Das einstige Herrenhaus von Aue war ein stattlicher, langgestreckter Bau von 15 Fensterachsen. Er war dreigeschossig, wobei das oberste Stockwerk als Mansardengeschoß ausgebildet war. Die Mittelachse der Hauptfront war durch einen balkonartigen Vorbau betont. Darüber war ein schlichter, viereckiger Dachreiter angebracht. Ansonsten waren die Fassaden weitgehend schmucklos gehalten. Der Ort Aue scheint 1286 mit „Hainreich ovz der awe“ erstmals urkundlich auf. Das Herrenhaus ist aber 500 Jahre jünger und hat auch keine geschichtliche Vergangenheit. Es wurde 1788 von Albin Pfaller, dem vermutlich die benachbarte Eisenschmelze gehörte, errichtet. Diese Eisenschmelze wurde 1839 geschlossen. Die danach errichtete Textilfabrik war bis 1967 in Betrieb. Die Besitzer des Herrenhauses waren daher durchwegs Gewerke bzw. Industrielle. Von 1808 bis 1817 diente es Johann Graf Colloredo vor allem als Verwaltungssitz. Auf ihn folgten Reichsgraf Eugen Wrbna (bis 1839) und dann kurzzeitig Daniel von Rothermann (bis 1841). Nach den Herren Sonnleitner und Schulz, die das Gebäude ebenfalls nur wenige Jahre benützten, übernahmen Josef und Rudolf Hainisch die Fabrik und das Herrenhaus. Es blieb bis 1894 in ihrem Besitz. Hier wurde 1858 Dr. Michael Hainisch geboren, der 1920 erster Bundespräsident der Republik Österreich wurde. Die weiteren Besitzer waren die Gebrüder Zar (bis 1902), Ferdinand Erm (bis 1908) und dann die Familie Kaltenberger. 1942 wurde das Dach durch einen Brand zerstört und nur notdürftig wieder instand gesetzt. Danach diente das Herrenhaus zehn Jahre lang als Hühnerstall und stand dann leer. Mittlerweile ist der Bau völlig zur dachlosen Ruine verkommen. Der Zugang wird von meterhohen Brennesselstauden verwehrt und in den einstigen Räumen wuchern Bäume und Gestrüpp. Der Besitzer hat die Verwendung aktueller Fotos leider verboten. Ich habe diese daher gelöscht.
Lage: Niederösterreich/Semmeringgebiet – ca. 5 km südwestlich von Gloggnitz
Besichtigung: Die Besichtigung ist nicht gestattet
Weitere Literatur:
02.08.2013