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Röthis - Röthner Schlösschen


Der Ansitz liegt im Ortsteil Oberdorf von Röthis am Fuß eines Weinberges. Sein Erbauungsdatum ist nicht bekannt, doch vermutet man, dass er im späten 15. oder im 16. Jahrhundert vom Feldkircher Patriziergeschlecht der Litscher errichtet wurde. Als Bauherr wird gelegentlich Hans Ulrich Litscher und seine Gattin Dorothea von Breysach vermutet. Hans Ulrichs Wappen ist in der Röthiser Pfarrkirche sowohl am prächtigen Sakramentshäuschen, als auch als Wappenscheibe am rechten Langhausfenster zu sehen. Die Litscher stammten aus Werdenberg. In Feldkirch sind sie seit 1314 als Bürger nachweisbar. Sie dürften recht wohlhabend gewesen sein, denn zu Beginn des 15. Jahrhunderts konnten sie Herzog Friedrich IV eine große Summe Geld leihen. Bereits in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts waren sie in Röthis begütert. 1489 wurde Salomon Litscher in den Freiherrenstand erhoben. Möglicherweise hat diese Standeserhöhung zur Erbauung des Edelsitzes geführt. Die Litscher lebten vorwiegend in Feldkirch und nur zeitweise in Röthis. Noch vor 1628 ging das Schlösschen in den Besitz der mit den Litscher verschwägerten Familie Frey von Schönstein über, die hier ihren ständigen Wohnsitz nahm. Die Familie Frey scheint bereits 1393 in einem Urbar des Domkapitels von Chur auf. Das Prädikat „von Schönstein“ erhielt sie durch die Heirat von Paul Frey mit Maria Hortensia Schnabel von Schönstein. Anton Frey war 1685 kaiserlicher Postmeister in Lindau. Die Freys trugen viel zur Verbesserung des Ansitzes bei. Um 1600 beauftragten sie z. B. die Grisaille-Architekturmalereien im Saal des zweiten Obergeschosses sowie im letzten Drittel des 17. Jahrhunderts eine frühbarocke Kassettendecke aus Zirbenholz. Euphrosina Frey starb 1777 unverheiratet als letzte Vertreterin der Familie in Röthis.Vom Ende des 18. Jahrhunderts bis 1836 war das Röthner Schlösschen im Besitz der Familie Clessin aus Feldkirch. Auch sie war mit den Frey verschwägert. 1799 wird der an der Universität von Ingolstadt lehrende Arzt Dr. Franz Xaver Nikolaus Fidel Clessin als Besitzer des Ansitzes genannt. Im Februar 1836 suchte Franz Xaver Clessin einen Käufer für das Gut. Aus dem Angebot ist ersichtlich, dass zur Liegenschaft auch Weingärten gehörten. Diese sind noch heute hinter dem Ansitz vorhanden. Nach dem Verkauf ging der bis dahin adelige Besitz in bürgerliche bzw. bäuerliche Hände über. Das Schlösschen wurde meist nur mehr wenig gepflegt und war um 1980 bereits vom Verfall bedroht, als es die Gemeinde Röthis erwarb und grundlegend restaurieren ließ. Seither ist hier die Gemeindeverwaltung untergebracht.

Das Gebäude ist ein dreigeschossiger kubischer Rechteckbau unter einem deutlich vorspringenden Satteldach. An der der Straße zugekehrten westlichen Giebelfront ist ein dreigeschossiger Treppenturm über einem quadratischen Grundriss angefügt. Er wies kleine schlitzartige Sandsteinfensterchen auf, die bei der letzten Renovierung zum Großteil erweitert wurden. Sein oberstes Geschoß ist in Riegelbauweise ausgeführt und mit einem Vollwalmdach gedeckt. Im Erdgeschoß führt ein Rundbogenportal in den tonnengewölbten Keller. Die einfachen Rechteckfenster des Hauptbaues wurden im Lauf der Zeit mehrfach verändert und sind modern. Sie sind zum Teil mit gefalzten Steinrahmen ausgestattet. An der Ostseite sind im ersten und zweiten Obergeschoß zwei ineinander übergehende breite Flacherker mit Fensterluken zu sehen. Südseitig ist eine gemalte Sonnenuhr aus dem Jahr 1676 mit den Wappen Litscher-Breysach und Frey von Schönstein an der ansonsten nur durch die modernen Fenster belebte Fassade angebracht. Im Rahmen der letzten Sanierung wurde im Nordosten anstelle eines hölzernen Stallgebäudes ein moderner Erweiterungsbau geschaffen, der sich aber der Struktur des Ansitzes unterordnet. Lediglich der Zugang wirkt etwas störend. Haupt- und Nordflügel begrenzen einen ansonsten offenen Hof, in dessen Mitte ein schlichter Brunnen steht. Der tonnengewölbte Flur im Erdgeschoß des Haupthauses ist mit Stichkappen versehen. Ostseitig schließt das Stiegenhaus mit seiner einfachen Felderdecke an. Es stammt aus dem 17. Jahrhundert, doch sind noch Reste der ursprünglichen Wendeltreppe vorhanden. Auch der große Flur im zweiten Obergeschoß ist mit einer Felderdecke versehen, die durch aufgelegte Leisten gebildet wird. Der schönste Innenraum ist wohl das südwestliche Eckzimmer im zweiten Stock. Es zeigt eine Rokokostuckdecke mit flammenartigem Rocaillestuck. Wenn man die Zahlen, die auf den von Tauben gehaltenen Ölzweigen stehen, addiert, ergibt sich die Jahreszahl 1754. In der Mitte der Stuckdecke befindet sich ein geschweiftes leeres Feld, an den Ecken sind ebenfalls leere Kartuschen zu sehen. Die Renaissancetüren sind nur noch fragmentiert erhalten. Der Raum wird heute als Trauungssaal verwendet.

Lage: Vorarlberg/Rheintal – Röthis, Schlösslestraße

Besichtigung: nach Kontaktaufnahme mit dem Gemeindeamt möglich


Weitere Literatur:


18.01.2013