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Halbturn - Roter Hof


Der Rote Hof ist ein modernes Schloss, das auf den ehemaligen Meierhof des Schlosses Halbturn zurückgeht. Dieser war als „Unterer Hof“ bekannt. Der Name „Roter Hof“ bürgerte sich erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts ein, nachdem der damalige Schlossherr von Halbturn, Erzherzog Friedrich, 1902 einen Brand in den Stallungen zum Anlass nahm, das Gebäude mit roten Dachziegeln zu decken. Bisher war die Schilfdeckung üblich, was die Ausbreitung von Bränden begünstigte. Allerdings weist der Wirtschaftsbau bereits auf dem bekannten Gemälde des Schlosses mit seinem französischen Garten von 1730 ein rotes Dach auf. Man vermutet, dass an der Stelle des Roten Hofes sich einst der Standort des ersten Schlosses Halbturn befand. Dieses war, alten Berichten zufolge, aber 1529 bereits abgetragen oder zerstört gewesen. Ein hier befindlicher Neubau aus dem 17. Jahrhundert wurde beim Türkeneinfall von 1683 ebenfalls vernichtet. Der heutige Hof geht auf einen Nachfolgebau zurück, der wohl gemeinsam mit der Errichtung des Schlosses zu Beginn des 18. Jahrhunderts erfolgte. Es war ein dreiflügeliges zweigeschossiges Gebäude mit turmartigen Seitenrisaliten. Der Hof diente als Verwaltungszentrum der ausgedehnten Landwirtschaft, die zur Herrschaft Halbturn gehörte. Bei Jagden und Festen wurden hier die zahlreichen Gäste untergebracht und verköstigt. 1809 richtete ein Brand schwere Schäden an. Der Wiederaufbau erfolgte in barockisierenden Formen. Als Erzherzog Friedrich 1903 den Hof als Wohnung für Beamte und Herrschaftsbedienstete bestimmte, ließ er ihn entsprechend umbauen, wobei ältere Bauteile weiter verwendet wurden. Die letzten baulichen Veränderungen gab es in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Die Gutsherren Baron Paul Waldbott-Bassenheim und Markus Graf zu Königsegg-Aulendorf ließen den Roten Hof schlossartig ausbauen. Er dient seither als Wohnsitz der Familie der Gutseigentümer, da Schloss Halbturn 1949 durch einen Brand weitgehend zerstört und nicht mehr für Wohnzwecke aufgebaut wurde. Auch die Güterdirektion ist nun hier untergebracht.

Der Rote Hof ist ein modernes Schloss in einem alten Rahmen. Er liegt knapp außerhalb des Halbturner Schlossparks gegenüber der Pfarrkirche. Trotz der vielen Um- und Neubauten hat der kastellartige Vierflügelbau eine gewisse Wehrhaftigkeit bewahrt, was vor allem in den vorkragenden eingeschossigen Eckpavillons mit ihren gebrochenen Mansarddächern angedeutet wird. Das Innere des ausgedehnten Areals wird durch Querbauten in zwei große rechteckige Höfe geteilt, die in Friedenszeiten Wohn- und Wirtschaftszwecken dienten, bei einer Bedrohung aber eine beträchtliche Anzahl von schutzsuchenden Dorfbewohnern hätten aufnehmen können. Als herrschaftlicher Wohnsitz dient vor allem der zehnachsige zweigeschossige Mittelbau des Westtraktes. Er wurde erst 1903 aufgestockt und hofseitig verbreitert. Auch er ist mit einem gebrochenen Walmdach gedeckt. In seiner Mittelachse führt eine korbbogige Durchfahrt in den ersten Hof und von hier aus durch den zweiten Hof und einem weiteren breiten Tor in die landwirtschaftlich genutzte Umgebung (Obst- und Gemüsegarten). Über den beiden, mit Segmentbogenverdachungen versehenen Fenstern im Obergeschoß des Mittelrisalits betont ein Ziergiebel mit einem Ochsenauge den herrschaftlichen Charakter des Gebäudes. Die straßenseitigen Fenstergitter des Westtraktes stammen vom 1978 abgebrochenen Nickelsdorfer Armenspital. Die übrigen Fenstergitter wurden 1956 angefertigt. Hofseitig springt ein Altan vor. Die Jahreszahl 1978 weist auf den ungewöhnlich späten Zeitpunkt seiner Errichtung hin. 1983 erfolgte der Anbau eines hofseitigen verglasten Arkadenganges an die an den Mittelbau der Westseite anschließenden eingeschossigen Verbindungstrakte. Das Äußere des Roten Hofes wurde 1984 restauriert. 1985 wurde im Nordtrakt eine Schlosskapelle eingebaut. Ihr Altar stammt aus der Kapelle des Kleylehofes in Nickelsdorf. Die venezianische Brunnenfassung im ersten Hof ist eine Nachbildung. Sie stand ursprünglich im Blumenparterre des Schlosses Halbturn. Die Steinvasen an der Zufahrt wurden erst 1960 erworben. Sie gehörten einst zur Ausstattung des Parks der Weilburg in Baden.

Lage: Burgenland/Nordburgenland – ca. 14 km südöstlich von Neusiedl am See

Ort/Adresse: 7131 Halbturn

Besichtigung: nur von außen möglich


Weitere Literatur:


22.06.2013