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Leiben


Im Mittelalter gab es die verschiedensten Schreibweisen für Leiben. So wird 1196 ein Ortolf von Liuben und 1237 ein Rüdiger von Liden genannt. Die Ritter von Leiben oder Leiden sind jedenfalls bis 1332 nachweisbar. Um 1338 war die Burg zumindest zur Hälfte im Eigentum des Landesfürsten. Ihre Aufgabe war die Sicherung der Straße durch das Weitental. Daneben war sie ein kleinräumiger Verwaltungssitz. 1379 wird Heinrich von Haslau durch Herzog Albrecht III mit der halben Burg belehnt. Ulrich von Dachsberg war 1391 auf Leybem ansässig. 1402, als sie sich im Besitz des Hans von Fritzelsdorf befand, wurde die Burg im kaiserlichen Auftrag als Raubritternest belagert und zerstört. Danach wurde sie mehrfach verpfändet. Der aus Kroatien stammende Ritter Andreas Krabat von Lappitz, Hauptmann in Sarmingstein, erwarb 1473 die Anlage und ließ sie ausbauen. Er erwarb einige Güter hinzu und machte Leiben zu einer eigenen Herrschaft mit Landgericht. Weitere Eigentümer im 16. Jh. waren die Herren von Volkra (1542) sowie Wolf Dietrich von Trautmannsdorf (1567). Der damalige Bau wurde 1615 als Perkhaus (Berghaus) bezeichnet. Zwei Jahre später wurde der Besitz an Hans Christian Geyer von Osterburg verkauft, der Leiben seine heutige Gestalt gab. Bei diesem großen Umbau, der sich bis in das zweite Viertels des 17. Jh. hinzog, wurden die ehemaligen Wirtschaftsbauten, wie der Schüttkasten, bau- und fassadenmäßig mit den Wohnbauten zu einer Einheit zusammengeschlossen. Auf die Geyer von Osterburg folgten 1661 die Sinzendorf und 1738 die Fürnberg. Oberst Joseph Edler von Fürnberg galt als Wirtschaftspionier des südlichen Waldviertels. Seine Unternehmungen bzw. die damit verbunden Schulden zwangen ihn aber 1796 zum Verkauf der Herrschaft an Kaiser Franz I. Durch Blitzschlag kam es 1830 zu einem Brand, der den Dachstuhl weitgehend vernichtete. Bei der anschließenden Wiederherstellung erhielt der bisherige Kuppelturm im Nordwesten seine jetzige Form. Schloss Leiben blieb bis 1918 beim Kaiserhaus und wurde danach dem Invalidenfonds zur Verwaltung übergeben. 1945 folgten die österreichischen Bundesforste. Im Jahr 1989 erwarb schließlich die Marktgemeinde Leiben das Schloss. Nach einer umfassenden Renovierung dient es nunmehr als regionales Kulturzentrum. Im Keller ist ein Traktorenmuseum untergebracht.

Die ehemalige Burg lag wehrtechnisch recht ungünstig, da sie sich zwar auf einem zum Tal des Weitenbaches teilweise senkrecht abfallenden Felssporns ausbreitet, dieser aber vom Hinterland stark überhöht wird. Die Bergseite musste daher entsprechend befestigt werden. Dies geschah durch einen starken Bering sowie zwei Rundtürme und einen Viereckturm, die diese Angriffsseite verstärkten. Die Hochburg ist ein viergeschossiger unregelmäßiger Baukomplex, der sich um zwei Höfe gruppiert. Die Bauten stammen vorwiegend aus der ersten Hälfte des 17. Jh. Im Baukern gehen sie jedoch auf das 12. oder 13. Jh. zurück. Der Zugang erfolgt durch einen Torbogen mit kräftiger Putzquaderung. Man gelangt in einen kleinen Vorhof, der vom mächtigen Schüttkasten des Schlosses überragt wird. Wie auch die Außenmauern macht dieser Bau mit seinen für Hakenbüchsen bestimmten Schlüssel- und Senkscharten einen recht wehrhaften Eindruck. Eine stattliche Einfahrt mit einem steingerahmten, rustizierten Torbogen führt in den großen, fünfeckigen Innenhof. Die ihn umgebenden Bauten weisen glatte, wenig dekorierte Fassaden auf. Nur die Ostseite ist durch kräftige Arkaden in den unteren Geschossen aufgelockert. Der Hofeinfahrt gegenüber steht ein schlanker Uhrturm. Das Stiegenhaus in der Nordostecke führt zu den ehemaligen Repräsentationsräumen des Palas. Die Räume des zweiten Geschosses sind zum Teil gewölbt, zum Teil mit Flach- oder Kassettendecken versehen. Der interessanteste Raum ist der sogenannte Rittersaal aus der Zeit um 1600. Er enthält reich geschnitzte Türstöcke aus der Zeit der Spätrenaissance und vor allem eine bemalte Holzdecke (2. Hälfte des 17. Jh.), die durch profilierte Stege in Kassetten unterteilt ist. Die einzelnen Felder sind mit mythologischen und biblischen Darstellungen bemalt, aber auch Landschaften, Puttigruppen und Akanthusdekorationen finden sich hier. In der anschließenden ehemaligen Kapelle gibt es eine ähnliche Decke. Rechts vom Uhrturm führt ein Durchgang in einen zweiten, kleineren Hof. Hier steht der sog. „Hungerturm“. Er stammt noch aus dem Mittelalter und dürfte der älteste Burgteil sein, doch wurden im 17. Jh. in den oberen Geschossen Gewölbe eingezogen. Im Keller wird der sog. „Felsenkerker“, das ehemalige Burgverlies, gezeigt. Das Angstloch und die Rolle für das Seil zum Hinunterlassen der Gefangenen sind noch vorhanden. Gegen Süden und der Felswand zu, stehen noch einige Zwingeranlagen und Türme, zum Teil aus der Spätgotik, wie der südlich des Halsgrabens stehende große Batterieturm aus der zweiten Hälfte des 15. J., auch „Schnabelturm“ genannt.

Lage: Niederösterreich/Waldviertel – ca. 5 km nordwestlich von Melk an der Straße nach Pöggstall

Besichtigung: April bis November an Sonn- und Feiertagen von 10.00 bis 17.00

Sonstiges: In den Räumen des zweiten Stocks finden häufig Ausstellungen und Veranstaltungen sowie Advent- und Ostermärkte statt

Homepage: www.schloss-leiben.at


Weitere Literatur:


25.12.2002