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Landhaus - Klagenfurt


Der damalige Markt Klagenfurt wurde noch vor der Mitte des 13. Jahrhunderts durch eine Verlegung der bisherigen Siedlung an die heutige Stelle neu gegründet. Schon damals wurde eine Burg durch die Herzoge von Kärnten angelegt. Ab 1258 werden Kastellane oder Burghüter angestellt. Die Burg dürfte aber keine allzu große Bedeutung gehabt haben, da die Spanheimer weiterhin in St. Veit residierten. Auch die habsburgischen Landesfürsten hielten sich nur selten in Klagenfurt auf. In einer Urkunde des Herzogs Ulrich III von 1268 wird die Burg erstmals genannt. 1489 schenkte der Kaiser die Burg der Klagenfurter Bürgerschaft. Zuvor hatte er eine weitere landesfürstliche Burg errichten lassen. Zwischen 1514 und 1561 wurde die Stadt Klagenfurt durch sieben große Brände mehr oder weniger vernichtet. 1518 schenkte Kaiser Maximilian I die abgebrannte Stadt mit der ebenfalls schwer beschädigten zweiten landesfürstlichen Burg den Kärntner Landständen, die ihn entgegen dem Willen der Bevölkerung darum gebeten hatten. Diese bauten die Stadt wieder auf und verlegten Hoftaiding, Münze sowie Gerichtsbarkeit von St. Veit nach Klagenfurt, so dass dieses zur Landeshauptstadt wurde. Diese Vorgangsweise ist im ganzen deutschen Sprachraum einmalig. Maximilian hatte aber von den Landständen verlangt, jederzeit in der alten Stadtburg wohnen zu können. Außerdem bestand er auf der Errichtung eines Zeughauses. Die bereits 1252 urkundlich erwähnte Wasserburg war zwar 1518 erneuert worden, fiel aber dem Stadtbrand von 1535 zum Opfer. Sie lag knapp westlich des späteren Landhauses.

Dieses ist seither das wichtigste profane und kulturhistorische Gebäude der Stadt. Bauherren waren die Kärntner Landstände. Der üblicherweise dreimal im Jahr einberufene Landtag setzte sich zusammen aus dem Adel, der hohen Geistlichkeit und den Vertretern von 11 Städten und 21 Märkten, wobei der vorwiegend protestantische Adel meist dominierte. Die Landstände bildeten das politische Gegengewicht zu den katholischen habsburgischen Landesfürsten. Die Landstände fassten 1574 den Beschluss eine neue Stadtburg zu bauen, in die auch das neue Zeughaus integriert werden sollte. Diese Renaissance-Burg wurde bereits 1586 als Landhaus bezeichnet. Zwischen 1574 und 1580 leitete Hans Freymann, ein ehemaliger Tischler, die Arbeiten. Er hatte es inzwischen bis zum obersten Zeugmeister gebracht. Auf ihn geht der Nordtrakt mit dem Turm zurück. Der Baufortschritt zog sich aber in die Länge, da die knappen Mittel in erster Linie zum Ausbau der Stadtmauer verwendet werden mussten. Damals war mit einem türkischen Einfall durchaus zu rechnen. Um Kosten zu sparen wurde auch auf die Errichtung einer neuen landesfürstlichen Burg verzichtet. 1580 erwarben die Landstände das benachbarte sog. Paradeiserhaus, das mit dem Landhaus seitdem ein städtebauliches Ensemble bildete und als Wohnung des Burggrafen diente. Auch die Kanzlei und das Archiv waren kurzzeitig hier untergebracht. Schon im Dezember des gleichen Jahres war das Landhaus bereits soweit fertiggestellt, dass hier erstmals der Landtag abgehalten werden konnte. Von 1581 bis 1587 war Johann Anton Verda als Bauführer tätig. Er stammte aus Gandria am Luganer See. Beim Bau des Grazer Landhauses war er noch als Steinmetz beschäftigt. In Klagenfurt nannte er sich bereits Architekt. Man sieht, wie rasch ein guter Handwerker in der baufreudigen Renaissancezeit Karriere machen konnte. Auch in Seckau und Straßburg hatte er seine Spuren hinterlassen. Verda gab dem Landhaus seine heutige hufeisenförmige Gestalt, indem er den Südflügel schuf und den Arkadengang im Westflügel vorbaute.

Als 1578 der große Saal baulich fertiggestellt war, wurde der Maler Anton Blumenthal mit der malerischen Gestaltung der Wände und der Decke beauftragt. Er schuf bis 1586 47 lebensgroße Porträts der Kärntner Landesfürsten. Acht Jahre später schmückte er die Hofwände mit Fresken. Von seinen hiesigen Werken hat sich leider nichts erhalten. Die farbenfrohen Fassadenfresken dürften schon beim Brand von 1636 zerstört worden sein. Die Steinmetzarbeiten, für die hauptsächlich Chloritschiefer vom Kreuzbergl herangezogen wurden, führten Johann Baptist und Philibert Wernersconi aus. 1588 war der Bau des Landhauses weitgehend vollendet. Nachdem Verda von seinen Auftraggebern immer wieder scharf kritisiert worden war, kündigte er 1587 seinen Dienst bei den Landständen. Die Oberleitung der Bauarbeiten wurde nun Christoph Windisch und Ulrich Vogelsang übertragen. Vogelsang schuf auch den Lindwurm, das Kärntner Wappentier, auf dem Neuen Platz. 1594 wurde noch das Tor des Landhaushofes zwischen dem Landhaus und dem benachbarten Gasthof „Zur goldenen Gans“ errichtet. Mittlerweile war auch die Stadtbefestigung vollendet worden und Klagenfurt ständige Residenz des Landesherrn geworden. 1591 hatte man eine Kärntner Landtafel aufgestellt, wodurch der Personenkreis der Landstände neu definiert und vergrößert wurde. Das Landhaus diente nicht nur als Versammlungsort der Stände sondern auch dem Landschrannengericht für seine Prozesse. In den Repräsentationsräumen wurden wichtige Zeremonien abgehalten. So fand 1597 nach der Erbhuldigung des Erzherzogs Ferdinand II ein großes Bankett statt. Auch ständische Tanzveranstaltungen und Hochzeiten wurden hier abgehalten. Das Landhaus dürfte dennoch etwas zu groß geraten sein, denn kurz nach seiner Fertigstellung wurden Teile davon als Lagerräume und Geschäftslokale vermietet. Die Blütezeit des Landhauses war mit der einsetzenden Gegenreformation bereits wieder vorbei, da große Teile des Adels um 1628 als Protestanten das Land verlassen mussten. Danach setzte sich der Zentralismus im Habsburgerreich durch, so dass sich die Tätigkeit des Landtages bald nur mehr auf das Bestätigen landesfürstlicher Verordnungen beschränkte. Bereits 1622 hatte Kaiser Ferdinand II den Kärntner Landständen das Münzrecht entzogen. Die um 1530 von St. Veit ins neue Landhaus verlegte Münze musste geschlossen werden.

Bei den großen Stadtbränden der Jahre 1636 und 1723 wurde auch das Landhaus schwer beschädigt. In den Jahren danach erfolgte der spätbarocke Ausbau des Gebäudes. Sowohl die Süd- als auch die Westfront wurde neu fassadiert. Aus dieser Zeit stammen die Riesenpilaster sowie die stuckverzierten Umrahmungen der Fenster. 1735 wurde der Kärntner Maler Ferdinand Fromiller mit der Neuausmalung des Großen Wappensaales beauftragt, da Blumenthals Fresken beim Brand weitgehend zerstört worden waren. Außerdem hielt man in der Barockzeit Renaissancefresken als unmodern. Bis 1848 musste jeder neu aufgenommene Landstand sein Wappen auf eigene Kosten anbringen lassen. Im späten 18. Jahrhundert wurden hier rauschende Feste gefeiert. 1783 fand eine Ball anlässlich des Besuches der Herzogin Amalia von Parma und 1786 ein solcher zu Ehren des Erzherzogs Ferdinand von Mailand statt. Während der Napoleonischen Kriege mussten die Waffen des ständischen Zeughauses abgeliefert werden, doch wurden hier später Waffen der Landwehr gelagert. Als Klagenfurt 1809 von französischen Truppen besetzt wurde, diente das Landhaus als Lazarett. 1843 wurde der Landhausgarten, in dem zuletzt nur mehr Gemüse gepflanzt wurde, in einen öffentlichen Park umgewandelt, wobei die Begrenzungsmauern entfernt wurden. Im 19. Jahrhundert dienten etliche Räume des Landhauses verschiedenen Museen als Ausstellungsfläche. 1883 zogen diese in das Kärntner Landesmuseum, das Rudolfinum, um. Im Erdgeschoß war von 1896 bis 1899 die neu gegründete Kärntner Landeshypothekenbank untergebracht. 1914 befanden sich im Landhaus neben den Büroräumen des Landtages auch die Kanzleien des Landesbauamtes, der Landesbuchhaltung und der Landeskassa. 1940 wurde nach einem entsprechenden Umbau das Landhaus Sitz der Gauleitung von Kärnten. Nach Ende des Zweiten Weltkrieges wurde es von der britischen Besatzungsmacht beschlagnahmt, so dass der Kärntner Landtag erst 1948 wieder in seinem Sitzungssaal tagen konnte. Zwischen 1964 und 1976 fand eine umfassende Restaurierung des Gebäudes statt, die sich auch auf die Innenräume erstreckte. Das Landhaus ist nach wie vor Sitz des Kärntner Landtags. In den kleineren historischen Räumen haben die Parteien ihre Büros. Die großen Säle können in den Sommermonaten besichtigt werden. Fallweise finden in ihnen Konzerte statt. Im ersten Stock hat sich seit 2003 die Landhaus-Galerie etabliert. Das Erdgeschoß und der Keller werden zum Teil durch ein Restaurant genutzt.

Das Landhaus war zwar ursprünglich als Burg geplant, doch zeigt es sich heute als typisches Stadtschloss der Renaissancezeit. Bemerkenswerterweise hat sich sein Aussehen in den vergangenen 400 Jahren nur unwesentlich verändert. Es konnte seine ungewöhnliche Silhouette bis heute weitgehend behalten. Die Innenausstattung hingegen wurde in dieser Zeit mehrfach erneuert bzw. modernisiert. Der Grundriss des Gebäudes ist hufeisenförmig. Die dreigeschossigen, bis zu 19 Fensterachsen langen Gebäudeflügel sind seit 1735 über dem gerillten Erdgeschoß durch Pilaster gegliedert. Der Südflügel ist fast doppelt so lang wie der Nordflügel und wesentlich breiter. Von den zwei Rustikaportalen an der Westseite wurde das südliche später vermauert. Das nordseitige führt durch eine kreuzgratgewölbte Halle in den großen, stadtseitig offenen Hof. Es wird von Pilastern gerahmt. Sie tragen einen angedeuteten Sprenggiebel. Über dem Tor ist das Kärntner Wappen angebracht. Während die barockisierten Außenfassaden eher einfallslos gehalten sind, beeindruckt die Innenseite, des Hofes durch ihre Gestaltung. Hier kommt der Renaissance-Charakter der Anlage am besten zur Geltung. An der Nord- und der Südseite führen breite Freitreppen zum Arkadengang und zum Großen Wappensaal. Der siebenjochige Arkadengang ist zweigeschossig. Pfeiler aus Chloritschiefer tragen die Gewölbe des Untergeschosses, während das Obergeschoß von toskanischen Säulen abgestützt wird. Den Treppen sind zwei schlanke siebengeschossige Türme vorgelagert. Ihre Untergeschosse sind durch Rundbögen zum Hof hin geöffnet. Im oberen Bereich werden die Turmkanten durch aufgeputzte Diamantquader betont. Die kupfernen Zwiebelhelme und Laternen wurden erst in der Barockzeit aufgesetzt. Der Südturm trägt eine Uhr sowie einen offenen Umgang. Seine beiden Glocken stammen aus dem Jahr 1714. Die Südseite des Nordturmes ist mit dem modernen Sgraffito einer Sonnenuhr geschmückt. Die Türme sind keine Treppentürme. Sie sind auch ungewöhnlich hoch, so dass sie eher als Machtsymbole der protestantischen Landstände zu verstehen sind. Das Untergeschoß der Westhälfte des Südtraktes wurde noch unter Verda als Zeughaus bestimmt. Hier wurden Kanonen, Munition und Salpeter aufbewahrt. An Stelle des im 19. Jahrhundert abgebrochenen Löwenbrunnen steht im Landhaushof der 1853 von Christoph Cragnolino geschaffene Obeliskbrunnen. Wie schon sein Name sagt, ragt über dem rotmarmornen muschelartigen Brunnenbecken ein kleiner gedrungener Obelisk empor. Ein interessantes Detail ist eine kleine dreistufige Steintreppe, die anscheinend zwecklos im Hof steht, doch ermöglichte sie einst den adeligen Delegierten das bequeme Besteigen ihrer Pferde und Kutschen. Überraschenderweise gab es im Klagenfurter Landhaus nie eine Kapelle. Die ständischen Gottesdienste fanden ab 1639 in der nahe gelegenen Heiligengeistkirche statt.

Das Erdgeschoß ist kreuzgrat- und stichkappentonnenartig gewölbt. Lediglich der Nordtrakt ist unterkellert. In der Mitte des Nordtraktes liegt ein großer Raum, bei dem es sich um die einstige Landhausküche handelt. Er gehört heute zum Landhauskeller. Im ersten Stock des Westtraktes liegt der Große Wappensaal, der repräsentativste Raum des Gebäudes. Mit seiner Höhe von fast 9 Metern nimmt er die beiden Obergeschosse ein. Seine Grundfläche beträgt 23 x 13 m. Seitdem seine Decke und die Wände in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts durch Josef Ferdinand Fromiller mit Fresken geschmückt wurden, hat man noch einzelne Wappen bis 1919 ergänzt. Das Deckenbild, das die Erbhuldigung Kaiser Karls VI vom 22. August 1728 im Klagenfurter Rosenberg-Palais zeigt, wird von einer perspektivisch gestalteten Scheinarchitektur eingefasst. In den gemalten Ecknischen erkennt man die für Kärnten besonders bedeutenden Habsburgerkaiser Matthias I, Ferdinand II, Ferdinand III und Ferdinand IV. An der Nordwand stellt ein mit 1740 datiertes Fresko die Einsetzung des Kärntner Herzogs am Fürstenstein bei Karnburg dar. Das Gegenstück an der Südwand beinhaltet die Übergabe der Schenkungsurkunde der Stadt Klagenfurt durch Maximilian I an die Kärntner Stände. Die übrigen Wandflächen sind mit 650 Wappen bedeckt, wobei sich an den Längsseiten die Wappen der Kärntner Adeligen und Ritter befinden. 19 Wappenfelder sind leer, da man in der Barockzeit die Wappen dieser Familien nicht mehr feststellen konnte. Im linken Teil der Südseite sind die Wappen der geistlichen Landstände und rechts davon jene der Landeshauptleute angebracht. Das letzte stammt von Leopold von Aichelburg-Labia, der dieses Amt von 1909 bis 1918 ausübte. An der Nordseite sind links die Wappen der Landesvizedome (Verwalter der landesfürstlichen Güter) und rechts die der Landesverweser, also die Stellvertreter des Landeshauptmannes zu sehen. Beide Ämter existierten nur bis 1747. Auf die Darstellung der ehemals vorhandenen Wappen der Städte und Märkte wurde bewusst verzichtet. Der dreifärbige Marmorboden (weiß, rot und schwarz) sowie die stuckmarmornen Türumrahmungen und der Kamin an der Südseite stammen von Francesco Robba aus Venedig (1749). Der Kamin an der Nordseite wurde erst 1909 durch Josef Kassin erneuert. 2006 stellte man vor diesem Kamin den originalen Fürstenstein, auf dem bis 1414 die Kärntner Herzöge eingesetzt wurden, wieder auf.

Der Kleine Wappensaal wurde früher als Ratsstube bezeichnet. Hier fanden die Sitzungen der Verordneten statt. Diese hatten die Funktion, die in etwa der heutigen Landesregierung entspricht. Heute finden hier Ausschusssitzungen des Landtages statt. Der Saal ist mit 10 x 6,5 m wesentlich kleiner als der Große Wappensaal. Auch er wurde 1740 von Josef Ferdinand Fromiller malerisch gestaltet. An seinen Wänden finden sich 298 Wappen von Kärntner Burggrafen, Generaleinnehmern, Landespräsidenten und Verordneten. An der Decke ist in einem Fresko „Die Wahrheit als Tochter der Zeit“ allegorisch dargestellt. Auch dieses ist von einer Scheinarchitektur begrenzt. Beim 18 x 9 m großen Landtagssitzungssaal handelt es sich um die einstige Landstube, über der sich einst die Rüstkammer für Harnische sowie Hieb- und Stichwaffen befand. Er wurde 1927 vom Wiener Dombaumeister Karl Holey erneuert und durch die Entfernung der Zwischendecke aufgestockt, so dass auch er nun zweigeschossig ist. Seine künstlerische Erstausstattung ging 1636 durch einen Brand verloren. Suitbert Lobisser schuf 1928 die Fresken der Nordwand. Sie stellen Szenen aus dem Kärntner Abwehrkampf von 1919 dar. Lobisser malte 1938 an den anderen Wänden Szenen, die den Anschluss Österreichs an Deutschland verherrlichten. Sie wurden 1945 verdeckt und später abgenommen. Ähnlich ging es dem Maler Anton Kolig, der den einst 9 x 7 m großen Koligsaal 1929/30 gestaltete. Seine Gemälde wurden 1938 als entartete Kunst betrachtet und zerstört. Koligs Enkel Cornelius wurde 1998 mit einer Neugestaltung des Saales beauftragt. Diese führte zu jahrelangen Diskussionen. Mittlerweile hat man sich daran gewöhnt. Suitbert Lobisser schuf gemeinsam mit Richard Knaus und anderen Malern auch den künstlerischen Wandschmuck im Landhauskeller.

Lage: Kärnten – 9020 Klagenfurt, Landhaushof

Besichtigung: vom 1. April bis 31. Oktober (Mo – Sa 09.00 – 17.00) können die Prunksäle im Rahmen einer Führung besichtigt werden


Weitere Literatur:


21.10.2012