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Feldkirch - Wocherscher Ansitz (Wohlwendhaus)


Der Edle Franz Anton von Wocher (1680 – 1748) erwarb ein 1583 erbautes Haus etwas außerhalb der damaligen Stadt Feldkirch. Seine Söhne Franz Joseph und Johann Anton Karl bauten es um und aus. Franz Joseph, der hier seinen Lebensabend verbrachte, war gräflicher Oberamtmann in Hohenems und ist als Auffinder der beiden Handschriften des Nibelungen-Liedes (1755 und 1779) im Palast von Hohenems bekannt geworden. Gustav Max von Wocher war Feldmarschallleutnant sowie Inhaber eines Infanterie-Regimentes der k. u. k. Armee. Um 1805 ging der Ansitz an die Feldkircher Bürgerfamilie Wohlwend über. Josef Anton Wohlwend überließ ihn 1820 dem ersten Generalvikar und Weihbischof für Vorarlberg, Bernhard Galura. Der Bischof benutzte das Gebäude bis 1829 als Wohnung. Markus Fidel Wohlwend war Bürgermeister von Feldkirch sowie Landtags- und Reichsratsabgeordneter. 1893 ging das Wohlwendhaus in das Eigentum der Staatsbahnenverwaltung über. Die Gleisanlagen des Feldkircher Bahnhofes führen heute noch unmittelbar hinter dem Schlösschen vorbei. Es ist nach wie vor im Besitz der Österreichischen Bundesbahnen und derzeit in Wohnungen aufgeteilt und vermietet.

Der fünfachsige Hauptbau des Ansitzes liegt unmittelbar an der viel befahrenen Reichsstraße. Er ist dreigeschossig und mit einem Walmdach gedeckt. Die Seitenfronten sind dreiachsig. An der Rückseite sind zwei kurze Flügel angebaut, die mit einer Fensterachse über das Hauptgebäude vortreten und hier einen kleinen, zur Bahn hin offenen Hof bilden. Das in der Mitte der Schauseite liegende Renaissanceportal ist in eine Rokokoarchitektur einbezogen, die das rundbogige Tor mit dem darüber liegenden Fenster zusammenfasst. Über dem Torbogen sind in einer Rocaillekartusche die Wappen des Franz Joseph von Wocher und seiner Gemahlin Maria Barbara Püschel von Luttach zu erkennen. Die Jahreszahl 1583 weist auf die Erbauung des Gebäudes hin. Der Torbogen ist von schräg gestellten Pilastern begrenzt, von denen Voluten zum Fenster des ersten Stocks aufsteigen. Über diesem bilden eine Muschel und ein verkröpfter Segmentgiebel den Abschluss. Das von weißen Lisenen begrenzte Fassadenzentrum wird am Dach durch einen Kreuzgiebel betont, der mit einer geschweiften Tür zum Aufziehen von Vorräten ausgestattet ist. Die Fenster sind durchwegs breitrechteckig und zweiteilig mit geschnitzten hölzernen Mittelpfosten. Im Inneren verbindet eine zweiläufige Holztreppe die Geschosse. Die Wohnräume sind mit den qualitätvollsten Stuckdecken Vorarlbergs geschmückt. Während diese im ersten Stock noch relativ einfach gehalten sind, stellen die Rokokodecken im Louis XVI Stil des zweiten Obergeschosses u. a. figurale Motive, Landschaften und Musikinstrumente dar. Die Stuckdecke im nordwestlichen Eckzimmer wurde 1953 entfernt und dem Vorarlberger Landesmuseum in Bregenz zur Aufbewahrung übergeben. Im nördlichen Anbau befand sich die Hauskapelle des Bischofs. Auch sie ist reich mit Deckenstuck verziert.

Ort/Adresse: 6804 Feldkirch-Altenstadt, Reichsstraße 161

Besichtigung: nur von außen möglich


Weitere Literatur:


26.05.2013