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Irnharting


Irnharting wird 1349 erstmals urkundlich erwähnt. Damals wurde der noch kleine Wehrbau von Ritter Ulrich von Tann bewohnt. Er besaß ihn als Lehen des Bischofs von Passau. 1372 wird ein Peter von Prukk als Burggraf von Yermhaerting bezeichnet. Bischof Georg von Passau verlieh 1399 die „vest Irmharting“ dem edlen Hans Meurl (Mewrlin). Dessen Enkel Christoph Oberheimer besaß Irnharting bis 1499. Oberheimer war zuvor im Zuge einer Fehde in die Gefangenschaft des Wolfgang von Schaunberg geraten und hatte diesem 1468 Urfehde schwören müssen. Nach 1497 gelangte Irnharting an Sigmund Ludwig von Polheim, der 1513 Sigmund Jagenreuter als Pfleger einsetzte. Fünf Jahre später verkauften die Polheimer die Herrschaft an Sigmund Schifer zu Freiling. Während der oberösterreichischen Bauernkriege wurde das Schloss verwüstet und geplündert. 1592 erwarb Hans von Preising den Besitz, verkaufte ihn aber bereits 1598 an Sigmund Ludwig II von Polheim. Dieser machte Irnharting zu einem Zentrum des Protestantismus im Traunviertel. Mit seinem Grundnachbarn, dem Abt von Lambach, befand er sich in einem religiösen Dauerstreit, der sogar Kaiser Rudolf II in Prag beschäftigte. Aus einer Steuererklärung von 1627 geht hervor, dass das Wasserschloss zu diesem Zeitpunkt bereits recht stattlich war und aus mehreren Bauten bestand. Im Zuge der Gegenreformation mussten die Polheimer bzw. ihre Gläubiger aber 1633 die Herrschaft verkaufen. Sie ging an den katholischen Freiherrn Johann Paul Spindler. Er ließ 1640 größere Um- und Ausbauten vornehmen. Der Stich von Georg Matthäus Vischer von 1674 zeigt ein auf zwei Inseln im Teich erbautes Wasserschloss, dessen Hauptbauten durch eine hölzerne Brücke verbunden waren.

Um 1750 gehörten zur Herrschaft 240 Untertanen. Irnharting blieb als Fideikommiss bis zu ihrem Aussterben im Jahr 1802 im Besitz der Grafen Spindler. Als 1805 das Bistum Passau durch die Säkularisation seinen gesamten weltlichen Besitz in Österreich verlor, wurde Irnhartin vorerst vom Religionsfonds übernommen. Damit war die Glanzzeit des Schlosses vorbei. 1806 erwarb Josef Edler von Pflacher zu Plötzenedt die Herrschaft, hatte aber keinen wirtschaftlichen Erfolg. 1827 ersteigerte sie Julius von Schmelzing. Durch einen Großbrand entstanden 1865 schwere Bauschäden, die anschließend nicht mehr im vollen Ausmaß behoben wurden. Hugo von Schmelzing verkaufte Irnharting 1873 an Friedrich Steininger, der es vier Jahre später an die Familie Uitz weitergab. Carl von Uitz und seine Nachkommen ließen verschiedene neugotische Umbauten, wie das große Parktor an der Ortsstraße, durchführen. 1949 und 1953 kaufte Marie Fischer von Ankern bzw. Josef Fischer von Ankern den nach wie vor recht großen Gutsbetrieb und bewirtschafteten ihn bis heute. Der Familie oder einem Teil von ihr gehört das äußerst gepflegte Schloss Kirchberg am Walde im nördlichen Niederösterreich. Irnharting hingegen befindet sich seit Jahrzehnten in einem äußerst traurigen Zustand. Während das Herrenhaus bewohnt wird, macht der Rest des Areals einen stark herunter gekommenen Eindruck. Die einst stattlichen Wirtschaftsgebäude sind zum Großteil desolat und ruinös.

Irnharting war einst das größte Wasserschloss Oberösterreichs. Der viereckige Teich sowie die Gräben wurden bereits um 1800 bis auf einen kleinen Rest zugeschüttet, doch ist das Gelände zum Teil immer noch recht sumpfig. Der ältere Schlossteil ist ein zweigeschossiger Dreikanthof. Sein Turm über der Torhalle zeigt die Jahreszahl 1533. Er wurde im 19. Jahrhundert gotisiert. Zuvor war er viergeschossig und von einem Zwiebelhelm gekrönt. Seit dem 19. Jahrhundert ist er nur mehr dreigeschossig und trägt ein Keildach, das heute beträchtliche Schäden aufweist. Vor dem Torturm spannt sich eine gemauerte Brücke über den einstigen Graben. Das Gebäude ist längst kein Wohnsitz mehr und dient als Wirtschaftshof. Er ist an der Seite, die zur gegenüberliegenden Insel zeigt, offen. Auf dieser liegt das 1640 errichtete eigentliche Wohnschloss, bis heute Herrenhaus genannt, das im 17. Jahrhundert von einem Renaissancegarten umgeben war. Es ist dreigeschossig. Die nach Osten gerichtete Hauptfront ist siebenachsig. An dieser Schauseite ist im flachen Dreiecksgiebel ein Wappen der Familie Spindler angebracht. Die Fassade des Herrenhauses wurde 1827 durch Julius von Schmelzing umgebaut, wobei der Bau ein Mezzaningeschoß und den Dreieckgiebel erhielt. Das große Rundbogenportal in der Mittelachse ist von steinernen Diamantquadern gerahmt. Es könnte von einem Vorgängerbau vom Ende des 16. Jahrhunderts stammen. Das Innere wurde mehrfach umgebaut. Am interessantesten ist eine Halle, die 1882 durch Schließung des Hofes zwischen den beiden Seitentrakten entstand. Sie ist holzverkleidet und in historistischer Weise mit Malereien und Schnitzwerk geschmückt. Vor dem Gebäude befindet sich ein achteckiger Brunnen aus dem 17. Jahrhundert. Etwas außerhalb des eigentlichen Schlossgeländes liegt westlich davon im Wald das Mausoleum der Familie Uitz. Die zweijochige neugotische Grabkapelle weist ein Kreuzgratgewölbe und einen 5/8 Schluss auf.

Lage: ca. 2 km westlich von Gunskirchen

Ort/Adresse: 4623 Gunskirchen

Besichtigung: nicht gestattet


Weitere Literatur:


11.11.2013