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Stollberg


Mit Berthold Stallberger findet sich 1279 in einer Urkunde des Stiftes Lilienfeld erstmals ein Hinweis auf den Ansitz Stollberg. Allerdings ist Wolfger der Stollberger von Judenau in der Zeit zwischen 1263 und 1349 mehrfach bezeugt. Um 1380 besaß das Kloster Kleinmariazell ein Amt Stollberg, das schließlich an den Landesfürsten überging. Dieser belehnte 1561 den Ritter Georg Hasendörfer mit dem Gut. Das heutige Schlösschen geht vermutlich auf den kaiserlichen Hofdiener Leopold Khainacher zurück, der Stollberg bald danach erworben hatte. Er wurde 1571 in den Ritterstand erhoben und übersiedelte danach nach Raipoltenbach. 1656 wird Ferdinand Graf Zinzendorf als Besitzer des Gutes Stollberg genannt. Auf ihn folgten die Freiherren Gienger von Grünbühel, die Stollberg ihrer Herrschaft Jeutendorf anschlossen. Von 1683 bis 1797 gehörte das Schloss den Freiherren von Sala, die sich auch nach Stollberg nannten. Danach wechselten die Besitzer ziemlich rasch: 1797 Maria Gräfin Mignot von Boußy, 1801 Franz Strohmayer, 1805 Ferdinand Graf Morzin, 1812 Joseph Edler von Manquet und 1813 Ferdinand Ritter von Felsenberg. 1827 erwarb Fürst Amadeus von Croy das Gut. Er investierte viel in die Infrastruktur des bisher vernachlässigten Laabentales. Vor allem die dringend benötigten Straßenverbindungen nach Neulengbach wurden realisiert, um Anschluss an die wirtschaftliche Außenwelt zu gewinnen. Die neu geschaffenen Obstplantagen konnten so ihre Produkte besser vermarkten. Von 1845 bis 1868 stellten die Grafen Bulgarini die Schlossherren. Auch der Eigentümer der Wiener Zeitung „Neue Freie Presse“, August von Werthner, sorgte durch den Bau einer Zementfabrik, einer Pferdeeisenbahn und einer Dampfsäge für eine Verbesserung des Lebensstandards der Bewohner der Umgebung. 1910 übernahmen die Grafen Wimpfen Gut und Schloss. Stollberg wurde verpachtet und hier ein großes Gestüt eingerichtet. Der als Eigentümer folgende Wiener Holzgroßhändler Adolf Abraham Schwarz verlor 1938 durch Arisierung seinen Besitz. Im folgenden Jahr wurde Rudolf Fürst Esterhazy Schlossbesitzer. Das bereits stark vernachlässigte Ensemble wurde ab 1973 restauriert. Stollberg befindet sich heute in bürgerlichem Privatbesitz und wird bewohnt.

Das Schloss liegt auf einer Anhöhe zwischen dem Tal der Großen Tulln und jenem des Stössingbaches. Durch seine freie Höhenlage von 600 m war es einst weithin sichtbar, doch ist es mittlerweile von den Bäumen seines großen Parks so verdeckt, dass es nicht einmal von der unmittelbar daneben vorbeiführenden Straße aus zu sehen ist. Es ist äußerlich wenig repräsentativ und ähnelt mehr einem Gutshof als einem Schloss. Der Hauptbau ist ein zweigeschossiger Rechteckbau, der im Kern vom Ende des 16. bzw. Anfang des 17. Jahrhunderts stammt, aber stark erneuert wurde. Seine ins Tal der Großen Tulln gerichtete Südwestfront weist lediglich drei Fensterachsen auf. An sie schließt ein zweigeschossiges hakenförmiges Nebengebäude an, das schließlich eingeschossig wird. Die Anbauten sind wie das Hauptgebäude mit Walmdächer versehen. Diese waren noch im 19. Jahrhundert mit Holzschindeln gedeckt, weisen aber heute eine Ziegeldeckung auf. An die Nordostfront ist eine zweigeschossige Holzveranda angebaut. Wie der Vischer-Stich von 1672 zeigt, war das Schlossareal einst von einem Palisadenzaun umgeben, an dessen vier Ecken sternförmige Bastionen vorsprangen. Heute umschließt eine hohe Mauer das Grundstück. Am Fuße des Schlosshügels sind noch Mauerreste von Wirtschaftsbetrieben der Herrschaft aus der Zeit um 1900 zu sehen. Sie wurden an der Stelle des abgebrannten Meierhofes errichtet.

Lage: Niederösterreich/Alpenvorland - ca. 8 km südwestlich von Laaben

Besichtigung: nicht möglich


Weitere Literatur:


18.09.2013