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Steinhaus


Steinhaus gehörte ursprünglich zu den Eigengütern der Grafen von Wels-Lambach, die Herzog Leopold VI von Babenberg 1220 kaufte. Inhaber der Herrschaft war vom 13. bis ins 17. Jahrhundert die Familie Polheim. Der 1257 genannte Albero IV von Polheim nannte sich „zu Steinhaus“. Obwohl die Familie Polheim die Herrschaft 400 Jahre lang besaß, gehörte sie doch verschiedenen Familienzweigen. Dieses „Steinhaus“ war ein mittelalterlicher Wehrbau, der an der Stelle des heutigen Pfarrhofes östlich der Kirche lag. Er gehörte dem Leibnitzer Zweig der Familie Polheim. 1306 hatte Weikhard X in zweiter Ehe Katharina von Leibnitz geheiratet. 1566 kam mit Sigismund von Polheim die Parzer Linie zum Zug. Gundaker von Polheim konnte nach 1600 den Großteil der Güter der Welser Linie wieder in seiner Hand vereinigen, doch fiel die Herrschaft im zweiten Viertel des 17. Jahrhunderts an Johann Weikhard Graf Katzianer. Die Polheimer waren Protestanten und mussten sich im Zuge der Gegenreformation von ihrem Besitz trennen. Graf Katzianer ließ anstatt des alten Amthofes um 1651 ein neues Schloss errichten. Teile des Amthofes wurden ebenso in den Neubau einbezogen, wie Teile der von Gundaker von Polheim nach 1616 errichteten und von Johann Weikhard Katzianer abgerissenen protestantischen Kirche. Renata Elisabeth Katzianer heiratete 1693 Jakob Friedrich von Eiselsberg und brachte ihm Steinhaus als Heiratsgut in die Ehe mit. 1725 wurde der umfangreiche Gutsbesitz in einen Fideikommiss eingebracht. 1736 brannte das Schloss ab, wurde aber in den nächsten dreißig Jahren wiederhergestellt. Die Familie Eiselsberg hatte in der Zwischenzeit ihren Wohnsitz nach Schloss Bernau in Fischlham verlegt gehabt. Seit 1850 blieb das Aussehen des Schlosses im Wesentlichen unverändert. Lediglich der Dachstuhl wurde erneuert. Nachdem es 1980 zu einer größeren Restaurierung gekommen war, finden derzeit neuerlich Umbauarbeiten statt. Steinhaus gehört nach wie vor der Familie Eiselsberg. Ihr bekanntester Vertreter war der Chirurg Prof. Anton Freiherr von Eiselsberg. Er gilt als einer der Begründer der Neurochirurgie. Sein Sohn Otto war Diplomat und österreichischer Botschafter in Tokio.

Wie man auf dem Vischer-Stich von 1674 sieht, war das Schloss ursprünglich wesentlich stattlicher als heute. Man erkennt ein dreigeschossiges, vierflügeliges Gebäude mit vier markanten Ecktürmen. Hingegen ist der jetzige Bau lediglich zweigeschossig. Er weist nur mehr drei Flügeln auf, die den großen Arkadenhof begrenzen. An der Stelle des vierten Flügels verläuft heute eine Hofmauer. Die vier Türme sind verschwunden. Möglicherweise wurde das Schloss nach dem Brand von 1763 vereinfacht wieder aufgebaut. Es weist heute an allen Fronten je acht Fensterachsen auf, wobei die unregelmäßigen Abstände an der Westseite auf die Verwendung eines Vorgängerbaues hindeuten. Die Fassaden werden durch Riesenpilaster gegliedert. Die Fenster im Obergeschoß zeigen gerade Verdachungen. Um die Statik zu verbessern, wurden die Seitenfronten durch massive Strebepfeiler gestützt. An der Westseite befindet sich ein breites, von Faschen gerahmtes Rundbogentor, über dem ein Wappen der Familie Eiselsberg auf die langjährigen Eigentümer hinweist. Den Hoffronten waren in beiden Geschossen Arkaden vorgelegt. Sie sitzen im Erdgeschoß auf Pfeilern, während die von toskanischen Steinsäulchen gestützten Rundbögen des Obergeschosses seit 1807 vermauert sind. Eine tonnengewölbte Eingangshalle führt vom Westtrakt in das Innere. Im Erdgeschoß lagen die Räume des alten Pflegschaftgerichtes. Bei Restaurierungen aufgedeckte Wandmalereien bzw. Inschriften weisen darauf hin. Die Räume sind meist tonnengewölbt oder mit verputzten Holzbalkendecken versehen. In einem Zimmer des ersten Stocks steht ein hübscher barocker Kachelofen. Familienporträts schmücken die Wände. Das Schloss ist von einem gepflegten Park mit interessanten Bäumen umgeben. Entlang der Parkmauer stehen einige Wirtschaftsgebäude aus dem 19. bzw. 20. Jahrhundert. Eine Statue des hl. Antonius von Padua aus dem Jahr 1729 steht an der Ostseite des Schlossparks.

Lage: ca. 6 km südlich von Wels

Ort/Adresse: 4641 Steinhaus bei Wels

Besichtigung: nur von außen möglich


Weitere Literatur:


25.10.2013