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Graz - Hallerschloss


Vom Hallerschloss bzw. dessen Vorgänger wird 1389 erstmals berichtet. Damals gestattete Herzog Albrecht III dem Peter Rietenburger das „gesess am Weyer“ sowie den Hof am Sparbersbachereck und den Weiler Waltendorf an Hertl von Liechtenstein zu Nikolsburg zu verkaufen. Die Rietenburger waren eine landesfürstliche Dienstmannenfamilie, die den kleinen Wehrbau vermutlich bereits in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts errichtet hatte. Er wurde bis in das 18. Jahrhundert hinein Sparbersbach genannt. Hertl von Liechtenstein trat noch im Jahr des Kaufes das Gut an das Zisterzienserkloster Rein ab. Das Stift tauschte Sparbersbach umgehend gegen andere Güter von Herzog Wilhelm ein. Im 15. und 16. Jahrhundert befand sich das landesfürstliche Lehen im Besitz der Familie Giebinger (oder Gnibinger). Apollonia Giebinger war mit Sebastian Vischmeister vermählt. Sie besaß den Ansitz bis zu ihrem Tod 1550. Zwischen ihren Töchtern und deren Kindern kam es zu langwierigen Erbstreitigkeiten. Sie konnten erst beigelegt werden, als der Hof um 1580 an Mathias Aman verkauft wurde. Einige Jahre später veräußerte ihn dieser an Clario, einem Diener des Erzherzogs. Ab 1617 durfte sich seine Familie auch nach Sparbersbach nennen. Dennoch gelangte der Ansitz bald an die Familie von Breuner. Diese ließ das jetzige Barockschloss errichten. 1652 misslang ein versuchter Verkauf an Hans Georg von Kaltenhausen, da dieser den vereinbarten Kaufpreis nicht aufbringen konnte. Schließlich veräußerte Carl Gottfried Graf Breuner, der auch für den Umbau um 1650/60 verantwortlich war, das Schloss. Danach wechselten die Herrschaftsinhaber recht häufig. 1766 hatte Dr. Friedrich Karl von Haller den Ansitz übernommen. Seither wird er „Hallerschloss“ genannt. 1793 war Johann Baptist Michelitsch Schlossherr. Als die Franzosen 1809 den Grazer Schlossberg belagerten, diente ihnen das Hallerschloss als Hauptquartier. Die letzte größere Umgestaltung wurde 1923 nach Plänen von Julius Kubik durchgeführt. 1870 wird eine Fürstin Wrede als Eigentümerin genannt. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges diente das Schloss neuerlich als Hauptquartier, diesmal der britischen Besatzungsmacht. Danach wurde es von der Familie Czerweny-Arland übernommen, die es noch heute besitzt.

Das stattliche Schloss liegt am Westhang des Ruckerlberges. Seine Lage an einer einst wichtigen Anmarschstraße und die Tatsache, dass der Landesfürst sehr an seinem Besitz interessiert war, gibt zu Vermutungen Anlass, dass der einstige Wehrbau ein wichtiges Glied im äußeren Befestigungsring der Stadt Graz gewesen sein könnte. Heute ist der U-förmige Bau von einem großen Park umgeben, der mit Sandsteinskulpturen des Grazer Bildhauers Jakob Philipp Straub geschmückt ist. Die beiden, nur wenig vorspringenden, viereckigen Ecktürme geben mit ihren hohen Zeltdächern der Westfront noch immer ein wehrhaftes Aussehen. Sie wurden trotz der mehrfachen Umbauten des 19. und 20. Jahrhunderts sowie den Behübschungen des Historismus beibehalten. Diesen zum Opfer gefallen ist jedoch der zierliche Dachreiter, der 1923 zu einem, von einer Laterne bekrönten Turmstumpf umgearbeitet wurde. Unter diesem ist im Obergeschoß die Katharinenkapelle eingebaut. Sie weist schöne Stuckarbeiten des 17. Jahrhunderts auf, die vermutlich von Mattia Camin um 1650/60 geschaffen wurden. Die Ölmalereien in den Kartuschen stellen verschiedene Heilige sowie die Anbetung der Könige dar. Die Kapelle wurde 1923 um zwei Joche verlängert und im gleichen Stil stuckiert. Auch die auf Pfeilern ruhenden Neorenaissance-Arkaden des Hofes wurden 1923 vorgelegt. Im Erdgeschoß steht in der von Julius Kubik geschaffenen Sala terrena ein farbig bemalter und vergoldeter Schnitzaltar aus der Zeit um 1670. Im ersten Stock zeigt ein Deckenbild die Allegorie der Musik. Eine schöne Balkendecke geht auf das 17. Jahrhundert zurück. Ihre Bemalung erfolgte aber erst um 1900.

Ort/Adresse: 8010 Graz, Hallerschlossstraße 30

Besichtigung: nur von außen möglich


Weitere Literatur:


19.07.2013