna Maria von Polheim. Unter den Polheimer wurde das Schloss erbaut. In der Zeit als das Innviertel bayrischer Pfandbesitz war, kaufte 1628 der bayrische Statthalter Graf Adam von Herberstorff die Herrschaft dem Siegmund Ludwig von Polheim ab, doch verstarb Herberstorff bereits wenige Monate später. Seine Witwe Salome verkaufte Windern wieder an den Polheimer. 1630 ging die Herrschaft an Karl Hayden von Dorf über. Von diesem kaufte sie 1654 Georg Erasmus von Zedlitz. 1672 gelangte Windern als Heiratsgut an Hans Kaspar Höritzer und dann 1745 durch Kauf an Franz Xaver Pocksteiner von Wolfenbach, der noch im gleichen Jahr zum Freiherrn ernannt wurde. Mit 115 Untertanen hatte die Herrschaft damals bereits eine beträchtliche Größe. Die Pocksteiner ließen 1769 die Schlosskapelle errichten und das Schloss vergrößern. Um 1813 versuchte man – natürlich vergebens – die vorrückenden Franzosen aufzuhalten und befestigte das Schloss mit Verschanzungen. 1817 brannte das Gebäude ab, doch wurde es umgehend wieder aufgebaut. 1835 erbte Freiherr Karl Ludwig von Lembruch den Besitz. Nach ihm wechselten die Eigentümer mehrfach bis 1888 Windern von dem aus Pommern stammenden Legationsrat Karl Freiherr von Gagern erworben wurde. 1920 kam Windern durch Heirat an den Reichsfreiherrn Buttlar zu Brandenfels. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Schloss von den neuen Herren Österreichs beschlagnahmt. Die Volkswohlfahrt richtete hier ein Mütterheim für Fremdarbeiterinnen ein, was für das alte Renaissanceschloss nicht optimal war. Nachdem Windern in der Nachkriegszeit den rechtmäßigen Besitzern wieder zurückgestellt worden war, verkaufte es Otto Freiherr von Buttlar-Brandenfels 1978 an Maximilian Graber, der es außen renovieren ließ. 1988 kaufte der Schweizer Werner Frey das Gebäude. Seine Idee, hier eine Seniorenresidenz einzurichten, konnte er aber nicht verwirklichen. Sei 2006 hat das Schloss neue private Besitzer, die mittlerweile eine umfangreiche Sanierung durchführen ließen.

Windern ist ein Bau aus dem 16. oder vielleicht vom Anfang des 17. Jahrhunderts. Nach dem verheerenden Brand von 1817 und einem neuerlichen Großbrand im Jahr 1866 wurde es weitgehend erneuert bzw. im Stil des Historismus modernisiert. Das Schloss weist sieben Türme auf, von denen einer ein Uhrwerk und eine kleine Glocke enthält. Das Wappen des Grafen Ludwig Folliot-Creneville weist auf den Umbau in den 70er Jahren des 19. Jahrhunderts hin. Das von vier über Eck gestellten quadratischen Ecktürmen begrenzte Hauptgebäude ist nahezu quadratisch. Durch die unruhige Architektur mit Türmen, Dächern und Mauern wirkt das Schloss auf den ersten Blick wesentlich größer, als es tatsächlich ist. So hat der Kernbau des Haupthauses tatsächlich nur je zwei Fenster an allen Fronten. Im Westen sind einige Wirtschaftsgebäude angeordnet. Der Ziehbrunnen soll angeblich 40 m tief sein. Bemerkenswert ist die dem hl. Johannes von Nepomuk geweihte Schlosskapelle. Sie ist durch einen gedeckten Gang mit dem Wohntrakt verbunden. Der breitelliptische Kuppelbau birgt drei Rokokoaltäre aus der Zeit um 1769. Auch die sonstige Ausstattung der Kapelle stammt aus der Erbauungszeit. Das Hochaltargemälde, das den Hl. Nepomuk zeigt, wurde von Bartholomäus Altomonte angefertigt. Wahrscheinlich ist er auch für das Deckenfresko verantwortlich. Vom Schlosshof führt eine breite, durch Säulen gestützte Freitreppe zur Beletage. Das gesamte Schlossareal ist von einer hohen Mauer umgeben, die durch zwei Rundtürme verstärkt ist. Der Zugang erfolgt u. a. durch ein breites barockes Rundbogenportal neben der Kapelle.

Lage: ca. 9 km nördlich von Laakirchen im Ortsgebiet von Desselbrunn

Ort/Adresse: 4693 Desselbrunn

Besichtigung: nur von außen möglich


Weitere Literatur:


02.12.2013