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Michelstetten


Michelstetten liegt im Norden der Leiser Berge und gehört zur Marktgemeinde Asparn an der Zaya. Hier befindet sich eine der interessantesten und originellsten Schlossruinen Österreichs. Leider ist sie öffentlich nicht zugänglich, da das Schlossareal von einer hohen Begrenzungsmauer umgeben ist und der Eigentümer keine Besucher wünscht. Es handelt sich um einen mächtigen und hohen Rundbau, der von schweren geböschten Strebepfeilern gestützt werden musste, um ein Einsinken in den feuchten Untergrund zu verhindern. Da die an den Bering innen angebauten Gebäude mit einem nach innen geneigten Pultdach gedeckt sind, wirkt der Bau von außen dachlos, was seinen heutigen Ruinencharakter betont. Der Bering ist zum Großteil eingestürzt. Teilweise vorhanden sind noch die großen Schwalbenschwanzzinnen, die den Außenmauern aufgesetzt sind. Michelstetten war einst ein Renaissance-Wasserschloss. Die Schlossruine ist noch heute vom weitestgehend trockenen Wassergraben umgeben. Im Nordosten führt eine gemauerte Brücke über den Graben zum rundbogigen Portal. Dieses ist recht einfach gehalten, doch geben ihm die oberhalb vorhandenen Schlüssellochscharten sowie die kleinen Viereckfenster ein wehrhaftes Gepräge. Die einstige Fußgängerpforte an der linken Seite des Tores ist heute vermauert. Der geräumige, annähernd runde Innenhof ist wesentlich freundlicher als das abweisende Äußere.

Er hat einen Durchmesser von ca. 45 m und wird von zweigeschossigen korbbogigen Arkaden begrenzt. Jene im Erdgeschoß sind kreuzgratgewölbt. Sie werden von gedrungenen toskanischen Säulen mit dorischen Kapitellen gestützt. Wie man an Farbresten erkennen kann, waren sie ockergelb bemalt, während die Kapitelle in weiß und rot gehalten waren. An der nordöstlichen Innenhofseite sind qualitätvolle steinerne Fenstergewände zu sehen. Sie stammen aus der Zeit des Überganges von der Spätgotik zur Renaissance. Die beiden unteren Geschosse dienten Wohnzwecken. Das Attikageschoß dürfte eher der Verteidigung gedient haben, worauf die Schlüsselscharten hinweisen. Inmitten des Hofes befand sich ein Brunnen mit einer wappengeschmückten achteckigen Steinschale, der um 1675 unter Rudolf von Sinzendorf errichtet worden war. Um 1930 wurde er nach Ernstbrunn übertragen, restauriert und vor dem dortigen Schloss aufgestellt. Von den Innenräumen sind in erster Linie die ehemalige Rauchküche sowie ein mit einer Loggia versehener Saal zu erwähnen. Die seinerzeitige protestantische Schlosskapelle war mit Fresken ausgestattet. Sie ist jedoch nicht mehr erhalten. Im Osten des Schlosses liegen einige Wirtschaftsgebäude mit hohen Schopfwalmdächern aus dem 19. Jahrhundert. Vermutlich gehen sie im Kern auf das 17. Jahrhundert zurück. Die Schlossruine ist von einem verwilderten ehemaligen Park umgeben, so dass die Anlage von außen nicht eingesehen werden kann.

Die Herren von Michelstetten scheinen mit dem Hochfreien Ernst aus der Familie der Grafen von Poigen-Rebgau um 1128 erstmals urkundlich auf. Er gründete damals die Eigenpfarre Michelstetten. Um 1390 dürfte die Familie ausgestorben sein. Ob das damalige Feste Haus am Platz des späteren Schlosses stand, ist jedoch unklar. Bereits 1367 hatte Kadolt von Wehingen das Dorf und den gotischen Herrensitz als Eigengut erworben. Er musste die Herrschaft aber dem Landesfürsten übergeben und von diesem als Lehen zurücknehmen. Auf Grund der Mauerwerksstruktur des Berings könnte dieser bereits unter den Wehingern im 14. Jahrhundert errichtet worden sein. Danach wechselten die Grundherren relativ häufig. Zu ihnen gehörten Rudolf von Tiernstein (1455), Ludwig Weitmüller (1470) und Kolman Wagenknecht (1491). Nachdem Oswald Moor 1518 Michelstetten käuflich erworben hatte, ließen Josef und Oswald Moor die bereits baufällige gotische Burg im Renaissancestil erneuern. Durch Heirat wurde Martin Reickher von Thurn Schlossherr. Gegen Ende des 16. Jahrhunderts hatte Franz Freiherr von Gera für längere Zeit das Gut in seinem Besitz. Die Freiherren von Polheim (1626 – 1673) sowie die im benachbarten Ernstbrunn residierenden Grafen Sinzendorf (1673 – 1828) waren die nächsten Grundherren. 1663 war das Schloss in einem verteidigungsfähigen Zustand, denn damals wurde es als Zufluchtsort für die Zivilbevölkerung der Umgebung bestimmt. Michelstetten blieb auch unter den Fürsten Reuss-Köstritz bei der Herrschaft Ernstbrunn. Es wurde bis zum Ende des 19. Jahrhunderts vorwiegend von Herrschaftsbeamten bewohnt, doch war es bereits damals auf Grund mangelnder Pflege in einem sehr schlechten Zustand. Ein Brand um 1893 machte es zur Ruine. Im Zweiten Weltkrieg wurde diese durch Bombentreffer und sonstige Kriegseinwirkungen weiter beschädigt. Die ab 1966 folgenden bürgerlichen Eigentümer änderten nichts an diesem Zustand, obwohl sie in den ehemaligen Palas einige völlig unpassende moderne Fenster einsetzten um Teile der Anlage notdürftig wieder bewohnbar zu machen.

Lage: Niederösterreich/Weinviertel - in der Ortsmitte von Michelstetten

Besichtigung: nicht möglich


Weitere Literatur:


24.01.2013