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Arl - Arlen - Arlberg


Die Burg Arl lag ca. 5 km östlich des Arlberg Passes auf einer niederen Bergkuppe, die heute noch Schlosskopf genannt wird, oberhalb von Nasserein im Stanzertal, einem Ortsteil von St. Anton am Arlberg. Angeblich besaß die Burg einen quadratischen Bergfried von 10 x 10 m Seitenlänge, der von einer Ringmauer umgeben war. Seine Mauern waren, wie sich auf Grund von archäologischen Untersuchungen, die 1974 stattfanden, vermuten ließ, ca. 2 m stark. Ca. 20 m bergwärts trennte ein Halsgraben die Anlage von einem steil ansteigenden bewaldeten Berghang. Dieser wurde „Herrenwald“ genannt. Er wurde 1218 von den Grafen von Montfort dem Johanniterorden übergeben. Bald danach wurde die kleine Burg erbaut. Ihr Hauptzweck war die Sicherung des Verkehrs über den Pass. Die Rodung und Erschließung der Ostseite des Arlberges lag in den Händen der Herren von Schrofenstein, die auch die Burg Arl oder Arlen bemannten. Zu ihr gehörte auch der etwas unterhalb liegende Bauhof, der heute noch – wenn auch mehrfach umgebaut und erneuert – existiert. 1279 wird erstmals ein Otto de Arlberch genannt. Er dürfte zur Familie der Schrofensteiner gehört haben. Während die Grafen von Montfort vor allem den von West nach Ost verlaufenden Verkehr förderten, waren die frühen Habsburger vor allem am Ost/West-Verkehr interessiert, nachdem sie 1363 Tirol und 1375 die Herrschaft Feldkirch erwerben konnten. Sie gaben Arl als Lehen an die Herren von Überrhein weiter. Auf Arl (Arlen) lebte im letzten Viertel des 14. Jahrhunderts Heinrich „Findelkind“ als Knecht und Schwertträger des Burgherrn Jakobs von Überrhein. Er erhielt 1385 von Herzog Leopold III die Erlaubnis, auf der Passhöhe des Arlbergs das St. Christophorus-Hospiz zum Schutz der Reisenden zu errichten. Beim Einfall der Appenzeller dürfte Arl 1406 von diesen gestürmt und zerstört worden sein. Bei dieser Gelegenheit wurde Jakob von Überrhein, der die Verteidigung geleitet hatte, von den Appenzellern gehängt. Da die Burg später nicht mehr urkundlich erwähnt wird, dürfte man auf einen Wiederaufbau verzichtet haben. Der Bauhof wurde aber weiterhin als landesfürstliches Lehen vergeben. Lehensnehmer waren meist lokale Gewerken und Kleinadelige. Seit Mitte des 19. Jahrhunderts gehört der Burgplatz der Familie Alber. Von der Burg selbst ist kein aufgehendes Mauerwerk erhalten, doch benützte man das noch brauchbare Material (darunter zahlreiche Buckelquader des ehemaligen Bergfrieds) um 1890 zur Errichtung einer bescheidenen Lourdes-Kapelle.

Angeblich bestand auch eine landesfürstliche Burg namens Arlberg, doch steht deren Standort heute nicht einmal fest. Die meisten Burgenforscher bestreiten deren Existenz und vermuten, dass die Burg Arl bereits im ersten Viertel des 14. Jahrhunderts während einer Fehde zerstört und ihr an gleicher Stelle errichteter Nachfolgebau Arlberg genannt wurde. In den eher wenigen Urkunden des 14. Jahrhunderts werden meist beide Namen verwendet, wobei Arl der ältere ist. Die ohnehin sehr spärlichen Mauerreste der Burg wurden 1974 weiter reduziert, als sie für einen geplanten Kaffeehausbau geopfert werden mussten.

Lage: Tirol/Arlberg – am oberen Ortsende von Nasserein

Besichtigung: die Kapelle und der Schlosskopf sind frei zugänglich


Weitere Literatur:


01.10.2012