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Zwerbach


Im Jahr 1334 wird Zwerbach erstmals urkundlich genannt. Erster bekannter Burgbesitzer war 1391 Marchart von Plankenstein. 1450 und 1458 wird der Pfleger von Groß-Weichselbach, Peter Gaubitsch, als Grundherr von Zwerbach erwähnt. 1534 saß hier Christoph Hildebrand Amstetter. Von ihm wird berichtet, dass er 1546 Hauptmann in Melk war. 1571 erwarb Susanna von Greifenberg, geb. Freiin von Teufenbach den Besitz. Über Eva von Welz (1634) kam Zwerbach 1636 an Hans Friedrich von Stiebar. Nun wechselten die Besitzer relativ häufig. Zu ihnen gehörten Ignaz Bernhard Hofmann (1666), Graf Preisgott Kuefstein (1688), Christoph Ferdinand Haiden (1692), Freiherr Otto Ludwig von Hohenfeld (1702), Carl Anton Edler von Bolza (1712), Johann Leopold von Hagenthal (1724) und Adam Dominik von Locher (1738). Prominentester Schlossherr war aber zweifellos der schillernde Friedrich Freiherr von der Trenck. Sein abenteuerliches Leben wurde mehrfach verfilmt bzw. in Dokumentationen und Romanen verarbeitet. Er stammt aus Ostpreußen und war Cousin des berühmten Pandurenobersten Franz von der Trenck, der sein ebenfalls recht abenteuerliches Leben in den Verliesen des Brünner Spielbergs beendete, worauf er von Friedrich beerbt wurde. Dieser hatte eine Liebesbeziehung mit der Prinzessin Amalie, einer Schwester des Preußenkönigs Friedrich II. Er wurde daraufhin in der Festung Glatz gefangen gehalten, konnte aber entfliehen und sich nach Wien absetzen. In Danzig wurde er angehalten und dem preußischen König ausgeliefert. Friedrich wurde nun für 10 Jahre in der Festung Magdeburg eingekerkert und in Ketten gelegt, bis Prinzessin Amalie oder vielleicht auch Kaiserin Maria Theresia seine Freilassung erreichte. Er ging neuerlich nach Österreich, wo er 1779 die Herrschaft Zwerbach erwarb. Im hiesigen Schloss schrieb er einen Teil seiner Lebensgeschichte, lebte aber hier mit seiner Gattin und acht Kindern in ärmlichen Verhältnissen. 1791 reiste er nach Paris, wo er sich als revolutionärer Schriftsteller betätigte. Drei Jahre später starb er unter der Guillotine, da man in ihm einen österreichischen Spion vermutete. Seine Herrschaft Zwerbach kam 1803 an den Freiherrn Franz Joseph von Natorp und 1808 zuerst an Graf Julius von Laplesnoy und dann noch im gleichen Jahr an Graf Joseph von St. Julien. Der Edler Moritz von Menninger erwarb 1817 das Gut. 1829 fügte Kaiser Franz I Zwerbach seiner bereits umfangreichen Sammlung von Herrschaften bei. Es wurde vom Patrimonialfonds übernommen und blieb im Staatsbesitz. Das eigentliche Schloss wurde aber bereits vor 1837 dem Verfall preisgegeben und war bald völlig verschwunden. In den Jahren nach 1920 wurden die letzten Mauern beseitigt. In den erhalten gebliebenen Nebengebäuden wurden Versuchs- und Lehranstalten untergebracht. Der große Meierhof dient heute als regionales Kultur- und Veranstaltungszentrum. Seine Räume können auch für private Feiern gemietet werden.

Dieser Meierhof ist der letzte größere Rest der einst stattlichen Schlossanlage. Er stammt teilweise aus der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts, bestand aber damals nur aus dem Nord- und dem Südtrakt. Erst um die Mitte des 19. Jahrhunderts wurde er durch die neu errichteten Trakte im Osten und Westen zu einem Vierflügelbau um einen geräumigen Innenhof. Die eingeschossige Haupteinfahrtsseite wird an beiden Enden von den geschwungenen Giebelfronten der zweigeschossigen Seitenteile begrenzt. Als einzigen Dekor tragen sie Pinienzapfen am Giebel. Das steingerahmte Rundbogenportal liegt in der Mitte der sechsachsigen Nordfront. Die Innenräume des Meierhofes sind vorwiegend mit Kreuzgratgewölben und Stichkappen ausgestattet. Die ehemalige Kapelle lag in der Nordostecke des Gebäudes. An das Wasserschloss erinnert nur mehr der Burgstall – eine runde, grasbewachsene Fläche mit einem Durchmesser von ca. 30 m. Sie dient heute als Lagerplatz. Der sie begrenzende Wassergraben schwankte in der Breite zwischen 10 und 25 m. Er war von einem Palisadenzaun umgeben. Um 1940 war er noch weitgehend erhalten und mit Wasser gefüllt. Heute erkennt man nur noch schilfbewachsene Reste im sumpfigen Gelände. Die einstige Wasserburg wird am Vischer-Stich von 1672 bereits als hübsches dreiflügeliges Wasserschlösschen dargestellt, das an seiner Südseite über eine gemauerte sechsbogige Brücke erreicht werden konnte. Die Ostfront war mit zwei runden Erkertürmchen versehen. An der Südwestecke stand ein quadratischer Turm. Die Wohnräume dürften vorwiegend im Osten und eventuell im Norden gelegen sein.

Lage: Niederösterreich/Mostviertel - ca. 10 km östlich von Wieselburg

Besichtigung: außerhalb von Veranstaltungen nur von außen möglich


Weitere Literatur:


06.05.2013