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Glaswein


Das hübsche Schloß Glaswein liegt südlich von Enzersdorf im Thale am Nordabhang des Steinberges inmitten des größten Eichenwaldes Österreichs. Es wurde 1762 unter Wenzel Graf von Sinzendorf errichtet. Über den Baumeister gibt es keine Nachricht. Der Name „Glaswein“ rührt der Legende nach davon her, daß seine Errichtung bei einem Glas Wein beschlossen wurde. Eine andere Geschichte erzählt, daß die Kaiserin Maria Theresia einst hier im Walde jagte und plötzlich Durst verspürte, doch gab es keine Getränke weit und breit. Damit dies nie wieder passieren könnte, ließ Graf Sinzendorf hier ein Jagdschloß erbauen. Diese Version ist auch auf einem Fresko im Schloß festgehalten. Allerdings findet sich die Ortsbezeichnung bereits 1673 in einem Grenzdokument. Nachfolger der Sinzendorf waren die Grafen von Fünfkirchen und 1831 die Freiherren von Bartenstein, von denen das Schloß 1850 an Max Josef Freiherrn von Vrints-Berberich gelangte. Seine Nachkommen vererbten es an die Seuter von Lötzen. Im Zweiten Weltkrieg erlitt das Schloß beträchtliche Schäden, doch wurden diese bis 1954 wieder behoben. Der jetzige Eigentümer, Dr. Dirk Brandis, ließ das Gebäude originalgetreu restaurieren.

Es handelt sich um ein zweigeschossiges Barockschloß, das mit seinen eingeschossigen Nebengebäuden einen geräumigen Hof begrenzt. Mit seinem hohen Walmdach und der vielfenstrigen Gartenfassade ist es ein schönes Beispiel der barocken Schloßbaukunst in Niederösterreich. Der dreiachsige Mittelrisalit der Schauseite wird durch einen Balkon mit Rokoko-Schmiedeeisengitter betont und von einem Dreiecksgiebel mit dem Wappen der Vrints abgeschlossen. An ihn schließen rechts und links je sechs Fensterachsen an. Als Jagdschloß war Glaswein ursprünglich nur zur vorübergehenden Benutzung gedacht. Dennoch ist es prächtig ausgestattet und recht geräumig. Schon die barocke Prunkstiege mit ihren als Laternen ausgebildeten Vasenaufsätzen läßt eine interessante „Belle Etage“ vermuten. Sie führt zum Großen Salon, der 1769 von Johann Franz Greipel mit Wandgemälden, die das Landleben verherrlichen, geschmückt wurden. Es handelt sich dabei um Ölmalereien auf geglättetem Putz. Die Decke des Großen Salons zeigt die Diana, die Göttin der Jagd mit ihrem Hundewagen. Zu beiden Seiten dieses Hauptsaales befinden sich je zwei weitere Salons. Auch sie sind mit Wandbildern, allerdings nicht so hoher künstlerischer Qualität, geschmückt. Diese in einer Mischtechnik (fresco/secco) ausgeführten Malereien zeigen Darstellungen der vier Erdteile, Jagdszenen und orientalische Sujets. Besonders amüsant sind die Fresken im indianischen Kabinett, da der Maler weder in Amerika noch in Afrika war und die Fauna etwas durcheinanderbrachte. Ein kleines Kabinett ist mit stimmungsvollen Illusionsmalereien als Gartenlaube dargestellt. Im Nordtrakt liegt die dem hl. Ägidius geweihte Kapelle. Ihre Ausstattung stammt aus dem 19. Jh. Wie es sich für ein Jagdschloß gehört, schmücken zahlreiche Jagdtrophäen die Eingangshalle und das Stiegenhaus.

Lage: Niederösterreich/mittleres Weinviertel – südlich von Enzersdorf im Thale im Gemeindegebiet Steinabrunn

Besichtigung: Das Schloß wird bewohnt und kann normalerweise nicht besichtigt werden.


Weitere Literatur:


24.08.2002