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Gars/Thunau - Schimmelsprung


Die Ruine Schimmelsprung liegt in einem zur Gemeinde Gars gehörenden Waldgebiet, auf einem 90 Meter hohen und nach drei Seiten fast senkrecht abfallenden Felshügel. Dieser war schon sehr zeitig besiedelt. Bei archäologischen Grabungen in den Jahren 1965 bis 1996 wurde in der Nähe der Burg eine befestigte slawische Höhensiedlung freigelegt, die bis in das 9. Jahrhundert zurückreicht. Im Mittelalter war die damalige Burg Sitz der Herren von Thumbenove (Thunau). Diese waren Ministeriale der Babenberger Markgrafen. Als erster Besitzer ist Heinrich von Thumbenove um 1200 bekannt. Er bezeugte damals für seinen Herrn, Herzog Leopold VI, dessen Kämmerer er war, die Stadtrechte von Zwettl. 1209 scheint er im Stiftungsbrief von Lilienfeld ebenfalls als Zeuge auf. Manche Historiker glauben jedoch, dass die Burg bereits durch Nizzo von Kuenring-Gars-Krems erbaut wurde, auf den dann erst Heinrich von Thunau folgte. Da es auf dem Burggelände keine Überreste jüngerer Bauten gibt, dürfte der Ausbau der Anlage bis zur zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts beendet worden sein. Als um 1390 die Herrschaft Thunau mit jener von Gars vereinigt wurde, verließ man die ungünstiger gelegene Burg Thunau, so dass diese dann langsam in Verfall geriet. 1970 legte ein Erdrutsch auf dem Ruinenareal zahlreiche Tonscherben aus dem 11. und 12. Jahrhundert sowie etliche Tierknochen frei. Erst vor einigen Jahren wurde das Gelände durch eine lokale Interessengruppe gerodet und die noch erhaltenen Mauern freigelegt und gesichert. Mit der Burg sind einige Sagen verbunden, die vom Namen der Anlage ausgehend erzählen, dass der Burgherr in auswegloser Situation mit seinem Lieblingsschimmel in den Abgrund sprang.

Die Burg hatte einen rechteckigen Grundriss von ca. 85 x 25 m. Sie bestand aus der am Gipfel der Felskuppe liegenden Hochburg mit dem ehemaligen Bergfried und dem etwas tiefer gelegenen, doppelt so großen Burghof mit den Wohn- und Wirtschaftsbauten sowie einem länglichen Zwinger. Das Haupttor lag im Süden der relativ flachen Westseite. Es war durch drei tiefe Abschnittsgräben mit dazwischen liegenden Erdwällen sowie einer anschließenden Schildmauer gesichert, da lediglich von hier aus feindliche Angriffe zu erwarten waren. Ein weiteres Tor befand sich an der steilen Nordseite. Wegen der hier befindlichen Felsabstürze war es nur über hölzerne Treppen und Gänge zugänglich. Der Bering des Kernbaues dürfte aus der Zeit um 1200 stammen. Er ist aus kleinteiligen Bruchsteinen aufgeführt, wobei Ausgleichslagen aus einem hellen plattenartigen Stein eingeschoben wurden. In der Westecke des Berings stand seit der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts der Bergfried. Der an die Schildmauer angelehnte Turm hatte eine Seitenlänge von ca. 6,5 m. Von seinen sorgfältig gearbeiteten Quadermauern haben sich noch größere Reste erhalten. Sein Untergeschoß war tonnengewölbt. Am östlichen Rand der Hochburg stand ein weiteres Gebäude. Der am Ostabbruch des Felssporns liegende ehemalige Palas ist der am besten erhaltene Teil der Anlage. Seine bis zu einer Höhe von sieben Metern erhaltenen Außenmauern weisen mehrere Lichtschlitze auf. Er nahm die gesamte östliche Schmalseite des Hofes ein. Seine Grundfläche betrug etwa 20 x 7,5 m.

Lage: Niederösterreich/Waldviertel - oberhalb des Ostendes von Thunau

Besichtigung: jederzeit möglich


Weitere Literatur:


04.01.2013