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Feldkirch - Palais Liechtenstein


Um die Mitte des 17. Jahrhunderts befand sich das hier stehende Gebäude im Besitz des Hieronymus Brock von Weißenberg und wurde Brock’sches Haus genannt. Brock hatte 1612 seine Besitzungen in Vaduz verkauft und war hierher gezogen. Um 1658 wurde das landesfürstliche Hubamt in diesem Bau eingerichtet. 1697 kam es zu einer Brandkatastrophe, die nahezu die ganze Stadt verheerte. Danach erwarb Fürst Johann Adam Andreas von Liechtenstein die Brandruine und ließ das Palais im barocken Stil wieder aufbauen. Dabei musste der straßenseitige Trakt mit den Repräsentationsräumen komplett neu errichtet werden. Die hinteren Trakte, die den Innenhof an drei Seiten begrenzen, sind wesentlich älter. Sie konnten renoviert werden. Das Palais diente nun als liechtensteinisches Amtshaus für die 1699 erworbene reichsunmittelbare Herrschaft Schellenberg und die 1712 ebenfalls angekaufte reichsunmittelbare Grafschaft Vaduz. 1719 wurden beide Herrschaften zu einem Reichsfürstentum unter dem Namen „Fürstentum Liechtenstein“ zusammengefasst. Im Vordertrakt des Palais befanden sich die Wohnräume für das Fürstenpaar, das hier residierte, wenn es sich in Feldkirch aufhielt. Nachdem die Verwaltung der fürstlichen Besitzungen nach Vaduz verlegt worden war, verkaufte Fürst Franz Josef 1774 das Palais an den Feldkircher Kirchenpfleger Sebastian Längle. In der Folge wechselten die Eigentümer mehrfach. Josef Anton Häusle richtete im Palais eine Bierbrauerei ein und betrieb hier das Gasthaus „zur Krone“. 1817 übernahm Christian Götzner Brauerei und Wirtshaus. Er vermachte das Palais 1859 seinem Neffen Andreas Ritter von Tschavoll. Dieser war nicht nur ein erfolgreicher Fabrikant, sondern auch Bürgermeister von Feldkirch. Nach ihm erbte das Palais Bürgermeister Anton Gohm. 1967 ging das Gebäude in das Eigentum der Stadt Feldkirch über, die es restaurieren ließ und das Stadtarchiv und die Stadtbibliothek hier unterbrachte.

Das stattliche dreigeschossige Palais hat als Basis einen hohen Keller, dessen Gewölbe auf zwei Mittelpfeiler ruht. Beide Außenfronten sind siebenachsig. Die Fenster sind mit profilierten geraden Verdachungen versehen. Die drei Geschosse werden durch einfache Gesimse getrennt. In der Mittelachse der Hauptfront befindet sich das aus Sandstein gearbeitete, rustizierte Rundbogenportal, das von Lisenen flankiert wird. Das verkröpfte Gesims ist mit Kugeln dekoriert. Das Mittelfenster des ersten Obergeschosses ist Teil der repräsentativen Portalzone. Es ist durch Sgraffitomalereien in Form von Akanthusranken mit dem Portal verbunden. Sein Segmentgiebel wird zum Großteil von einer Sandsteinkartusche mit dem farbigen fürstlich-liechtensteinschen Wappen gefüllt. Die übrigen Fenster des ersten Stocks sind ebenfalls mit Sgraffito-Dekorationen geschmückt. Sie zeigen Voluten mit Fruchtkörben, Pinienzapfen oder Muscheln im Mittelstück. Die Fenster des zweiten Obergeschosses sind ähnlich verziert. Eine mit einem flachen Korbbogen tonnengewölbte und mit Stichkappen versehene Durchfahrt führt in den geräumigen, nahezu quadratischen Innenhof. Er weist an jeder Front vier Fensterachsen auf. Die Fenster des ersten und zweiten Stocks zeigen ebenfalls Sgraffitodekorationen. Seitlich der Durchfahrt führt eine zweiläufige Treppe in den ersten Stock. Von einem großen Vorraum aus gelangt man zu den mit Stuckdecken ausgestatteten einstigen Repräsentationsräumen, die heute meist Bürozwecken bzw. der Bibliothek dienen. Eine hölzerne Kassettendecke ist bemerkenswert.

Lage: Vorarlberg/Rheintal - 6800 Feldkirch, Schlossergasse 8

Ort/Adresse: 6800 Feldkirch

Besichtigung: teilweise möglich

Homepage: www.palais-liechtenstein.at


Weitere Literatur:


22.04.2013