Gegen Ende des 14. oder Anfang des 15. Jahrhunderts wurde in der Südwestecke der Oberstadt, aber mit einem Abstand zur Stadtmauer, ein dreigeschossiges Herrenhaus errichtet, von dem der Bauherr nicht bekannt ist. 1539 gehörte es Hans von Wolfurt. Nachdem es 1647 von den Schweden bei der Einnahme von Bregenz beschädigt worden war, kaufte es 1660 Johann Albert von Deuring. Er ließ den Ansitz bis 1702 wesentlich vergrößern, wobei der freie Bereich zwischen Herrenhaus und Stadtmauer verbaut wurde. Der Geschützturm, der bisher die Südwestecke der Stadtmauer sicherte, wurde aufgestockt, mit einer Zwiebelhaube versehen und in den Bau einbezogen. 1698 erfolgte ein Anbau an der Südostseite und 1702 der Neubau des „Torkels“ im Osten. Bei der Familie Deuring handelte es sich um reiche Holzhändler aus Bregenz, die 1621 in den rittermäßigen Adelsstand erhoben wurden. Das Schlössle blieb bis 1801 im Besitz der Familie. Damals starb Freiherr Felix Thaddäus Rüpplein von und zu Keffikon. Er war mit der Erbtochter der Familie Deuring verheiratet. Der Ansitz wurde an den Landvogt und Kreishauptmann Johann Jakob von Vicari verkauft. Zwanzig Jahre später erwarb der k. k. Rentmeister Christoph Anton Kayser den Besitz. Er richtete hier die Rentamtskanzlei ein. Nach seinem Tod erbte ihn der Schweizer Architekt Johann Anton von Tscharner-Merhart. 1915 wurde das Innere im Stil des Historismus neu eingerichtet. 1927 erfolgte der Ausbau des Obergeschosses des ehemaligen Torkels in ein Künstleratelier, den sog. Rittersaal . Zuletzt wurde das Deuring-Schlössle 1989 an Ernst und Heino Huber aus Bregenz verkauft, die es in den folgenden zehn Jahren im Inneren modernisieren ließen und es seither als gehobenes Hotel-Restaurant nützen.
Gemeinsam mit dem Martinsturm bestimmt das Deuring-Schlössle die Silhouette der Oberstadt von Bregenz. Obwohl es mehrfach umgebaut wurde, hat es sein historisches Aussehen behalten. Unterhalb des barocken Stadtschlosses sind noch die mächtigen Bastionen der Stadtmauer zu sehen. Dominierend ist der runde Eckturm, der im 17. Jahrhundert achteckig aufgestockt wurde. Seine etwas überdimensionierte Zwiebelhaube weist ihn als Werk der Barockzeit aus. An ihn schließt im Nordwesten der dreigeschossige Hauptbau aus dem 14./15. Jahrhundert an. Er erhielt beim Umbau durch die Familie Deuring ein Satteldach. Der Vorbau an der Nordwestfront markiert die Lage der einstigen Schlosskapelle, die später abgebrochen wurde. An der Südostseite springt ein ebenfalls dreigeschossiger, aber schmälerer Nebentrakt vor. Im Erdgeschoß ist das sog. Albertus-Loch, ein Stadtmauerdurchbruch, der auf Johann Albrecht von Deuring zurückgeht, zu erkennen. Angeblich wollte der Bauherr damit den Weg von seinem Schlösschen zur Pfarrkirche verkürzen. Die beiden Hoffassaden zeigen gekuppelte Fenster mit Sandsteingewänden und malerischen Umrahmungen. Letztere stammten aus der Zeit um 1600. Sie wurden erst 1989 freigelegt. Die unter den Fenstern des zweiten Obergeschosses angebrachten Allianzwappen gehen auf Jakob von Wolfurt zurück, der damit seine adelige Abstammung dokumentieren wollte. Sie wurden um 1610 angebracht. Die Räume der Beletage liegen wie üblich im ersten Stock. Hier befindet sich heute das geschmackvoll eingerichtete Restaurant. Es ist von der großen Eingangshalle aus über eine historisierende Holztreppe zugänglich.
Lage: Vorarlberg/Bodensee
Ort/Adresse: 6900 Bregenz, Ehregutaplatz 3 - 4
Besichtigung: nur im Rahmen des Hotelbetriebes möglich
Homepage: www.deuring-schloessle.at
Weitere Literatur:
28.10.2012