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Halbturn - Schloss


Das heutige Halbturn ist kein alter Ort. Zwar gibt es einige Funde aus der Römer- und der Awarenzeit sowie sogar die Aufdeckung eines bronzezeitlichen Grabes, doch wurde der erst 1466 erwähnte Ort wie der gesamte Seewinkel durch die Fehden zwischen Friedrich III und Matthias Corvinus sowie durch Pestepidemien und Türkeneinfälle wieder entvölkert. Die Gegend befand sich seit jeher im Besitz der ungarischen Krone. In Ungarn ist der Name Féltorony auch heute noch wesentlich geläufiger als die deutsche Bezeichnung Halbturn. Das Gut wurde zeitweise an ungarische Adelige verpfändet oder verliehen. Als der ungarische König Ludwig II 1526 in den Wirren nach der unglücklichen Schlacht bei Mohacs ums Leben gekommen war, wurden die Habsburger nicht nur die Herren Ungarns sondern auch jene von Halbturn. Der hier befindliche schlossartige Ansitz diente seiner Witwe, der ungarischen Königin und österreichischen Erzherzogin Maria von Habsburg als Witwensitz. Schon damals gehörte Halbturn zur Herrschaft Ungarisch-Altenburg (Mosonmagyarovar). Mit der erfolglosen Belagerung Wiens 1529 war ein zweimaliger Durchzug des türkischen Heeres durch den Seewinkel verbunden, was die völlige Verödung der dortigen Dörfer zur Folge hatte. Die Herrschaftsverwaltung Ungarisch-Altenburg beschloss daher, diese nicht mehr zu besiedeln, umso mehr als ihr der Boden für eine landwirtschaftliche Nutzung als nicht geeignet erschien. Da die Türken 1540 bereits Pest erobert hatten, wurde Pressburg statt Buda zur neuen ungarischen Hauptstadt gewählt. Ab 1540 ließ Maria ein königliches Gestüt hierher verlegen, das sich zuvor in Budapest befand, um die Pferde nicht in die Hände der Türken fallen zu lassen. Kaiser Ferdinand I ließ dieses Gestüt 1548 vergrößern, aber 1553 wegen der hier bestehenden Wolfsplage in das benachbarte Mönchhof verlegen. Auf Betreiben der Äbte von Heiligenkreuz, denen Mönchhof gehörte, wurde das Gestüt 1652 abgesiedelt und nach Prag transferiert.

Das heutige Schloss hatte einen Vorgängerbau an der Stelle des Roten Hofes, doch wurde dieser bei den Türkeneinfällen von 1529 und 1683 zerstört. Erst nachdem die Türkengefahr endgültig gebannt war, konnte sich das damalige Westungarn wieder erholen. Alois Thomas Raimund Graf Harrach ließ ab 1701 das heutige Gebäude als Jagdschloss erbauen. Er war Vizekönig von Neapel und hatte die Herrschaft Ungarisch-Altenburg (Mosonmagyarovar), zu der bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges auch das Gut Halbturn gehörte, als Pfandbesitz inne. Er ließ den weitgehend verödeten Ort neu besiedeln. Das Schloss gilt als Frühwerk des Architekten Johann Lukas von Hildebrandt, obwohl von ihm lediglich ein Brief an den Bauherrn erhalten ist, der auf einen Bauauftrag hinweist. Die lange Bauzeit von 10 Jahren erklärt sich dadurch, dass die Kuruzzen von 1704 bis 1708 den Seewinkel kontrollierten. 1711 war das Schloss äußerlich fertig, doch dauerte die Innenausstattung noch einige Jahre. Im Sommer 1711 hatte sich Lukas von Hildebrandt schriftlich bei seinem Auftraggeber entschuldigt, dass er wegen der herrschenden Pestgefahr nicht nach Halbturn kommen könne und daher die Einrichtung der Prunkzimmer noch warten müsse. Das Schloss stand damals in einer offenen Steppenlandschaft und war weithin sichtbar. 1724 löste Kaiser Karl VI die Pfandschaft wieder ein. Er hielt sich bis zu seinem Tode gerne zur Niederwildjagd hier auf. Auf seine Initiative dürfte die Anlage der Nebenbauten und Wirtschaftshöfe zurückgehen. Das prächtige Gartenparterre als Herzstück des großen Parks wurde in den Jahren 1724 bis 1727 vor der Schauseite des Schlosses, der Gartenfront, angelegt. Das hier seit 1717 wieder untergebrachte kaiserliche Gestüt zählte mehr als 350 Pferde, darunter vorwiegend Lipizzaner. 1740 erkrankte der Kaiser im Schloss vermutlich an einer Pilzvergiftung, worauf er kurz danach in Wien verstarb. In der Folge diente es seiner Gemahlin Elisabeth Christine als Witwensitz.

Kaiser Franz Stephan von Lothringen kaufte Ungarisch-Altenburg mit Halbturn 1764 aus seinem Privatvermögen um die gewaltige Summe von 2,2 Mio. Gulden der ungarischen Krone ab. Kaiserin Maria Theresia ließ das Schloss durch ihren Hofbaumeister Franz Anton Hillebrand umbauen. Sie schenkte die Herrschaft Ungarisch-Altenburg zu der Halbturn weiterhin gehörte 1765 ihrer Tochter Marie Christine zu ihrer Hochzeit mit Herzog Albert Kasimir von Sachsen-Teschen. Damals wurde die Hoffront des Schlosses verändert und auch die Innenausstattung erneuert. Das Schloss wurde in einem neu gegründeten Familien-Fideikommiss eingebracht. Das Paar hatte zwischen 1766 und 1781 das ungarische Statthalteramt inne und lebte im nahen Pressburg. Halbturn diente als gern genutzte Sommerresidenz. Die Ehe blieb kinderlos. Man adoptierte daher den Lieblingsneffen Erzherzog Karl, den Sohn Kaiser Leopolds II, den späteren Sieger von Aspern. 1847 übernahm dessen ältester Sohn, Feldmarschall Erzherzog Albrecht, den Besitz. Er ging als Sieger von Custozza in die österreichische Geschichte ein. Halbturn hatte für ihn lediglich wirtschaftliche Bedeutung. Um den Ertrag zu erhöhen, ließ er das barocke Gartenparterre mit Weinstöcken bepflanzen und teilweise in einen Gemüsegarten verwandeln. Ein Dachbrand führte 1878 zu baulichen Veränderungen, da provisorisch ein flaches Blechdach aufgesetzt wurde, wodurch die Silhouette des Schlosses ungünstig verändert wurde. Außerdem wurde der Mittelrisalit des Schlosses mit einem unförmigen Aufsatz versehen. Da Albrechts einziger Sohn bereits im Kindesalter verstorben war, adoptierte er den Sohn seines Bruders Karl Ferdinand. So gelangte sein beträchtliches Vermögen nach seinem Tod 1895 an Erzherzog Friedrich, dem Oberbefehlshaber der österreichischen Armee im Ersten Weltkrieg. Dieser zählte durch seinen riesigen landwirtschaftlichen Besitz in Österreich, Ungarn und Böhmen zu den reichsten Männern Europas. Er ließ das ursprüngliche Aussehen des Schlosses wiederherstellen und ab 1897 den Schlosspark neu gestalten. Dieser wurde in den Jahren 1904 bis 1907 nach Westen vergrößert und durch Mauern geschützt. Die schmiedeeisernen Parktore sowie eine Pferderennbahn und der heute noch erhaltene erste Tennisplatz der Monarchie gehen ebenfalls auf Erzherzog Friedrich bzw. seine Gattin Isabella zurück. Auch er lebte vorwiegend in Pressburg und benützte Schloss Halbturn gerne als Sommersitz. Zu den von ihm veranstalteten Jagden und Festen lud er immer wieder Gäste aus der europäischen Hocharistokratie ein. Neben Kaiser Franz Joseph waren auch der deutsche Kaiser Wilhelm II und der spanische König Alfons XIII Gäste des Erzherzogs. Der Thronfolger Franz Ferdinand hatte in Halbturn seine spätere Gattin Sophie Chotek kennen gelernt. Bis 1914 waren Schloss und Park bestens gepflegt. Danach wurde es still um den Landsitz, der mit dem Burgenland erst 1921 zu Österreich kam. Auf Grund der Habsburgergesetze durfte der Eigentümer, Erzherzog Friedrich, weder nach Österreich einreisen, noch sein Schloss besuchen. Immerhin durfte er Halbturn behalten, während ihm die Albertina 1919 entschädigungslos enteignet wurde, obwohl sie ebenfalls zu seinem Privatvermögen zählte.

Erzherzog Friedrichs Sohn Erzherzog Albrecht Franz Joseph Carl war von 1936 bis 1955 der nächste Besitzer. In der Zwischenkriegszeit galt er als möglicher Thronprätendent und ungarischer König. Später kam er kaum noch nach Halbturn, da er sich nach dem durch den Zweiten Weltkrieg erfolgten Wegfall seiner ausgedehnten ungarischen Besitzungen vorwiegend in Argentinien aufhielt, wo er 1955 starb. Es stand daher die wirtschaftliche Nutzung im Vordergrund. Unter seiner Herrschaft wurde die Schlosskapelle aufgelassen und die Bibliothek verkauft. Der Haupttrakt diente als Möbelmagazin. 1938 wurde das Schloss von der deutschen Wehrmacht requiriert. Die Hitlerjugend durfte ebenfalls die weitläufige Anlage benutzen und richtete hier ein Wehrertüchtigungslager ein. Von 1940 bis 1942 diente Halbturn als Umsiedlungslager für Rumänien-Deutsche. Um weitere Schäden zu vermeiden, ließ Albrecht 1944 das noch vorhandene Mobiliar des Schlosses auf die Weilburg nach Baden bringen. Nach Ende des Zweiten Weltkrieges dauerte die sowjetische Besetzung bis 1947. Das von russischen Soldaten und der umliegenden Bevölkerung ausgeplünderte Schloss wurde nicht mehr bewohnt. Das zwar unter Denkmalschutz stehende, aber bereits ramponierte Gebäude wurde als landwirtschaftliches Magazin benützt, wodurch 1949 neuerlich ein Brand ausgelöst wurde, der das Hauptgebäude fast völlig zerstörte. Lediglich der Mitteltrakt mit dem Maulbertsch-Deckenfresko konnte gerettet werden. Ansonsten blieben nur mehr die Außenmauern stehen. 1955 erbte Albrechts Neffe, Paul Freiherr von Waldbott-Bassenheim, den Besitz. Zu diesem Zeitpunkt befand sich der Gutsbetrieb in einem sehr schlechten Zustand, so dass etliche Liegenschaften verkauft werden mussten, um eine Sanierung zu ermöglichen. 1961 wurde der Schlossruine wieder ein stabiles Dach aufgesetzt, wodurch der weitere Verfall gestoppt werden konnte. Die Neueindeckung erfolgte nach einem Ölgemälde aus der Mitte des 18. Jahrhunderts, das die ursprüngliche Dachform zeigte. In den Jahren 1972 bis 1974 gelang es, das Schloss in vereinfachter Form wiederherzustellen. Die Kosten teilten sich die Republik Österreich und das Land Burgenland. Man verzichtete jedoch auf eine Sanierung des Obergeschosses, dessen ruinöser Zustand erhalten blieb. Vorübergehend war das Schloss von der burgenländischen Landesregierung gepachtet. Das Gut wird nach wie vor landwirtschaftlich genutzt, u. a. durch eine bedeutende Weinkellerei. 2000 adoptierte Baron Paul Waldbott-Bassenheim seinen Neffen Markus Graf zu Königsegg-Aulendorf, der mittlerweile das Halbturner Weingut führt. Bewohnt wird der repräsentativ ausgebaute Rote Hof. Das Schloss selbst ist unbewohnt und dient ausschließlich kulturellen Zwecken. Hier finden seit 1974 in den Sommermonaten große Sonderausstellungen statt. Für 2013 ist die Ausstellung „Gold des Nordens“ geplant, die sich mit dem Bernstein und der Bernsteinstraße befassen wird. Im Festsaal werden gelegentlich Konzerte abgehalten. Die Räume können für Seminare, Tagungen und Empfänge gemietet werden.

Schloss Halbturn ist der bedeutendste barocke Profanbau des Burgenlandes. Es liegt auf einer kleinen Anhöhe nördlich des gleichnamigen Dorfes und ist von einem ausgedehnten Park mit altem Baumbestand umgeben. Das Schloss ist eine lang gestreckte hufeisenförmige Anlage mit drei hintereinander liegenden Höfen, die von eingeschossigen ehemaligen Wirtschaftsgebäuden begrenzt sind. Im Süden wird sie durch den quer liegenden Hauptbau abgeschlossen. Dieser ist einflügelig und zweigeschossig, wobei sich die Repräsentationsräume, wie bei Garten- und Jagdschlösser oft üblich, im Erdgeschoß befanden. Das Schloss besteht aus einem hohen Erd- und einem niedrigeren Obergeschoß. Auf die Wiederherstellung des ehemaligen Dachgeschosses mit seinen Mansardenfenstern wurde bei der letzten Restaurierung verzichtet. Die beiden Fronten des Hauptgebäudes sind weitgehend identisch, doch ist die Hoffassade etwas reicher gestaltet als die Gartenfront. Die Schauseiten weisen je 17 Fensterachsen auf. Der Bau besteht aus zwei vierachsigen, fast quadratischen Eckpavillons, zwei dazwischen liegenden dreiachsigen, etwas zurückgesetzten Verbindungsbauten und dem dreiachsigen, wieder vorgezogenen Mittelrisalit, der von einem geschwungenen und gespitzten Giebel gekrönt wird. In den beiden Giebelfeldern prangt je ein plastischer kaiserlicher Doppeladler, der auf die Rücknahme der Herrschaft durch Kaiser Karl VI hinweist. Darüber sitzen zwei weibliche allegorische Figuren. Der Mittelrisalit und die beiden anschließenden Fronten der Verbindungsbauten werden durch ionische Riesenpilaster optisch hervorgehoben. Die rhythmisch gegliederte Konsolreihe unter dem Traufgesims wiederholt sich in den geraden Fensterverdachungen des Erdgeschosses. Die Eckquaderung der Seitenrisalite ist abwechselnd diamantiert. Hofseitig betont ein angedeuteter Rundbogen das Mittelportal, vor dem eine von mächtigen dreiarmigen schmiedeeisernern Laternen flankierte flache Treppe liegt. In neuerer Zeit wurden in die pyramidenartigen Zeltdächer der Eckbauten Mezzaningeschosse eingebaut

Man betritt das Schloss durch ein hohes hofseitiges Vestibül, dessen Decke als Tonnengewölbe mit spitzen Stichkappen über den Fenstern ausgebildet ist. Die Wände sind durch toskanische Pilaster gegliedert. Die Stukkaturen des Vestibüls stammten wie jene der Fassaden von Michael Karl Köller und Matthias André, sind aber zum Großteil nicht erhalten geblieben. Herzstück des Schlosses ist der dahinter liegende, große Festsaal. Er ist ein zweigeschossiger rechteckiger Raum. Je eine Türe, zwei Fenster und drei Ochsenaugen sind gegen das Vestibül und den Garten gerichtet. Diese Oculi sind typisch für die Bauten Hildebrandts. An den Längswänden stehen offene Kamine zwischen je zwei Doppelflügeltüren. Über den Kaminen und Türen sowie entlang dem Gesims sind dekorative Wandmalereien in Grisailletechnik zu sehen, die Rocaillen und Blütenranken darstellen. Der flache Deckenspiegel zeigt das in zarten Pastelltönen gehaltene Fresko „Allegorie der Zeit und des Lichtes“. Man erkennt Apollo im Sonnenwagen, sowie u. a. die Göttinnen und Götter Aurora, Chronos, Gaia, Diana und Flora. Das Deckengemälde ist ein Hauptwerk von Franz Anton Maulbertsch. Der Maler Josef Winterhalder wird als Gehilfe erwähnt. Vermutlich schuf er die Randfiguren. Das Deckengemälde wurde 1764/65 im Auftrag der Kaiserin Maria Theresia geschaffen und war als zusätzliches Hochzeitsgeschenk für ihre Lieblingstochter Erzherzogin Maria Christine gedacht. Die Pilaster, Kartuschen und Supraporten des Saales sind als gemalte Scheinarchitektur ausgeführt. Die einst reiche Möblierung des Schlosses ist spätestens beim Brand von 1949 verloren gegangen, soferne sie nicht in die Weilburg gebracht wurde, wo sie ebenfalls vernichtet wurde. Auch die Raumaufteilung des Wohnschlosses – mit Ausnahme des Mitteltraktes – wurde nach dem letzten Brand verändert, um große, museal nutzbare Flächen zu erhalten. Aus dem gleichen Grund wurden die Fenster der Seitentrakte vermauert. Dies war ursprünglich als Provisorium gedacht, doch behielt man die Verschalungen der Fenster bis heute bei. Die Innenräume eignen sich nunmehr besonders gut zur Präsentierung von Wandteppichen und Großgemälden. Es gibt jedoch keine Prunkräume mehr.

An die Nordseite des Hauptgebäudes schließen drei hintereinander liegende Höfe an. Der erste Hof ist als herrschaftlicher Ehrenhof ausgebildet. Sein Zugang erfolgt durch zwei schmiedeeiserne Gittertore neben dem Schloss und nicht wie üblich gegenüber dem Schlossportal. Auf den Torpfeilern sitzen gekrönte Adler. Die Längsseiten des Hofes werden von zwei eingeschossigen Gebäuden gebildet, die durch je eine mit Putti und Sandsteinvasen verzierte Mauer mit dem Schloss verbunden sind. Sie tragen wie das Hauptgebäude Mansardendächer. Im westlichen Nebentrakt, dem sog. Knappenstock, waren die Gästezimmer untergebracht, während der gegenüberliegende Bau dem Küchenbetrieb diente. Er war durch einen unterirdischen Gang mit dem Hauptgebäude verbunden, um die Speisen rasch und „unsichtbar“ ins Schloss bringen zu können. Das Knappenstöckl beherbergt heute ein Restaurant. Im ehemaligen Küchentrakt ist eine Vinothek eingerichtet. Eine zierliche Mauer mit einem reich gegliederten Gitterportal trennt den Ehrenhof vom anschließenden Wirtschaftsbereich. Hier liegen die beiden Wirtschaftshöfe, die schon anfangs des 18. Jahrhunderts ein Gestüt beherbergten. Sie waren ursprünglich durch einen, auf Hildebrandt zurückgehenden, Durchgangspavillon getrennt, doch ist dieser späteren Umbauten weitgehend zum Opfer gefallen, so dass von ihm nur mehr kurze Stummeln übrig blieben. Im 19. Jahrhundert entstand hier der sog. Uhrentrakt, der später als Verwaltungsgebäude diente. Er war ursprünglich als barocke Winterreitschule konzipiert, brannte 1942 durch einen Kaminbrand ab und wurde nicht mehr erneuert. In der Mitte des zweiten Hofes steht ein barockisierender Brunnen vom Ende des 19. Jahrhunderts. In den seitlichen Längstrakten des zweiten Hofes waren ursprünglich Stallungen für 136 Pferde und Remisen untergebracht. Heute beherbergen sie vor allem die Schlosskellerei. Im dritten Hof lagen die Gesindewohnungen. Dieser halbrunde Hof hat zu Vermutungen Anlass gegeben, dass hier einst der namensgebende „halbe Turm“ gestanden haben könnte. Vor der Gartenfront des Schlosses erstreckte sich ein großes, in drei Terrainstufen abfallendes barockes Gartenparterre, das einst zu einem kunstvoll angelegten barocken Ziergartens gehörte. Es ist mit dem Schloss durch eine breite doppelläufige Freitreppe verbunden. Heute ist es ein Teil des großen Landschaftsparks, der bis 1914 unter Erzherzog Friedrich durch den Schönbrunner Gartendirektor Anton Umlauft und dem Obergärtner Johann Orban neu gestaltet wurde. Der Halbturner Schlosspark ist die letzte im heutigen Österreich angelegte Gartenanlage im englischen Landschaftsstil. Er enthält heute noch über 90 verschiedene Baum- und Straucharten. Gegenüber dem Parkeingang liegt der „Rote Hof“. Hier befand sich vermutlich im 17. Jahrhundert der Vorgängerbau des Schlosses, der aber 1683 von den Türken zerstört wurde. Er wurde im 19. Jahrhundert unter Verwendung erhaltener Teile in barockisierenden Formen erneuert. Ab 1903 wohnten hier Beamte und Bedienstete des Gutes. Der langgestreckte Dreiflügelbau ist heute eine große schlossartig ausgebaute Anlage, die den Eigentümern von Schloss Halbturn als Wohnung dient. Im zweiachsigen giebelgekrönten Mittelrisalit befindet sich eine Durchfahrt in den ehemaligen Gemüsegarten.

Lage: Burgenland/Nordburgenland – ca. 14 km südöstlich von Neusiedl am See

Besichtigung: Der Park ist ganzjährig geöffnet. Das Schloss kann während der Sonderausstellungen vom 19. April bis 27. Oktober 2013 (Di – So+Fei 10.00 – 18.00) besichtigt werden.

Sonstiges: Adventmarkt: 1., 2., 8., 9., 15. u. 16. Dezember 2012 von 13.00 – 19.00

Homepage: www.schlosshalbturn.com


Weitere Literatur:


21.11.2012