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Stauf


Die Burg Stauf, die sich seit über 400 Jahren als Ruine präsentiert, wird 1125 mit Wernhart de Stove erstmals urkundlich erwähnt. Sie ist etwas älter als das unweit gelegene Schaunberg, da sich Wernhart de Stove ab 1161 Wernhard von Schaunberg nannte, als dessen Begründer und erster Bewohner er gilt. 1161 dürfte er seinen Herrschaftsmittelpunkt nach Schaunberg, das sich im Südosten in Sichtweite befindet, verlegt haben, wodurch Stauf zum Verwaltungssitz degradiert wurde. Wernhard besaß die Herrschaft als Passauer Lehen. Die Geschichte der Burg ist eng mit jener von Schaunberg verbunden, zu dessen Besitz sie bis zum Aussterben der Grafen von Schaunberg gehörte. 1353 wird eine Burgkapelle erwähnt. In der Schaunberger-Fehde von 1380/81 wurde Stauf ebenso wie Schaunberg erfolglos belagert. Dennoch stand Stauf nach dem für die Schaunberger unglücklichen Ausgang der Fehde Herzog Albrecht III zur Verfügung. Wernhard von Schaunberg bezeichnete sich nun als Untertan des Herzogs. Er kündigte das Passauer Lehen von Stauf auf, so dass der Bischof dieses an Albrecht III übertragen konnte. Dieser gab es als erbliches Afterlehen wieder an die Schaunberger zurück. Wegen willkürlichen Mauterhebungen kam es 1385/86 erneut zu Kämpfen zwischen den Truppen des Herzogs und den Schaunbergern. Dabei konnte Albrecht Stauf einnehmen. Durch Beschuss wurde die Burg schwer beschädigt. Albrecht ließ sie nun durch österreichische Pfleger verwalten. Während des 15. Jahrhunderts wurden die Schaunberger neuerlich mit der Burg belehnt, so dass diese ihnen genehme Pfleger - meist Kleinadelige – einsetzen konnten.

Mit Graf Wolfgang II starben die Schaunberger 1559 aus, was einen langwierigen Streit zwischen ihren Erben und den Habsburgern auslöste. Letztere betrachteten Stauf als erledigtes Lehen, das nun dem Landesfürsten zustand. Es gab jedoch eine Vereinbarung aus dem Jahr 1383, die auch eine weibliche Erbfolge vorsah. Erst 1572 konnte man sich einigen. Im Zuge einer Erbteilung übernahm der Onkel des letzten Schaunbergers, Wolf von Liechtenstein, als Lehen die Herrschaft Stauf. Allerdings war die Burg zwei Jahre zuvor durch einen Brand weitgehend zerstört worden und unbewohnbar geworden. Wolf von Liechtenstein ließ in Aschach ein neues Schloss errichten, das nunmehr als neuer Wohn- und Verwaltungssitz diente. Bisher hatte Aschach zur Herrschaft Stauf gehört. Nunmehr war Stauf ein Bestandteil der Herrschaft Aschach. Nach Wolfs Ableben 1586 übernahm sein Schwiegersohn Adam von Sternberg das Lehen. Da dieser aber bereits kurz nach der Belehnung starb, erbte Georg Erasmus von Liechtenstein die Herrschaft. Sein Erbe Hans Septimus von Liechtenstein verkaufte Stauf mit Aschach 1593 an Helmhard Jörger. Dessen Familie zählte zu den militantesten Protestanten des Landes. Karl Jörger, dem die Ruine im ersten Viertel des 17. Jahrhunderts gehörte, war einer der Rädelsführer des Aufstandes gegen Kaiser Ferdinand II. Er wurde 1620 von den bayrischen Truppen der Katholischen Liga gefangen genommen und starb drei Jahre später als Häftling in der Burg Oberhaus bei Passau. Ferdinand II hatte aber bereits 1620 die Herrschaft Aschach mit der Burg Stauf konfisziert und zwei Jahre später an seinen Gefolgsmann Karl von Harrach verkauft. 1631 wurde das Lehen in freies Eigen umgewandelt. Aschach und Stauf blieben nun bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts bei der Familie Harrach. 1940 heiratete Gräfin Alice von Harrach den Baron Dr. Karl von Dreihann. Nach dem Zweiten Weltkrieg setzten umfangreiche Sanierungsarbeiten an der Ruine Stauf ein. Auch der Turm wurde wieder begehbar gemacht. Heute ist die Ruine stark restauriert. Seit 1989 kümmert sich ein lokaler Burgverein um die Instandhaltung der noch recht stattlichen Burgmauern. Vor einigen Monaten wurden die umliegenden Wälder samt der Ruine an einen österreichischen Industriellen verkauft.

Die Ruine liegt tief im Wald versteckt im Gemeindegebiet von Haibach. In früheren Zeiten müssen aber Verkehrswege nahe an ihr vorbeigeführt haben. Der nach zwei Seiten steil abfallende schmale Bergkamm, auf dem sie liegt, bot genügend Schutz, vor allem in einer Zeit, als es noch keine weit tragenden Feuerwaffen gab. Das Burgareal umfasste 1170 m². Es teilte sich in eine große Vor- und eine winzige Hauptburg von 322 m². Als Baumaterial verwendete man die örtlich in größeren Mengen vorhandenen Gneis-Bruchsteine. Lediglich den Granit für die Tür- und Fenstergewände musste man anderswo besorgen. Im Westen diente ein mächtiges gotisches Spitzbogen-Portal von drei Meter Breite und sechs Meter Höhe als Zugang zur etwa 20 x 45 m großen Vorburg. Es hat die Jahrhunderte, in denen die Burg zur Ruine verkam, gut überstanden. Der vorgelagerte Torgraben ist aber längst aufgefüllt. Auch die 2,4 m starke Schildmauer am Tor ist noch vorhanden. Reste der im Osten anschließenden Ringmauer sind noch etwa neun Meter hoch. In der Mitte der zinnengekrönten östlichen Ringmauer befindet sich ein kleines Tor. Es war durch einen 8 m breiten, aus dem Fels gehauenen Torgraben gesichert. Von den im Vorhof an die Ringmauer angebauten Wirtschaftsgebäuden finden sich kaum Spuren mehr. Von der Vorburg führt eine steile gekrümmte Treppe zum sieben Meter höher gelegenen Tor zum inneren Burghof.

Die Kernburg bestand lediglich aus dem Bergfried und dem Palas. Letzterer nahm mit etwa 9 x 18 m den Südteil der Hochburg ein. Er ist drei Stockwerke hoch, wobei das oberste Geschoß mit großen Fenstern ausgestattet war. Seine Außenmauern waren an der Süd- und der Westseite mit rechteckigen Zinnen versehen. Am besten erhalten und gepflegt ist der unregelmäßig sechseckige Bergfried, der in seinem oberen Bereich wie auch im Inneren viereckig ist. Der über Eck gestellte romanische Turm steht an der Angriffsseite neben dem Eingang zur Hochburg. Hier hat er eine Mauerstärke von ca. fünf Meter. Er ist vier Stockwerke hoch und weist einen Grundriss von 10 x 7 m auf. Seine Höhe beträgt ca. 22 Meter, doch dürfte er ursprünglich etwas höher gewesen sein. Seine Kanten sind mit Quadersteinen verstärkt. Die länglichen Lichtschlitze sind mit Steingewänden eingefasst. Die unteren Geschosse waren mit einer Spitztonne gewölbt. Der heutige Zugang stammt aus dem 19. Jahrhundert. Zuvor war das Innere nur über einen Hocheinstieg im zweiten Obergeschoß erreichbar. Wie die Sitznischen in den beiden großen Fenstern dieser Etage und der Zugang zu einer Abortanlage im dritten Stock zeigen, diente der Bergfried nicht nur der Verteidigung, sondern auch Wohnzwecken. Lediglich das letzte Geschoß war ausschließlich zur Abwehr von feindlichen Angriffen bestimmt. Heute dient es als Aussichtsplattform und ist mit einem Blechdach gedeckt. Ein fünf Meter hoher, fensterloser Raum im Erdgeschoß dürfte als Vorratsraum benützt worden sein. Der Großteil der noch vorhandenen Mauern stammt aus der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts. Im Fundament des Bergfrieds haben sich aber Reste aus dem 12. bzw. 13. Jahrhundert erhalten. Die meisten übrigen Bauten der Hauptburg, wie auch jene der Vorburg sind verfallen.

Lage: ca. 14 km nordwestlich von Eferding

Besichtigung: jederzeit möglich


Weitere Literatur:


26.07.2013