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Dürnstein (Steiermark)


Die Feste Dürnstein liegt zwar in der Steiermark, doch gehörte sie einst zum Herzogtum Kärnten. Die Untertanen der Herrschaft lebten nicht nur am Neumarkter Sattel, sondern auch in den Kärntner Gemeinden St. Salvator, St. Stefan, Zeltschach und Ingolstal. Um 1100 errichteten die Kärntner Herzöge der Eppensteiner auf einem „dürren“ d. h. kahlen Felsen oberhalb der wichtigen Straße über den Neumarkter Sattel eine Burg. Sie war als Gegenstück zu den Befestigungen der Salzburger Erzbischöfe gedacht, denn von hier aus konnte man das gesamte Friesacher Becken überblicken. Außerdem sollte sie natürlich auch den Verkehr zwischen Kärnten und der Steiermark kontrollieren. 1129 wird hier erstmals eine Burg urkundlich erwähnt. 1144 wird sie als „castrum Dierenstein“ bezeichnet. Zu ihr gehörte auch ein großer Meierhof an der Straße. Mit Herzog Heinrich starben 1122 die Eppensteiner aus. Dürnstein und Neumarkt kamen im Erbweg an die steirischen Markgrafen der Traungauer. Diese gaben Dürnstein als Lehen an ihre Ministerialen und Dienstmänner weiter. Gotheschalcus de Dirnensteine ist der erste bekannte landesfürstliche Ministeriale, der als Herr auf Dürnstein auftritt. Er wird 1128 in einer von Markgraf Leopold von Steier ausgestellten Urkunde als Zeuge genannt. Sein Sohn Gottfried dürfte damals im politischen Leben der Steiermark bereits eine bedeutende Rolle gespielt haben. Mit einem weiteren Gotschalk von Dürnstein starb im letzten Viertel des 12. Jahrhunderts seine Familie aus. Das Lehen ging an einen Zweig der Wildoner über, der sich aber auch bald nach Dürnstein nannte. Im 12. Jahrhundert entstand durch die Teilung des großen Landgerichtes Friesach ein neues Landgericht St. Salvator, dessen Sitz im 13. Jahrhundert Dürnstein wurde. Das Landgericht bestand bis 1848, als die neuen Bezirks-, Kreis- und Landesgerichte eingeführt wurden.

Als die Habsburger 1192 die Traungauer Otakare beerbten und die Kärntner Herzogswürde erhielten, übernahmen sie auch die Burg Dürnstein. Um 1220/30 sind sie im Besitz der Herrschaft bezeugt. Ihre Verwaltung erfolgte durch Ministerialenfamilien, die als Burggrafen eingesetzt waren und sich wieder nach Dürnstein nannten. Ab 1274 ist Liutold von Wildon als Burgherr nachweisbar. Noch im 12. Jahrhundert wurde von Dürnstein aus die Rodung der Berghänge im Olsatal begonnen. Im Adelsaufstand von 1292 gegen König Albrecht I, an dem sich die Wildonier führend beteiligten, stand Liutold natürlich auf der Seite seiner Familie. Nach dessen Scheitern musste Dürnstein 1301 dem Landesfürsten Herzog Rudolf übergeben werden. Als Ersatz erhielten die Dürnsteiner das weniger wichtige Arnfels. Auf Grund seiner strategischen Bedeutung als Grenzburg und Talsperre blieb Dürnstein nun bis 1608 landesfürstlich. Es zählte zu den bedeutendsten Burgen der Steiermark. Dürnstein wurde zuerst von Pflegern verwaltet und erst ab 1328 an treue Gefolgsleute der Landesfürsten verpfändet. 1396 wird sogar der Bischof von Gurk als Pfandherr genannt. Unter den Pfandherren befanden sich Konrad von Auffenstein und Otto von Liechtenstein-Murau. Dürnstein blieb nun mehr als 100 Jahre bei den Liechtensteinern. Auch sie wohnten nicht hier und setzten Burggrafen ein. Zwischen 1424 und 1464 befand es sich im Pfandbesitz von Niklas von Liechtenstein. 1470 löste Kaiser Friedrich III die Pfandschaft wieder ein. Er setzte Jörg von Teufenbach als Pfleger ein, auf den dann Wulfing Welser und Hans Rapoltsteiner folgten. 1499 wird eine unterhalb der Burg gelegene Mautstelle erwähnt, deren Einkünfte den Ertrag der Herrschaft nur wenig erhöhten, da der Mautpächter hohe Ausgaben für die Instandhaltung der häufig vermurten Straße hatte.

Die Burg war so gut bewehrt und bewacht, dass sie weder von den Türken noch von den Ungarn eingenommen werden konnte. 1506 gelang es Hans von Thannhausen, der seit 1496 als Verwalter fungierte, der Familie Welser das Pfandrecht über Dürnstein abzukaufen. Das landesfürstliche Lehenrecht blieb aber aufrecht. Unter seinen Nachfolgern, vor allem unter Christof von Thannhausen stiegen die Steuerschulden der Herrschaft kräftig an, so dass dessen Witwe Clara Dürnstein 1565 an Andre Meyerl aus St. Veit abtreten musste. Aber auch er und die folgenden Burgherren Caspar von Vels und Dr. Wolfgang Furtmayr konnten die Schulden nicht abtragen. 1573 wurde die Herrschaft von der steirischen Landschaft gepfändet. Erzherzog Karl übergab sie an Georg Freiherr von Khevenhüller. Das zu Dürnstein gehörende Landgericht sowie das Wildbad Einöd waren ziemlich ertraglos. Auch hatten sich die bisherigen Pfandinhaber bzw. deren Pächter nicht genügend um eine ordentliche Verwaltung gekümmert, so dass viele Gründe brach lagen und eine allgemeine Verwahrlosung herrschte. Die an Bauern verpachteten Wälder waren weitgehend ruiniert, da sie von diesen extrem genutzt und von der Herrschaft kaum kontrolliert worden waren. 1588 wollte der letzte Pfandherr, Freiherr Andre von Neuhaus, Dürnstein kaufen, doch kam es nicht dazu. Nach seinem Tod erwarb schließlich 1608 Bischof Hans Jakob von Gurk die Herrschaft. Ihn interessierten jedoch nur die dazugehörigen Wälder und nicht die Burg selbst. Zwei Jahre später wurde sie verlassen und dem langsamen Verfall preisgegeben. Allerdings macht sie auf dem Vischer-Stich von 1681 noch einen weitgehend intakten Eindruck. 1809 leistete die Ruine militärisch noch gute Dienste als österreichische Truppen sich hinter den Steintrümmern gegen vorrückende französische Infanterie verschanzten. Eine Abbildung aus dem Jahr 1825 von J. F. Kaiser zeigt Dürnstein bereits als dachlose Ruine. Vor etlichen Jahren schenkte das Bistum Gurk diese der Gemeinde Dürnstein, die sie an einen lokalen Burgverein verpachtete, der ihren weitgehenden Wiederaufbau in die Wege leitete.

Die Burgruine Dürnstein ist weithin sichtbar. Sie liegt knapp an der steirisch-kärntnerischen Grenze auf einem nach Norden, Süden und Westen steil abfallenden Höhenrücken, etwa 100 m über dem Talboden. Ihr dreieckiger Grundriss ist geländebedingt. Die Lage der Burg machte sie nahezu uneinnehmbar. Die Berghänge wurden von Bewuchs frei gehalten, um das Gelände leichter kontrollieren zu können. Nur im Nordosten war die Burg durch eine schmale Einsattelung mit dem anschließenden ansteigenden Gelände verbunden. Ein steiler Hohlweg führt von hier aus den Burghügel empor. Vor dem ersten Burgtor wurde ein tiefer Graben ausgehoben, über den eine Zugbrücke zu dem von einem Rundturm geschützten Torbau in der Nordostecke führte. Der Weg war strategisch gut angelegt, da ein Angreifer ständig den ungeschützten Schwertarm den Wehrmauern zuwenden musste. Der Rundturm ist – wie sonst meist nur bei Bergfrieden üblich - mit einer vorstehenden Spitze versehen, die Steinkugeln leichter abprallen lassen sollten. Sein unterer Bereich stammt wohl aus dem 13. Jahrhundert und zählt damit zu den ältesten Teilen der Burg. Ein weiterer halbrunder Turm diente ebenfalls der Verteidigung des – heute wieder aufgebauten -Tores, aber vor allem zur Flankierung der nördlichen Ringmauer. An ihrer Außenwand fallen die hohen, dicht nebeneinander liegenden Schießscharten auf. Die Hauptangriffsseite der Burg war hier gut bewehrt. Durch eine mit einem Stichkappengewölbe versehene Einfahrt gelangt man in einen Zwinger, der die gesamte Ostseite der Anlage begleitet. Seine Außenmauern sind – soweit nicht wieder aufgebaut - weitgehend verfallen. Dem zweiten Burgtor war ein ummauerter Platz vorgelagert, der im Schussfeld der umgebenden Mauern lag. Das dritte Tor ist mit Hausteinen eingefasst. Es führt in eine Torhalle, die mit einem Kappengewölbe gedeckt ist. Von der rechten Seite der Halle aus gelangt man in den großen, annähernd dreieckigen oberen Burghof. Hier liegen die im Kern ältesten Gebäude der Anlage. Sie stammen noch aus dem 12. Jahrhundert, wurden aber in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts praktisch erneuert, da sie längst in Ruinen lagen. Die Ostseite wird vom langgestreckten Palas begrenzt. Seine Erdgeschoßräume sind durchwegs gewölbt. Lediglich der Nordteil des Wohntraktes ist völlig zerstört. Bei der Rekonstruktion verzichtete man auf die Errichtung eines Bergfrieds. Im Norden wird der Hof von einer niedrigen, einst mit Zinnen versehenen Wehrmauer abgeschlossen.

Im Süden liegt eine lange Aussichtsterrasse, unter der sich heute ein kleines Museum befindet. Von ihr führte eine kurze Wehrmauer zu einem weiteren Wohngebäude in der Westecke. Auch dieses war mit dicht gedrängten, 1,70 m hohen Schießscharten versehen. Der heutige Bau ist eine weitgehend frei nachempfundene Stein-Holz-Konstruktion aus der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Im Osten schloss an den Torbau der ehemalige Palas, ein turmartiges Haus, an. Auch dieses wurde wieder bewohnbar gemacht. Es dient heute als Burgrestaurant. In seinem Untergeschoß befindet sich eine Halle, deren vier kreuzgewölbten Joche von einem Mittelpfeiler gestützt werden. Nach Norden zu gibt es noch weitere gewölbte Räume. Hinter dem Palas lag eine Wehrplattform, von der aus man sowohl das Tor als auch den Zwinger unter Beschuss nehmen konnte. Die Schlosskapelle war dem hl. Dionysius geweiht. Sie wurde 1497 erstmals urkundlich erwähnt. Die Kapelle lag außerhalb der Hochburg links vom Burgtor. Am Vischer-Stich ist sie gut erkennbar. Ebenfalls außerhalb der Burg lagen der alte runde Gefängnisturm sowie ein Badstübl. Die Wasserversorgung erfolgte durch eine Rohrleitung vom Hügelland im Osten. Unter den mittlerweile längst entfernten Mauertrümmern des Hofes dürfte sich eine Zisterne befunden haben. Um 1500 wurde sie durch einen Rohrbrunnen ersetzt, der über die Wasserleitung gespeist wurde. An ihn erinnert eine Nachbildung. Auf einer etwas niederen Geländestufe entstand im Westen im 15. und 16. Jahrhundert der neuere Burgteil. Er war nur durch ein Tor von der oberen Burg zugänglich. An der höchsten Stelle dieser Unterburg stand ein viereckiger Turm, der an das lange Wohngebäude der Oberburg angebaut war. Von ihm führte eine mit einem Wehrgang versehene Wehrmauer zu einem zweiten Viereckturm im Westen. Sie begrenzte einen langen aber relativ schmalen Hof. In beiden Höfen befanden sich Wirtschaftsgebäude, die aber heute nicht mehr lokalisiert werden können.

Lage: ca. 5 km nördlich von Friesach

Besichtigung: von außen jederzeit möglich, im Sommer ist das Restaurant geöffnet und Führungen sind möglich


Weitere Literatur:


20.09.2013