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Gneisenau


Schloss Gneisenau liegt im Ortsteil Weigelsdorf von Kleinzell (im Mühlkreis). Hier wird bereits 1161 eine Feste erwähnt. Sie war damals im Eigentum der Passauer Bischöfe und als Lehen an den Passauer Ministerialen Sigeboto von Gneusse vergeben. Die Gneussen saßen hier bis 1338. Auf sie folgte die Ritterfamilie Teuerwanger aus Steyr. 1370 hatte Peter der Harracher das Lehen inne. Er hatte den kleinen Wehrbau soeben von Wernhart Teuerwanger gekauft. Von 1434 bis 1524 lebten hier die Diendorfer und dann von 1556 bis 1597 die Familie Neithard, die sich im 17. Jahrhundert das Prädikat „von Gneisenau“ zulegte. Aus dieser Familie stammen zwei bekannte Persönlichkeiten, die allerdings nicht hier wohnten, da das Schloss längst in andere Hände übergegangen war. Es waren der Kardinal Eberhard Neidhardt von Gneisenau (1608 – 1680) und der preußische Feldmarschall Graf August Wilhelm Neidhardt von Gneisenau (1760 – 1831). Letzterer reformierte für König Friedrich Wilhelm III das preussische Heer. Als Generalstabschef von Feldmarschall Blücher hatte er einen wesentlichen Anteil an der Bezwingung Napoleons in den Schlachten von Leipzig und Waterloo. Schloss Gneisenau war aber bereits 1597 an Hanns Prantner verkauft worden. Nach dessen Tod ging es 1602 an den mit ihm verschwägerten Erasmus Märk über. Im Bauernkrieg von 1626 blieb die Herrschaft von Plünderungen und Zerstörungen verschont. 1634 gehörte sie Karl Fieger von Hirschberg. Die Fieger wurden 1734 in den Freiherrenstand und bereits zwei Jahre später in den Reichsgrafenstand erhoben. 1767 erwarb Franz Gundaker Graf Starhemberg das Gut, das er aber umgehend verpachtete. Starhemberg, der in Ostösterreich zahlreiche Schlösser besaß, konzentrierte die Verwaltung der Herrschaft zuerst im Schloss Eschelberg und dann im Schloss Bergheim. 1840 war das Gebäude baufällig, doch konnten die Schäden im folgenden Jahr behoben werden. 1875 verkaufte Fürst Camillo Starhemberg das Schloss dem Bürgermeister von Zwettl Josef Penn. Als dieser in hohe Schulden geriet, musste Gneisenau an den Oberösterreichischen Volkskredit verkauft werden. Danach kam es zu einem raschen Besitzwechsel. 1907 ließ der damalige Eigentümer, Hauptmann Friedrich Engel, das Schlösschen renovieren bzw. nahezu erneuern. Von 1945 bis 1953 wurde das Schloss von der russischen Besatzungsmacht genutzt. In dieser Zeit erlitt es schwere Schäden und Verluste an der Ausstattung. Nach Abzug der Russen wurde Gneisenau von der englischen Besitzerin, der es bereits vor dem Zweiten Weltkrieg gehört hatte, dem Bezirksfürsorgeverband Rohrbach verkauft. Seit 1956 wird es als Bezirksaltenheim geführt. Zuvor waren allerdings eine umfangreiche Sanierung sowie ein großzügiger Ausbau erforderlich.

Schloss Gneisenau ist ein stark erneuerter zweigeschossiger Bau. Das ehemalige Wasserschloss wurde im Lauf seiner Geschichte mehrfach umgebaut und erneuert. Der runde Teich, in dem die kleine Burg teilweise auf Piloten errichtet wurde, ist längst zugeschüttet. Am besten erhalten ist die steinsichtige Hauptfront mit dem mächtigen dreigeschossigen Vierecksturm in der Mitte der Fassade. Er trägt einen riesigen Zwiebelhelm. In seinem Erdgeschoß liegt die spätgotische, aber stark modernisierte Portalzone mit dem heute rundbogigen Einfahrtstor und einer schmalen Fußgängerpforte. Die Turmfenster wie auch einige Fenster des ersten Obergeschosses im linken Schlossflügel aus der Zeit um 1600 zeigen gerade Verdachungen. An die kurzen Seitentrakte ist hofseitig ein modernes Altenheim angebaut, das von der Schauseite des einstigen Schlosses kaum zu sehen ist. Die Südfront zeigt hofseitig einen Laubengang des 18. Jahrhunderts. Er weist im Erdgeschoß zwei große Arkaden mit einer stämmigen Mittelsäule und seitlichen Pfeilern auf. Dem Obergeschoß sind vier Arkaden, die von toskanischen Säulen getragen werden, vorgestellt. Das Innere des Gebäudes ist fast völlig erneuert und entspricht dem derzeitigen Verwendungszweck. Lediglich die ehemalige Einfahrt weist ein Kreuzgrat- und ein anschließendes Tonnengewölbe auf. Im ersten Stock des Turmes hat sich eine Stuckdecke aus der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts erhalten. Eine hölzerne Wendeltreppe führt in das dritte Geschoß mit seiner verputzten Balkendecke. Ansonsten erinnern im Inneren nur mehr einige barocke Türen aus dem vierten Viertel des 17. Jahrhunderts sowie ein schulterbogiges barockes Türgewände an den einstigen Adelssitz. Dem Schloss gegenüber steht die vermutlich vom Freiherrn Johann Philibert von Fieger um 1730 gestiftete Nepomuk-Kapelle mit dem Denkmal des Heiligen.

Lage: im Südwesten des Ortes

Ort/Adresse: 4115 Kleinzell im Mühlkreis

Besichtigung: teilweise möglich


Weitere Literatur:


14.07.2013