ARCHIV


Gefährdete Objekte

Schlosshotels

Personenverzeichnis






Neuburg


Auf dem heutigen Ruinengelände oder in unmittelbarer Nähe davon befand sich zur Römerzeit die Poststation Clunia. In einer am Reichstag zu Ulm ausgestellten Schenkungsurkunde des Herzogs Welf VI findet man 1152 erstmals einen Hinweis auf eine bestehende Burg. Unter den Zeugen werden ein Adelbero de Nuenburc und sein Bruder Ciso genannt. Ob es einen Vorläufer der „Neuen Burg“, also eine ältere Burg gegeben hat, ist heute nicht mehr zu eruieren. Die Fehde zwischen den Pfalzgrafen von Tübingen und den Welfenherzogen musste durch Kaiser Friedrich I Barbarossa 1166 beendet werden. Hugo von Tübingen blieb die Wahl zwischen einem Landesverweis oder einem Kniefall vor Herzog Welf VII. Er entschied sich für das letztere. Der Herzog ließ ihn gefangen nehmen und auf der Neuburg festsetzen. Da Welf VII bereits 1167 starb, kam er aber nach eineinhalbjähriger Haft wieder frei. Die Neuburg fiel an den Kaiser. Dieser belehnte mit ihr 1240 die Ritter Thumb, die zu seinen Ministerialen zählten. Nach dem Aussterben des hohenstaufischen Kaiserhauses 1254 wurde die Neuburg eine reichsunmittelbare Herrschaft. Nachfolger der Pfalzgrafen von Tübingen wurden in Vorarlberg die Grafen von Montfort-Feldkirch. Diese versuchten weiterhin die Neuburg in ihren Besitz zu bringen, da sie inmitten ihres Herrschaftsgebietes lag. Der endlosen Streitereien müde geworden, verkauften die Ritter Thumb die kleine Herrschaft 1363 an Herzog Rudolf IV von Österreich und seine Brüder. Für die Habsburger war die Neuburg ihr erster Besitz in Vorarlberg. Sie bauten die Burg zu einer Landesfestung aus und unterhielten hier eine ständige Garnison.

Unter den Burgvögten, die die Habsburger einsetzten, befand sich auch der Minnesänger Graf Hugo III von Bregenz-Pfannenberg. Zwar wurde die Herrschaft öfters verpfändet, nicht aber die Burg, was auf ihre strategische Bedeutung hinweist. Es war allerdings nicht zu vermeiden, dass sie 1407 durch die Appenzeller eingenommen und 1647 von den Schweden besetzt wurde. In beiden Fällen kam es aber zu keinen größeren Schäden. Danach diente die Neuburg wieder als Garnison und Zeughaus für das österreichische Militär. Zeitweise hatte die Besatzung eine Stärke von ca. 90 Mann. Als 1636 im Auftrag der Erzherzogin Claudia der Kanzler von Tirol, Dr. Wilhelm Biener, zur Inspektion auf die Burg kam, wurde er vom Burghauptmann nicht erkannt. Er hielt ihn für einen Spion, ließ ihn verhaften und vorübergehend einsperren. Die technische Entwicklung des Heerwesens und die Veränderungen in der Kriegsführung führten dazu, dass zur Zeit der Kaiserin Maria Theresia die bestehenden Festungen in Österreich ihre Schutzfunktion nicht mehr erfüllen konnten und daher aufgegeben wurden. 1744 hatte man die Besatzung der Neuburg nach Bregenz verlegt. Danach diente diese nur mehr als Staatsgefängnis. 1767 wurde die längst verlassene Burg versteigert. Die neuen Besitzer ließen alles Brauchbare verkaufen und die Mauern weitgehend als Steinbruch verwenden. Ernsthafte Restaurierungsarbeiten setzten erst in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts durch die Gemeinde Koblach ein, der die Ruine mittlerweile gehört. Sie wurden 1993 durch Bauzeitanalysen und 1994 durch dendrochronologische Untersuchungen ergänzt.

Die Neuburg stand einst auf einem talbeherrschenden, frei im Rheintal stehenden Inselberg und war weithin sichtbar. Die heutige Ruine liegt nur unweit der Rheintalautobahn und ist nach den Renovierungen der 80er und 90er-Jahre wieder völlig verwachsen. Die Anlage war ursprünglich sehr klein. Zur zweitgrößten Vorarlberger Burg (nach Alt-Ems) wurde sie erst unter den Habsburgern, nachdem bereits die Ritter Thumb einige Bauten hinzugefügt hatten. Der unregelmäßige Grundriss des Burggeländes ist jenem des Burgberges angepasst. Von dem einst großartigen Ensemble sind noch die Hochburg mit dem Bergfried, dem Palas sowie einige Rondelle, die Ringmauer und sechs Tore erkennbar. Die bis zu drei Stock hohen Mauerreste von Bergfried und Palas sind besonders beeindruckend. Auch der Bering ist gut erhalten. Ältester Teil ist der Bergfried. Er ist ca. 13 m lang und 9 m breit. Auf Grund seiner geringen Mauerstärke von 1,4 m kann er auch nicht besonders hoch gewesen sein. Manche Lokalhistoriker vermuten daher, dass er gar keine Wehrfunktion hatte, sondern lediglich als Wohnturm gedient haben könnte. Er dürfte bereits in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts erbaut worden sein. Der Palas stammt aus einer späteren Bauperiode. Er wurde vermutlich von der Familie Thumb errichtet. In seinem zweiten Obergeschoß war er an drei Seiten von einem hölzernen Wehrgang umgeben. An der Nordseite gab es hier einen weiteren hölzernen Gang, der zum Bergfried führte. Der Zugang zur Burg erfolgte von Süden her durch einen nur mehr in geringen Resten erhaltenen Torzwinger. Hinter dem Tor lag eine aus dem Fels gehauene Zisterne. Im 15. Jahrhundert wurden im Süden und Osten drei mit Geschützscharten versehene Rondelle angelegt

Lage: Vorarlberg/Rheintal – bei Götzis an der nach Feldkirch führenden Autobahn

Besichtigung: jederzeit möglich


Weitere Literatur:


17.11.2012