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Gießhübl - Turmhof


Der spätmittelalterliche Turmhof liegt ca. 2 km nordöstlich von Maria Laach am Jauerling am westlichen Ortsende der kleinen Siedlung Gießhübl. In „Gissubel“ wird um 1424/28 erstmals ein Hof erwähnt. Herzog Ludwig von Bayern übergab ihn 1428 an „Niklaß den Drugkatzen“ als Lehen. 1469 kümmerte sich sein Sohn um eine neuerliche Belehnung. Der Turm wurde aber von einem Vorbesitzer bereits in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts errichtet. 1562 war der Turmhof im Besitz von Oswald von Eitzing. 1653 gehörte er zur nahe gelegenen Herrschaft Zeissing, in deren Urbar er damals aufschien. Bei dieser Gelegenheit wurde er als Edelmannsitz und Meierhof bezeichnet. Später ging der Turmhof in bäuerlichen Privatbesitz über. So wird 1890 Karl Wagesreiter als Eigentümer erwähnt. Als der Turm für Wohnzwecke adaptiert wurde, setzte man die unpassenden großen Fenster ein. Dennoch weist der Turmhof noch ein weitgehend mittelalterliches Aussehen auf. Ab 1922 gehörte er Joseph Zeilinger, dessen Nachkommen ihn heute noch besitzen und bewirtschaften.

Der Bering umschließt ein Ensemble aus mehreren Gebäuden, die zum Teil ruinös, zum Teil aber auch baulich verändert und für eine landwirtschaftliche Nutzung adaptiert wurden. Der wichtigste Bau ist der dreigeschossige quadratische Wohnturm im Osten der Anlage. Sein oberer Bereich wurde später abgetragen, erneuert und mit einem Giebeldach versehen. Im Erdgeschoß kann man im Bruchsteinmauerwerk eine vermauerte Spitzbogenöffnung erkennen, bei der es sich vermutlich nicht um das ehemalige Portal, sondern um einen Überfangbogen für eine ehemalige Fenstergruppe handeln dürfte. Daneben hat sich ein wuchtiger geböschter Stützpfeiler erhalten. An der Südseite des Turmes schließt ein rechteckiger zweigeschossiger Wohnbau an, der aber in jüngerer Zeit zum Teil mit dem alten Material neu aufgebaut wurde. Er wurde erstmals vermutlich zu Beginn des 14. Jahrhunderts errichtet. Die nächste Gebäudegruppe dürfte ebenfalls, zumindest teilweise, eine Wohnfunktion gehabt haben. Im Süden wurde der Bering teilweise abgebrochen. Seine Südwestecke ist jedoch erhalten, so dass man die einstige Ausdehnung des Turmhofes abschätzen kann. Ein zweigeschossiger mittelalterlicher Bau an der Nordfront enthält noch den Kaminmantel einer Rauchküche. Die Gebäude im Westteil des Hofes wurden im 20. Jahrhundert abgerissen und durch einfache Wirtschaftsbauten, wie Ställe und eine Scheune ersetzt. Die Wasserversorgung des Hofes erfolgte über eine hölzerne Röhrenleitung, die von Westen her durch den Bering führte. Ob der Hof durch Gräben oder Wälle befestigt war, ist nicht mehr zu eruieren, da das unmittelbar anschließende Gelände schon lange landwirtschaftlich genutzt wird.

Lage: Niederösterreich/Waldviertel – ca. 2 km nordöstlich von Maria Laach

Besichtigung: nur von außen möglich


Weitere Literatur:


15.12.2012