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Wolfurt


Die auf einem niederen Bergsporn über der gleichnamigen Stadt liegende Anlage macht einen sehr malerischen Eindruck, stammt aber weitgehend aus dem 19. bzw. 20. Jahrhundert. Sie ist eine Gründung der lindauischen Ministerialen von Wolfurt. Urkundlich wird sie zwischen 1217 und 1226 erstmals genannt. Die Burg ist aber älter. Sie wurde zum Schutz des Kellhofes, dem Sitz des Niedergerichtes Hofsteig und des ihn umgebenden Dorfes errichtet. Das Reichslehen befand sich bis zum Beginn des 15. Jahrhunderts im Besitz der Wolfurter. 1402 erwarb das Kloster Mehrerau die Hälfte des Wehrbaues von den Wolfurtern, die ihre beste Zeit bereits hinter sich hatten. Die Burg wurde Sommersitz der Äbte. Noch vor der Mitte des 15. Jahrhunderts wurde Wolfurt landesfürstlich. 1451 fiel es an Österreich und wurde seither als Lehen an verschiedene Bregenzer Patrizierfamilien vergeben: zuerst Kaisermann, dann Leber von Wolfurt (1463). 1529 mietete Fürstabt Kilian German von St. Gallen die Burg. Während der Reformation mussten er und etliche seiner Mönche aus St. Gallen flüchten und suchten hier Asyl. Er ertrank aber schon im nächsten Jahr auf einem Ritt durch die Bregenzerach. 1653 übernahm Johann Wilhelm Marius das mittlerweile heimgefallene Lehen. Er musste sich verpflichten, die bereits verwahrloste Burg wieder zu renovieren. Der herrschaftliche Amtmann Benedikt Reichart aus Bregenz wurde 1696 mit Wolfurt belehnt. Er veranlasste um 1707 den barocken Umbau im Inneren. Aus dieser Zeit stammen die Stuckplafonds und bemalten Türen. Die in Stein gehauene Jahreszahl 1707 weist auf diese Arbeiten hin. Nachdem 1750 Josef von Tröndlin den Bau erworben hatte, gelangte er bereits zwei Jahre später in bäuerlichen und dann in bürgerlichen Besitz. Nach 1856 kam es durch einen Bregenzer Kaufmann zu einem Umbau im neoromanischen Stil. Weitere Umbauten wurden ab 1937 nach Plänen von Johann Anton von Tscharner durchgeführt. 1939 richtete ein Brand schwere Schäden an. Der Wiederaufbau erfolgte 1940/41 in gotischen Formen nach Plänen des gleichen Architekten. 1945 wurde die zum Schloss gewandelte Burg zum Sitz der französischen Militärkommandantur für Vorarlberg. Seit der Vorkriegszeit ist die Burg im Besitz der Industriellenfamilie Schindler.

Die gut erhaltene Burg ist ein einfacher Bau aus dem 13. Jahrhundert. Die Anlage ist etwa 40 m lang und 16 m breit. Sie besteht aus dem romanischen Bergfried an der schmalen Zugangsseite im Osten und dem talseitigen Palas im Westen, der aber erst aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts stammt. Entlang der nördlichen Ringmauer wurde 1940/41 ein weiterer Wohntrakt erbaut, der mit einem außen vorkragenden Fachwerkobergeschoß versehen ist. Auch der stattliche Torbau im Osten wurde erst 1940/41 errichtet. Der viergeschossige Bergfried hat einen quadratischen Grundriss bei einer Seitenlänge von 9 m. Die Mauerstärke liegt bei etwa 2,3 m. An seinen Kanten ist er mit großformatigen Buckelquadern verstärkt. Die großen regelmäßigen Fenster sind für einen mittelalterlichen Bergfried natürlich völlig unmöglich. Sie wurden erst im 16. und vor allem im 19./20. Jahrhundert ausgebrochen. Ein nach Süden gerichteter einfacher Lichtschlitz blieb im Original erhalten. Eine Wendeltreppe führt im Inneren bis zur Turmplattform. An der nördlichen Außenfront wurde ein Wappenstein der Leber von Wolfurt angebracht, der mit 1536 bezeichnet ist. Die Wehrplatte mit ihrem Zinnenkranz wurde erst 1937/38 aufgesetzt. Vom Palas gehören nur die Außenmauern mit den kleinen Viereckfenstern in der Nordwand zum Altbestand. Der Treppengiebel wurde 1940/41 aufgesetzt. Ein früher über dem Hofportal angebrachter Wappenstein trägt den österreichischen Bindenschild und die Jahreszahl 1707. Er befindet sich jetzt am hofseitig vorspringenden Treppenhaus. Bei den Umbauten des 19. und 20. Jahrhunderts hat man zahlreiche spätgotische Werksteine wiederverwendet.

Lage: Vorarlberg/Rheintal – oberhalb der gleichnamigen Stadt

Besichtigung: nur von außen möglich


Weitere Literatur:


25.09.2012