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Plankenberg


Der unterhalb des Schlosses liegende Ort hieß bis 1928 Loibersdorf und wurde erst dann in Plankenberg umbenannt. In Leuprehtsdorf hatte im 13. und 14. Jh. das Bistum Passau zwei Wirtschaftshöfe. Sie waren zeitweise an Philipp von Atzelsdorf verlehnt bzw. an Heinrich von Wallsee verpfändet. Im 15. und 16. Jahrhundert werden hier die Wehinger zu Sitzenberg, die Freiherren von Jörger und Georg Andreas von Hofkirchen genannt. Um 1608 hatten die Grafen von Hardegg und danach die Zinzendorfer das Lehen inne. 1622 schenkte der Passauer Bischof Erzherzog Leopold von Österreich den Sitz Leoberstorff seinem Kammeramtsdirektor Stephan Plankh. Nach seiner Familie wurde das neuerbaute Jagdschloss nunmehr Plankenberg genannt. 1647 wurde es an den Hofkanzler von Passau, Johann Kaltschmidt von Eisenberg, verkauft, der es seinerseits 1682 den Bartholotty von Partenfeld veräußerte. Ihnen gehörten auch die benachbaren Herrschaften Alt- und Neulengbach, Raipoltenbach, Unterthurm sowie Waasen-Anzbach. Als sich der polnische Fürst und Palatin von Krakau, Johann Theodor von Lubomirsky 1739 in Niederösterreich ansiedelte, übernahm er den gesamten Besitz der Partenfeld. Nach ihm kamen, wie in Neulengbach, die Freiherren Wetzlar von Plankenstern, die Grafen Fries und die Fürsten Liechtenstein, die Plankenberg, Neulengbach und Totzenbach zu einem Fideikommiß zusammenfassten. Um 1822 war im Schloss eine Erziehungsanstalt für Adelige untergebracht, an der auch Anton Alexander Graf Auersperg unterrichtet wurde, der wenige Jahre später unter dem Pseudonym Anastasius Grün ein bekannter Freiheitsdichter und Lyriker der Romantik wurde. 1884 verpachteten die Liechtenstein Plankenberg an den bekannten Landschaftsmaler Emil Jakob Schindler. Seine Tochter Alma, die hier ihre Jugendzeit verbrachte, heiratete später Gustav Mahler und Franz Werfel. Zum Freundeskreis Schindlers zählte auch sein Schüler Karl Moll, der ebenfalls hier wohnte. Nach Schindlers Tod bezog der Maler Hugo Darnaut mit seinen Schülern das Schloss, in dem er 18 Jahre lang arbeitete und wichtige Werke schuf. 1912 verkaufte Fürst Franz von und zu Liechtenstein Plankenberg an Karl Ritter von Harrasofsky. Ihm folgten Hugo Goldschmid, Heinrich Mautner und 1923 Harry Redlich, der umfangreiche bauliche Veränderungen vornahm. Nach Abzug der russischen Besatzungsmacht wurde das geplünderte Schloss 1956 von Kommerzialrat Heinrich Schmidberger erworben, der es als Erholungsheim für die Arbeitnehmer seiner Kunststofffabrik einrichtete. Heute befindet es sich wieder in Privatbesitz und wird bewohnt.

Das Schloss ist von einem gepflegten Park umgeben. Das stattliche Gebäude liegt an seiner höchsten Stelle. Auf einem Stich von Georg Matthäus Vischer von 1672 sind an den Eckpunkten der Schlossterrasse noch vier freistehende Rundtürme mit Zwiebelhelmen zu sehen. Sie sind heute längst verschwunden, ebenso wie die zweiarmige Freitreppe vor dem Portal. Das Schloss besteht aus dem schmäleren Altbau im Südosten und einem erst 1923 angefügten, breiteren Neutrakt im Nordwesten. Der von der Straße aus zu sehende Altbau weist an der Vorderfront sechs und an den Schmalseiten je vier Fensterachsen auf. Die Schauseite wird durch einen geschwungenen Giebel betont, in dem sich über zwei kleinen Fenstern eine Uhr befindet. Dieser Uhrengiebel wurde erst nach 1923 aufgesetzt. Über dem Portal ist das Wappen der Grafen Fries angebracht. Der bergseitige, vierachsige Neutrakt wird von zwei viereckigen und viergeschossigen Ecktürmen eingefasst, die mächtige Zwiebelhauben tragen. Die Gartenfassade des Hauses ist stark gegliedert, da einerseits die Türme aus der Front stark vortreten und anderseits ein zweiachsiger Mittelteil mit geschwungenem Volutengiebel aus der Fassade zurückweicht. Er trägt einen Volutengiebel und ist mit einem Steinwappen geschmückt. Vorgebaut ist eine von Säulen getragene Altane mit einer reich verzierten Steinbalustrade. Durch eine geräumige Eingangshalle gelangt man über breite Treppen in die oberen Geschosse. In jedem befindet sich ein großer Saal. Von der Originalausstattung ist nichts erhalten. Ein Saal weist eine Kassettendecke des 19. Jh. auf. Der Altbau dürfte um 1630 entstanden sein. Unterhalb des mit Statuen geschmückten Landschaftsparks, aber nur durch eine schmale Straße getrennt, liegt der wuchtige, zum Teil leider schon stark verfallene Meierhof des Gutes. Der weiträumige Bau wurde um 1600 errichtet. Er dient heute einem Antiquitätenhändler als Ausstellungslokal.

Lage: Niederösterreich/Tullnerfeld – im gleichnamigen Ort, unweit der Bundesstraße von Tulln nach Neulengbach

Besichtigung: nicht möglich


Weitere Literatur:


20.12.2002